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10 Jahre Literatopia - Swantjes Highlights

Eines steht fest: Ich schulde Gesa Schwartz eine Menge. Sie hat mir nicht nur geholfen, als ich meine BLL (Teil der Abiturprüfung) über ihre Kurzgeschichte „Das Herz in der Dunkelheit“ geschrieben habe, sondern ist auch indirekt dafür verantwortlich, dass ich bei Literatopia gelandet bin. Als ich vor einigen Jahren vom großartigen Cover von „Grim – Das Erbe des Lichts“ dazu angeregt wurde, das Buch aufzuheben und umzudrehen, wurde ich auf das lobende Zitat auf dem Buchrücken aufmerksam, das von einer gewissen Seite namens „Literatopia“ stammte. Das Buch kam mit (was sich als gute Entscheidung erwies) und ich beschloss nach der Lektüre, Literatopia zu googeln und mir die komplette Rezension durchzulesen (ich habe diesen Tick, dass ich besonders gerne Rezensionen zu Büchern lese, die ich bereits kenne, um meine Erfahrungen mit denen des/der Rezensierenden abzugleichen).

Eine Stunde später war ich immer noch damit beschäftigt, Literatopia-Rezensionen zu lesen und habe in den folgenden Monaten und Jahren immer wieder auf der Seite vorbeigeschaut, bis ich schließlich einen Aufruf fand, sich bei Interesse doch als Redakteurin zu bewerben. Nun bin ich seit etwas mehr über zwei Jahren dabei, konnte den einen oder anderen Artikel zum Phantast-Magazin beitragen und habe eine ganze Reihe von Büchern gefunden, von denen ich nur zu gerne in meinen Rezensionen erzählt habe. Hier ist eine kleine Auswahl:

Einer meiner Favoriten ist „Die Schwerter von Dara“, der Auftakt zu Ken Lius „Seidenkrieger“-Reihe. In einem asiatisch inspirierten Setting entwickelt Liu ein beeindruckendes Epos, das sehr reif und ruhig daherkommt. Die Geschichten vieler Charaktere verflechten sich und man kann beobachten, wie ihre Beteiligung an der Rebellion gegen einen tyrannischen Herrscher sie verändert. „Die Schwerter von Dara“ erzählt nicht nur die Geschichte der Rebellion, sondern kreist vor allem um die Frage, was danach kommt. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung, die im Oktober erscheinen soll.

Wie das von mir aufgesammelte Grim-Exemplar, das mich schließlich zu Literatopia gebracht hat, schon andeutet, bin ich ein großer Fan atmosphärischer Urban Fantasy. Es ist also kein Wunder, dass mir „London“ von Christoph Marzi gut gefallen hat. Er entwirft eine phantastische Parallelwelt, die eng mit dem realen London verwoben ist und schildert Bilder und Szenen, die ihren ganz eigenen düsteren Zauber haben. Ein großes Plus ist außerdem Hauptfigur Emily, die sich kompetent durch diese magische Welt bewegt und dabei sehr menschlich, differenziert und nachvollziehbar erscheint.

Stadt der tanzenden Schatten“ von Daniel José Older ist ein Urban-Fantasy-Jugendroman, der mich sowohl mit seiner Verwurzelung in der Realität, als auch durch seine originellen phantastischen Aspekte und seine lebensfrohen, sympathischen Figuren aufwartet. Mir hat gut gefallen, dass "Stadt der tanzenden Schatten" in einem New Yorker Viertel angesiedelt ist, wo vor allem die Nachkommen von Immigranten leben, deren Traditionen und Familienstrukturen eine große Rolle spielen, aber auch von der jungen Generation weiterentwickelt werden. Es war außerdem nett, einen Jugendroman mit einer entspannten, natürlich wirkenden Liebesgeschichte ohne aufgesetztes Drama zu lesen.

In „Marco Polo – Bis ans Ende der Welt“ greift Oliver Plaschka die Geschichte des berühmten venezianischen Reisenden auf und lässt seine Leser an dessen Staunen über die facettenreiche, fremde Welt teilhaben, die er im fernen Osten findet. Sein schöner Schreibstil und die Einbettung in eine ebenfalls überzeugende Nebenhandlung steigern das Lesevergnügen noch. Auch Tanja Kinkel entführt ihre Leser in „Manduchai“ in die Welt der spätmittelalterlichen Chinesen und Mongolen. Jedoch spielt ihr Roman deutlich später und stellt zwei starke, faszinierende Frauenfiguren in den Mittelpunkt. Beide Romane spielen in Kulturen, über deren Geschichte ich in der Schule wenig gelernt habe, und erinnern noch einmal daran, dass das Mittelalter nicht nur in Europa stattfand.

Linda Nagata und Nnedi Okorafor werfen mit ihren Romanen beide einen Blick in die Zukunft: Nnedi Okorafor schildert in „Lagune“ die Landung von Aliens in Lagos (eine hübsche Antwort auf das Klischee, dass Außerirdische immer in den USA, vorzugsweise in New York landen müssen) und zeichnet dabei ein einprägsames Bild der afrikanischen Metropole. Linda Nagata beschreibt in ihren Thrillern um „The Red“ unsere Welt in der nahen Zukunft und thematisiert Überwachung, Korruption und künstliche Intelligenz, während sie ihren sympathischen Protagonisten auf eine gefährliche Mission nach der anderen schickt. Gerade der erste Band, „Morgengrauen“, findet eine gute Balance zwischen Kritik an Problemen und Tendenzen der Gegenwart und einer Menge spannender Action, die zu Lesen einfach Spaß macht.

Ich habe für Literatopia auch einige Non-Fiction-Bücher rezensiert. Besonders überzeugt hat mich das fantastisch gestaltete „Große Steampanoptikum“ von Clara-Lina Wirz und Alex Jahnke. Dabei handelt es sich um ein Portrait deutschen Steampunkszene, das einen Einblick in diese vielseitige Subkultur gibt und zwischen zwei Buchdeckeln nach bester, kombinationsfreudiger Steampunk-Manier Fotographie, Sachtexte, Prosa und Lyrik zusammenbringt.

Mit „Utopien für Realisten“ liefert Rutger Bregman ein leidenschaftliches Plädoyer gegen Pessimismus und Resignation und entwirft die (teilweise ziemlich gut von empirischen Daten unterfütterte) Perspektive einer Welt mit weniger Armut und weniger unnötiger, freudloser Arbeit. Es hat wirklich gut getan, in unserer zur Resignation einladenden Zeit ein Buch von jemandem zu lesen, der Verbesserungen für möglich hält und konkrete Vorschläge hat.

Es gibt noch viele andere Bücher, auf deren Lektüre für Literatopia ich gerne zurückblicke, und ich freue mich schon auf die nächsten.

Viele Grüße von Eurer

Swantje

lbm18 - Von entspannt über entzückt über verwirrt bis kaputt (15.03.2018))

Guten Abend, meine Lieben,
ich habe mir gerade mit Sushi den Bauch vollgeschlagen und gönne mir jetzt ein Gläschen Wein, während ich den Tag Revue passieren lasse, meine neuen Mitbewohnerinnen zu ignorieren versuche (obwohl die wirklich ganz lieb sind, aber einfach grad für meinen Geschmack etwas zu aufgedreht) und natürlich am Messetagesbericht für euch feile. Viel kann ich heute eigentlich noch nicht erzählen, da es - wegen meiner Schusseligkeit (man kann das "Sch" auch durch ein "D" ersetzen) - nur zwei feste Termine gab, bei denen wir auch wirklich über das kommende Programm gesprochen haben. Es war also verhältnismäßig entspannt für mich, und trotzdem gab es hier und da Momente, wo ich mich ehrlich nach Ruhe gesehnt habe.
 
Entgegen meiner sonstigen Art starte ich in diesem Jahr tatsächlich auch erst am ersten Messetag mit den Tagesberichten. Nicht nur, weil ich das Gefühl habe, dass euch die ganze private Plauderei in diesen Berichten eher langweilt, weil ihr ja viel lieber wissen wollt, was die Verlage so in den kommenden Monaten anstellen und veröffentlichen werden, als mein sonstiger Tagesablauf. Sondern auch, weil ich dieses Jahr aus verschiedenen Gründen (siehe Terminkalender) noch einen ganzen Tag früher angereist bin. Und den gestrigen Tag habe ich, abgesehen von einer kleinen Shoppingtour und ein bisschen Arbeit an den Schattenwegen, ziemlich vergammelt, was mir im Nachgang etwas leid tut, aber offensichtlich auch notwendig war.

Kommen wir nun aber zum heutigen Messetag, denn deshalb seid ihr schließlich hier, oder? Nach einem ausgiebigen und entspannten Frühstück machte ich mich ganz in Ruhe auf den Weg zum Messegelände und war - da habe ich wohl die Anreisezeit ein bisschen verschätzt - so ziemlich genau mit dem Öffnungsgong vor Ort. Sollte mir für die kommenden Messen merken, dass das Hostel hier und die Verbindung mit der S-Bahn eindeutig perfekt und schnell ist.

Als erster Tagesordnungspunkt stand der Besuch beim Amrûn-Verlag an, bei dem ich ja in den letzten beiden Jahren zwischendurch auch mal ausgeholfen habe, außerdem musste ich natürlich fragen, wann ich mit dem nächsten zu korrigierenden Manuskript rechnen kann. (Holly, falls Du das hier liest: BEEIL DICH!!!) Dort hat mich dann die liebe Faye Hell in Empfang und weiter mit zu Voodoo Press genommen. Faye ist nämlich von meiner Arbeit als Korrektorin so begeistert, dass sie mich schon dort angepriesen hat, ich bin nur leider bisher nicht dazu gekommen, meine Referenzliste endlich mal zu aktualisieren.

Also beschlossen wir kurzerhand, das persönlich zu klären. Ist sowieso meistens viel angenehmer. Nun ja, das Ende vom Lied - ich bin eine Visitenkarte sowie ein paar Euro ärmer und habe stattdessen zwei Bücher, die ohnehin schon auf meiner mentalen Wunschliste standen, mitgenommen. So war das eigentlich nicht geplant mit der Zusammenarbeit :D
 
Von diesem spontanen, sehr angenehmen und vielversprechenden Gespräch bin ich dann zum ersten offiziellen Termin geflitzt - allerdings darf ich euch vom Loewe-Verlag noch nicht allzu viel erzählen, da gibt es nämlich noch keine offizielle Freigabe für Titel und Cover der kommenden Bücher. Nur so viel möchte ich euch schon mal verraten: Bereits ab Juli dürfen wir uns bis zum Jahresende auf neue Lektüre von Stefanie Hasse, Mechthild Gläser, Ursula Poznanski, Jochen Till, Marie Lu, V.E. Schwab, Karl Olsberg und auch Derek Landy freuen. Bis auf Till und Landy, wo es Reihenfortsetzungen sind, handelt es sich dabei um StandAlones oder den jeweils ersten Teil einer Dilogie. Und sie klingen alle SO gut, dass ich sie am liebsten sofort haben möchte. Doch wie ihr muss auch ich mich noch ein wenig gedulden - aber hey, es ist ja nicht so, als hätten wir nicht noch genügend anderen Lesestoff, oder?

Nach dem Loewe-Termin hatte ich ein bisschen mehr Freizeit, die ich dazu nutzte, durch sämtliche Hallen einmal durchzugehen, hier und dort zu stöbern und natürlich auch das eine oder andere weitere Buch zu kaufen. Allerdings musste ich die Uhr im Blick behalten, denn ich hatte einen Auftrag - und der führte mich schnurrstracks zum Stand des Festa Verlages, wo ich erst mal eine Einkaufsliste abarbeiten musste. Denn weil ich ein guter Mensch bin, habe ich mich bereit erklärt, für eine Handvoll Festa-Fans jeweils ein Buch von der Messe mitzubringen. Ja, sicher, man kann die auch bestellen. Aber!: Diese Bücher wären dann nicht von Edward Lee signiert, denn der ist dieses Jahr auf der Messe unterwegs für ein paar Gespräche und Signierstunden.

Also kaufte ich erst ein und stellte mich dann mit *flüster* elf oder zwölf Büchern an, um sie ebenfalls signieren zu lassen. Fünf davon gehen an die Vorbesteller, eins werde ich verlosen und fünf bzw. sechs bleiben bei mir im Regal stehen. Man hat Edward ganz deutlich noch den Jetlag angemerkt, er ist auch erst gestern in Leipzig angekommen, und obwohl er vor mir schon gefühlt 100 Bücher und Poster und Autogrammkarten signiert hat, war er immer noch entspannt, freundlich, neugierig - und offensichtlich ein großer Fan von Blooky ;)
 
Anschließend habe ich mich noch mit einzelnen Festalingen unterhalten, unter anderem mit dem Chef des Lektorats, mit dem ich im letzten Jahr auch schon öfter Kontakt hatte. Auch hier darf ich mich bald wieder über neue Aufträge freuen, und das ist in mehrfacher Hinsicht ein echter Grund zur Freude. Ich meine, Festa-Bücher vor fast allen anderen lesen dürfen UND auch noch dafür bezahlt werden? Halloho!?!?

Danach bin ich fix zu Rowohlt rübergehuscht, nur um dort festzustellen, dass ich mir einen falschen Termin notiert hatte und eine geschlagene Stunde zu spät war. Macht aber nichts, wir versuchen es dann einfach am Samstag noch mal. Da bin ich eh gleich nebenan bei Fischer und muss nur einen großen Schritt machen, um den Mittelgang zu überqueren. Dadurch hatte ich dann wieder etwas mehr Freizeit als geplant, verzog mich erst zurück an den Amrûn-Stand, war aber irgendwie zu hibbelig, um dort wirklich lange zu verweilen. Deshalb lauschte ich erst Herrn Christian von Aster ein wenig auf der Leseinsel, während ich mit dem Chef vom Buchheim-Verlag plauderte, und stromerte anschließend wieder Bücher bewundernd (und kaufen *hüstel*) durch die Gänge, bis mein zweiter Termin an diesem Tag stattfand.

Wieder mit der lieben Tina und der lieben Jenny, dieses Mal allerdings beim Ravensburger Buchverlag. Dort waren wir eine etwas größere Gruppe, was aber gar nicht schlimm war, denn so kurz vor Messeschluss kann man auch ohne Probleme einfach so am Stand stehen, ohne im Weg zu sein. Bei Ravensburger wurden uns die vier absoluten Highlights aus dem kommenden Programm vorgestellt, und mit drei von vier Titeln hat es eine ziemlich hohe Quote auf meine Merkliste geschafft. Losgehen wird es mit dem neuen Trilogie-Auftakt "Sturmtochter - Für immer verboten" von Bianca Iosivoni, der schon im Juli erscheint und ein recht interessantes Setting hat. Es spielt nämlich in Schottland - und ich liebe die Cover dieser Reihe jetzt schon! Ebenfalls im Juli wird es außerdem einen ziemlich spannend klingenden Jugendthriller geben, der ein bisschen an "Der talentierte Mr. Ripley" erinnern soll. Ich kenne den Film zwar nicht (glaube ich), aber "Bad Girls" von Emily Lockhart macht mich wirklich neugierig. Im September dürfen sich dann Fans von Julie Leuze auf einen neuen Jugendroman freuen, der dieses Mal in Kanada spielt und sehr viele Geheimnisse zu verbergen scheint. Auch das Cover von "Das Glück an meinen Fingerspitzen" ist wieder ein Hingucker. Außerdem im September im Programm, ein neuer Auftakt des Autorenduos Rose Snow, die starten dann nämlich mit "Ein Augenblick für immer. Das erste Buch der Lügenwahrheit". Und für alle Fans des Duos gibt es zusätzlich noch die tolle Nachricht, dass die 17-Reihe im Herbst 2018 als Taschenbuch bei Ravensburger erscheinen wird.

Nach ein wenig privatem Geplauder verabschiedeten wir uns recht bald und bewegten uns langsam Richtung Pressezentrum, weil Jenny und Tina ihre Jacken dort abgegeben hatten. Auf dem Weg dorthin habe ich Tina spontan noch davon überzeugt, ein ganz bestimmtes Buch zu kaufen, das auch schon in meiner Tasche gelandet war. Wir waren uns auf Anhieb einig, dass wir in die Cover verliebt sind und der Inhalt so wahnsinnig gut klingt, dass wir es einfach haben müssen - "die Cover", weil es sich auch hierbei um einen Trilogie-Auftakt handelt. Mal schauen, ob wir es dieses Mal schaffen, das Buch dann doch mal zusammen zu lesen. Habe ja heute ein paar mehr mitgenommen ...

Das war es dann auch eigentlich schon für den ersten Messetag. Wirklich viel ist nicht passiert, und trotzdem habe ich jetzt richtig viel geschrieben. Messeberichte beflügeln irgendwie die Schreibmotivation. Für heute reicht es nun aber auch, hier schließt sich der Kreis zum Beginn des Berichtes und es wird auch allmählich Zeit fürs Bett.

Habt noch einen schönen Abend und eine gute Nacht. Ich melde mich morgen wieder, versprochen ;)


Dies ist ein Gastbeitrag von Schattenwege.net, der privaten Seite unserer Chefredakteurin Jessica.

10 Jahre Literatopia!

Liebe LeserInnen,

eigentlich hatten wir unseren zehnten Geburtstag bereits im Februar, aber wie das leider oftmals so ist, blieb neben dem Brotjob in den letzten Wochen kaum Zeit dafür, Beiträge zu verfassen. Und da ich es nicht bei einem schlichten „juhu, 10 Jahre Literatopia!!!“ belassen, sondern ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern wollte, habe ich diesen Beitrag vor mir hergeschoben.

In den vergangenen zehn Jahren ist unheimlich viel passiert, vieles hat sich verändert, vieles aber auch nicht. So sind beispielsweise immer noch einige Redakteure und Forenmoderatoren aus der Anfangszeit dabei. Und von diesen Anfängen will ich in diesem ersten Beitrag ein bisschen erzählen – geplant sind noch weitere Beiträge, teilweise auch von unseren Redakteuren, die ihre Lieblingsbücher noch einmal vorstellen wollen.

Literatopia wurde 2008 eher aus der Not heraus geboren, da das Portal, bei dem ich und andere von uns davor aktiv waren, zunehmend verwaiste und zudem der Inhaber der Seite verschollen war. Es kam, wie es kommen musste, und das damalige Forum verwitterte technisch zunehmend und war irgendwann gar nicht mehr erreichbar. Wir beschlossen, etwas Neues, Eigenes zu machen und entschieden uns auf meinen Vorschlag hin für den Namen Literatopia …

Anfangs war ich nur Forenadministrator, denn mein Schwerpunkt war das Schreiben und das Kommentieren von Werken anderer Schreiberlinge. Zwei unserer damaligen Kollegen dagegen wollten neben dem Forum ein Rezensionsportal mit Interviews etc. aufbauen. Dafür steuerte ich anfangs vor allem Autoreninterviews bei. Ansonsten stand für mich das Forum an erster Stelle, das damals sehr von der Zusammenkunft alter Bekannter aus dem Vorgängerforum und von „Flüchtlingen“ eines anderen geschlossenen Forums lebte. Da ich davor in beiden Foren aktiv war, kannte ich viele der damaligen User schon längere Zeit und so waren wir von Anfang an eine familiäre Gemeinschaft, die aber auch Neulinge gerne integrierte. Das Forum erlebte in den ersten Jahren seine aktivste Zeit, da es einige User gab, die täglich viel Zeit in Literatopia verbrachten und viele von uns selbst Gedichte und Geschichten schrieben.

Im ersten Jahr war jedoch auch abzusehen, dass die Interessen auseinandergehen und die Gründungsmitglieder sich unter Literatopia nicht unbedingt dasselbe vorgestellt haben. Unsere damaligen Kollegen entschieden sich bald, Literatopia wieder zu verlassen und so standen wir da mit einem lebendigen Forum und einer toten Hauptseite, auf der keine News und Rezensionen mehr erschienen und fast alle bisherigen gelöscht waren. Damals wurde mir die Seite übergeben und ich habe tatsächlich überlegt, ob wir die Hauptseite aufgeben und einfach nur ein Forum bleiben sollen. Andererseits hatten wir eine fertige Website, mit der man viel anstellen konnte – und da ein paar Leute aus dem Forum ebenfalls Lust aufs Rezensieren hatten, haben wir Literatopia neugestaltet und ein Redaktionsteam zusammengestellt. Mein Schwerpunkt hat sich dadurch nach und nach auf die Redaktionsarbeit verlagert. Dadurch habe ich das Lesen neu für mich entdeckt und mehrere Bücher pro Monat verschlungen. Literatopia wuchs und gedieh prächtig und 2011 gründeten wir gemeinsam mit fictionfantasy.de das Onlinemagazin PHANTAST, das mir schnell sehr ans Herz wuchs. Themenausgaben sind etwas, das ich sehr gerne mache, weil man dort auch ältere Schätze ausgraben kann und die Interviews mit einem solchen Themenschwerpunkt auch anders und interessanter sind.

Nun sind tatsächlich zehn Jahre vergangen, manche haben uns verlassen, andere sind neu hinzugekommen. Das Leben hat viele von uns eingeholt und Arbeit und Familie fressen viel Zeit, sodass wir momentan nicht so aktiv sind, wie wir es gerne wären. Andererseits ist dies nach wie vor ein Freizeitprojekt, mit dem wir nichts verdienen, aber trotzdem viel gewinnen. Ich beispielsweise habe durch die Arbeit an Literatopia viele interessante Leute kennengelernt, die meine Leidenschaft fürs Lesen und Schreiben teilen. Und viele Bücher hätte ich wohl nie gelesen, wenn sie mir ein Verlagsmitarbeiter oder ein Autor nicht empfohlen hätte. Insofern blicke ich mit Stolz auf die vergangenen zehn Jahre zurück, denke aber gleichzeitig an das, was wir mit Literatopia noch vorhaben.

Die Reise geht weiter – und ich will diesen Beitrag mit dem Hinweis abschließen, dass wir uns über neue Mitreisende sehr freuen würden ;)

Herzliche Grüße

- Judith

fbm17 – Spontane Treffen, Phantastik und Frustration (Tag 3)

Hallo zusammen,

wie angekündigt hier der zweite Messebericht von mir zum dritten (für mich zweiten) und seit langem schönsten Messetag, was vor allem an den tollen Gesprächen mit Autoren und Kollegen lag. Zudem hatten die Verlage am Freitag mehr spannende Titel für mich zu bieten, sodass ich doch noch was habe, worauf ich mich im nächsten Jahr freuen kann. Aber fangen wir mal von vorne an.

fbm201714Auf dem Weg zur Messe hatte ich bei Twitter gelesen, dass Theresa Hannig wieder auf der Messe unterwegs ist und hab sie gefragt, ob sie zufällig morgens am Lübbe-Stand ist. Wir verabredeten uns spontan und hatten ein sehr nettes und intensives Gespräch, das ich gerne noch weitergeführt hätte, wenn nicht der nächste Termin auf mich gewartet hätte. Seltsamerweise redete ich dabei relativ viel, dabei wollte ich eigentlich mehr von der Autorin wissen. Theresa Hannig kümmert sich aktuell noch viel ums Marketing für „Die Optimierer“ (eine spannende Dystopie, die sich vom Einheitsbrei abhebt), schreibt aber schon am zweiten Band, auf den sie sich bald ganz konzentrieren will. Unter anderem haben wir darüber gesprochen, dass Autoren heutzutage viel selbst dafür tun müssen, um überhaupt wahrgenommen zu werden – ein Thema, dass sich unterschwellig durch den ganzen Messetag zog.

Mittags hatten wir unseren Termin bei Carlsen, wo wir uns hauptsächlich dem Jugendprogramm widmeten. Ich bin zwar ein großer Manga- und Comicfan, aber unsere Pressedame kennt sich da leider nicht so gut aus – außerdem weiß ich in dem Bereich sowieso schnell, was mir gefällt, und so sind die persönlichen Empfehlungen auf der Messe da nicht so wichtig. Im kommenden Jahr dürfte vor allem der neue Roman von Victoria Aveyard (Titel: „Vertrauen und Verrat“) interessant werden. Sehr cool sieht das Cover von „Moon Dust“ aus und der Inhalt klang auch nicht übel, den Titel solltet ihr euch unbedingt merken.

Unser zweiter Verlagstermin war bei Droemer Knaur und dort gibt es seit letztem Jahr auch endlich wieder mehr Phantastik. Ich war schon halb am Aufspringen, als ich den Namen William Gibson auf einem Cover las, aber leider handelt es sich „nur“ um die Taschenbuchausgabe von „Peripherie“. Markus Heitz liefert nächstes Jahr mit „Die Klinge des Schicksals“ wieder einen Dark Fantasy-Roman und von Liza Grimm erscheint mit „Die Götter von Asgard“ der Roman mit dem schönsten Cover des Programms. Hugo-Award-Gewinnerin N.K. Jemisin ist mit „Zerrissene Erde“ vertreten und ich persönlich freue mich auf „Dark Run“ von Mike Brooks. Insgesamt kann sich das ganze Phantastik-Programm sehen lesen, auch wenn mir die Programme von Piper und TOR etwas mehr liegen.

fbm201717Nachmittags hatten wir noch einen Termin bei Coppenrath, einem Verlag, der superschöne Kinderbücher macht, und daneben ein paar ausgewählte Jugendbuchtitel bietet. Dabei haben wir Teri Terry am Stand getroffen und uns ein Exemplar von „Infiziert“ für unser Weihnachtsgewinnspiel signieren lassen (siehe Foto links). Im kommenden Programm war für mich leider nichts dabei, erwähnenswert für unsere Jugendthrillerfans ist vielleicht „Fanatisch“ von Patricia Schröder.

Zwischen den Verlagsterminen traf ich mich mit James A. Sullivan (siehe Foto unten) und seiner bezaubernden Frau, zunächst am Piper-Stand, wo wir erst einmal Messeerfahrungen austauschten. Dort schaute auch Markus Heitz (siehe Foto unten) vorbei und während wir uns darüber unterhielten, dass auf der Messe viel geklaut wird, hat hinter unserem Rücken jemand ein Hohlbein-Buch aus dem Regal gemoppst. Auch ein Exemplar von „Die Granden von Pandaros“ von James fehlte bereits, was Verlage und Autoren aber meist als positives Zeichen werten. Nachmittags verabredeten wir uns nochmal spontan zum Essen und ich weihte James und seine Frau in die Geheimnisse des legendären Pizzastands ein. Dabei schaute Eva Bergschneider von phantastisch-lesen bei uns vorbei und obwohl das Treffen leider sehr kurz war, hatten wir ein interessantes Gespräch. Unter anderem ging es um Evas Rede beim Blogger Future Palace (über Phantastik im Feuilleton), die ärgerlicherweise mittendrin abgewürgt wurde.

Am Abend traf sich Jessica noch mit einem befreundeten Autor und ich kam mit, weil ich sowieso nichts mehr vorhatte. War ein netter Plausch, in dem aber auch deutlich wurde, dass die Verlagswelt keinesfalls so glänzend ist, wie sie sich auf der Frankfurter Buchmesse präsentiert. Viele Autoren sind frustriert, weil gerade die großen Verlage nur noch in die sowieso schon großen Autoren investieren und für die anderen kaum etwas machen. Kein Wunder, dass immer mehr Verlagsautoren über Selfpublishing nachdenken. So schön die Messe insgesamt war, so deutlich vernahm ich eine gewisse unterschwellige Frustration, die man in der Bücherwelt schon lange spürt, weil sie einfach riesengroß geworden ist. Jeder kämpft auf diesem riesigen Markt um Aufmerksamkeit und wenn man heutzutage als Autor eher schüchtern und zurückhaltend ist, hat man es schwer. Man muss viel selbst investieren und lernen, sich und seine Werk gut zu präsentieren. Und man muss bereit sein, finanzielle Durststrecken zu ertragen, denn die meisten Autoren können nicht davon leben und wenn sie genug Zeit zum Schreiben haben wollen, geht es ohne Unterstützung des Partners zum Beispiel nicht.

In diesem Sinne kann ich jeden, der in welcher Form auch immer im Netz über Bücher schreibt, über die Tellerränder hinauszuschauen und Newcomer und Kleinverlagsautoren mehr zu unterstützen. Schaut nicht immer nur auf die Bestseller und gebt euch selbst die Chance, die nicht so bekannten, tollen Titel zu entdecken!

Bis zum nächsten Jahr

- Judith

fbm201711