Blog

#fbm15 - Auf der Suche nach der Phantastik (16.10.2015)

Hallo zusammen,

buchmessebaumnachdem ich gestern Abend standesgemäß ziemlich stark erkältet von der Buchmesse heimgekehrt bin (wer nicht erkältet war, ist out!), habe ich erst einmal laaaange geschlafen und versuche nun, meine Eindrücke einigermaßen fehlerfrei festzuhalten. Dabei muss ich mich leider auf die Word-Korrekturen verlassen, da der Kopf weh tut und meine Nase davonläuft … aber schön war’s trotzdem. Auch wenn man die Phantastik regelrecht suchen musste. Wer Fantasy, Science-Fiction oder Horror liebt, dem sei ans Herz gelegt, heute auf den BuCon zu gehen – da findet ihr mehr als auf der Messe! (An dieser Stelle liebe Grüße an die Kollegen vom Geisterspiegel – ja, ich schäme mich in Grund und Boden, dass ich heute nicht dabei bin) …

Aber ganz so düster, wie das erst einmal klingt, sah es natürlich nicht aus. Allerdings lebt das phantastische Frühjahrsprogramm bei den Verlagen hauptsächlich von Fortsetzungen wie beispielsweise dem dritten Band von „Flammenwüste“ von Akram El-Bahay im September 2016 (das Frühjahr dauert im Verlagswesen nun einmal länger). Mit Akram habe ich mich übrigens sehr nett unter einem schillernden weißen Baum (ja, den kennt ihr schön) über 1001 Nacht und Drachen unterhalten. Natürlich durfte er noch nicht wirklich viel vom dritten Band verraten, lediglich, dass er so gut wie fertig ist und die Leser keinen total überfrachteten Trilogieabschluss befürchten müssen.
Mit „Zorn und Morgenröte“ kommt im Februar 2016 übrigens ein weiterer orientalischer Titel, der an die Geschichte von Scheherazade angelehnt ist – inklusive bösem Kalifen, der seine Frauen alle nach einer Nacht umbringt, sich aber später als gar nicht so furchtbar entpuppt. Mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden.

 

piperfantasy

 

Nachdem bei den meisten großen Verlagen die Phantastik inzwischen eher ein Randphänomen ist, gab es bei Piper wieder ein umfangreiches und tolles Fantasy/Science-Fiction-Programm zu bestaunen: Die Leser dürfen sich über einen neuen Roman von Christoph Hardebusch freuen, der im März 2016 mit „Feuerstimmen“ eine Drachengeschichte vorlegt. Außerdem startet mit „Schwarzer Dolch“ eine neue Reihe des russischen Autors Alexey Pehov. Darüber hinaus gibt es mit "Rotes Gold" etwas neues von Robert Corvus und weitere spannende Titel von deutschen Autorinnen, wie beispielsweise „Die Magie der Namen“ bei IVI, und endlich auch wieder Urban Fantasy samt wunderschönem Cover – im Mai 2016 solltet ihr auf jeden Fall Ausschau nach „Sommergeistern“ halten ;) …
Einer meiner Wunschtitel aus dem kommenden SF-Programm ist „Chrysoar“ von James A. Sullivan, der mit Bernhard Hennen bereits „Die Elfen“ geschrieben hat. Bei der SF bleibt Piper dem aktuellen Konzept treu und präsentiert wieder vier neue Titel, unter denen ein Spitzentitel aus Übersee, ein deutscher Roman, leichte SF-Kost sowie ein Klassiker sind. Ich freue mich persönlich sehr über die SF-Titel bei Piper und hoffe, dass sich daraus ein langfristiges Programm entwickelt - was natürlich nur bei einem gewissen Erfolg klappt. Insofern: Lest mehr SF! :)

gesa bloggertreffenIm Messetrubel haben Gesa Schwartz und ich es geschafft, uns immerhin drei Mal kurz zu treffen und ein bisschen über „Nacht ohne Sterne“ und die Entwicklung der Phantastik zu sprechen, die momentan einen schweren Stand hat. Von vielen Verlagen werden die Fantasytitel eher stiefmütterlich behandelt, viele setzen auf neue Pferde und irgendwie mangelt es an Begeisterung seitens der Verlagsmenschen. Dabei wird Phantastik nach wie vor gerne gelesen. Nur ein Zugpferd wie „Harry Potter“ oder „Die Tribute von Panem“ ist nicht in Sicht und da ist bei den meisten Verlagen Vorsicht angesagt. Fans von Gesa Schwartz sei jedoch gesagt, dass es definitiv neue Romane von ihr geben wird und dass die Wartezeit wahrscheinlich nicht allzu lang ausfallen wird.
„Nacht ohne Sterne“ hat Gesa unter anderem auf dem Random House Bloggertreffen präsentiert, wohin ich sie kurzfristig begleitet habe, um sie in der Fantasyecke abzustellen (welche mit Luftballons und einem kleinen Drachenschild markiert war). Kurz nachdem das Foto samt Menschenmasse geschossen war und die erste junge Dame ihr Buch von Gesa signiert haben wollte, kam Bewegung in die Menge – ganz nach dem Motto „Da ist eine Autorin!“ – und plötzlich war sie umringt von Fans, die ein Autogramm und ein Foto wollten. Der perfekte Zeitpunkt also, um mich zurückzuziehen und zu meinem Treffen mit PHANTAST-Redakteurin Eva Bergschneider aufzubrechen, mit der ich fleißig die übernächste Ausgabe geplant habe. (pssst … es wird fantasylastig). Danach traf ich mich mit Daniela Knor, um ein bisschen über ihren aktuellen Roman „Drachenblut“ zu plaudern und einen Crépes zu essen (irgendwie war die Buchmesse wieder sehr ungesund, ich habe hauptsächlich von kleinen Süßigkeitenspenden seitens der Verlage gelebt).

Dicke Katzen-Plüschtiere und Selfpublisher verdrängen Comics

Bereits im vergangenen Jahr berichtete ich Euch vom Rückgang der Comicecke, die zunehmend von Merchandising-Ständen mit dicken Katzen-Plüschtieren und sexy Animefiguren verdrängt wurde. Inzwischen ist von den deutschen Verlagen fast gar nichts mehr zu sehen, einzig Cross Cult sticht aus dem sehr kleinen Comicbereich heraus, wobei auch hier abzusehen ist, dass die Messe langfristig nicht mehr interessant ist, denn sie ist zu teuer geworden. Zudem lohnen sich Spielemessen und Comicconventions, die es glücklicherweise immer zahlreicher gibt, einfach mehr.
Trotzdem möchte ich euch einen herausragenden Titel vorstellen und zwar „Das Upgrade“ von Sascha Wüstefeld und Ulf S. Graupner. Man kann gar nicht wirklich in Worte fassen, worum es in diesem durchgeknallten Surf-Rock-DDR-Superhelden-Drama geht, aber wer ausgefallene deutsche Eigenproduktionen liebt, sollte auf jeden Fall einen Blick riskieren! (oder auch zwei oder drei …) Auf folgendem Foto seht ihr übrigens nahezu den ganzen Comicbereich:

 

comic buchmesse2015

 

So, jetzt habe ich den Punkt erreicht, an dem ich keinen richtigen Satz mehr formulieren kann, und verziehe mich wieder ins Bett (eventuell gibt es Montag noch einen Abschlussbericht, in dem ich noch ein paar Sachen nachhole). Auch wenn ich nicht restlos begeistert von der Buchmesse war, da sie ihre Vielfalt immer mehr einbüßt, gab es doch ein paar kleine Leckerbissen in den kommenden Programmen und viele schöne Wiedersehen. Für die einen ist Frankfurt die Businessmesse schlechthin, für mich ist sie eher ein Familientreffen und es fühlt sich jedes Mal an, als wäre man nie weggewesen …

Viele Grüße

- Judith

fbm15 - Termine, Termine, Termine! (15.10.2015)

indonesia
Der terminreichste Tag der diesjährigen Frankfurter Buchmesse liegt bereits seit einigen Stunden hinter mir und nachdem ich das heutige Material und meine Notizen gesichtet habe, fühle ich mich jetzt bereit, euch auch den zweiten Messetagesbericht zu schreiben. Bei einem frischgezapften, kalten Bierchen in der Hostellobby, weil so der Weg für Zigarettenpausen nicht so lang ist ;) Das W-Lan suckt hier ziemlich, aber zum Glück brauche ich ja nicht viel, um diesen Bericht zu tippen. Alles andere würde ohnehin nur zu sehr ablenken und das alles würde wieder länger dauern als geplant und gedacht.

Heute war ich die meiste Zeit mit meinen Kolleginnen von Literatopia unterwegs, doch es gab auch den einen oder anderen Einzeltermin, den wir jeweils wahrgenommen haben. Alles in allem war es ein sehr aufschlussreicher Tag und die Wunsch- bzw. Vormerklisten sind wieder um ein Vielfaches gewachsen. Auch konnte ich heute einige Titel bereits direkt mitnehmen, sodass sich mein aktueller Reise-SuB ebenfalls über Zuwachs gefreut hat, als ich wieder ins Hostel kam. Mal schauen, wie viel ich in den nächsten Tagen noch runtergelesen bekomme, bevor ich Sonntagabend wieder völlig geschafft, aber unglaublich glücklich in meiner Herzensstadt ankomme.

Los ging es direkt morgens um 10:30 Uhr bei Beltz/Gulliver, wo ich erstmal vertretungsweise als "Chefin" auftrat, weil Judith mit dem Fernbus pendelte und der natürlich ordentlich Verspätung hatte. Sie stieß dann irgendwann nach der Hälfte des Gespräches zu uns und kam erstmal ganz in Ruhe an, während ich mir das kommende Programm weiter vorstellen ließ. Und da warten einige spannende Titel! Unter anderem wird es einen neuen Roman von Katja Brandis geben, von Nicole Boyle Rødtnes wird mit "Wie das Licht von einem erloschenen Stern" ein Buch außerhalb ihrer Fantasy-Trilogie "Die Töchter der Elfe" erscheinen. Von dieser steht übrigens auch der zweite Band schon in den Startlöchern und natürlich werdet ihr zeitnah die Rezensionen auch auf den Schattenwegen finden (wirklich! *husthust*). Weiterhin hat eine kommende Anthologie mit "doppeltem Boden" (so hat es unser Verlagskontakt formuliert) erwartet - allein der Name "Hinter den Lichtern" suggiert soviele Möglichkeiten, dass ich einfach unglaublich neugierig bin. Weiteres Interesse haben der Mystery-Thriller "Lily Frost" von Nova Weetman und die anscheinend sehr plastische und authentische Mobbingstory "Hass gefällt mir" von Johanna Nilsson geweckt. Ich jedenfalls bin gespannt, ob die Bücher dann auch tatsächlich halten, was Titel und Cover jeweils versprechen.

fbm15-schmetterlingsmacht-zitatAch, und was mir gerade noch wieder einfällt - vor dem Termin habe ich ein wenig in den Regalen gestöbert, um meine Wartezeit zu verkürzen bzw. zu versüßen, und da bin ich doch tatsächlich auf einen Buchrücken gestoßen, auf dem eine meiner Rezensionen zitiert wird! Ja, ihr lest richtig. Mein Zitat auf einem Buchrücken. Steht zwar "Literatopia" drunter, aber trotzdem ist es meine Rezension *stolz geschwellte Brust* Welches Buch es ist, wollt ihr wissen? Verrate ich euch gerne - "Die Macht des Schmetterlings" von Matt Dickinson. Ein Buch, das ich ohnehin immer wieder gerne empfehle.

Danach ging es für mich weiter zu Coppenrath, auf diese Termine freue ich mich immer ganz besonders (liebe Kiki, falls Du das hier lesen solltest, ja, wegen Dir! ;)) Durch meine drei Monate in Los Angeles sind auch ein paar eigentlich vorgemerkte Rezensionsexemplare liegen geblieben, die ich liebenswerterweise direkt mitnehmen durfte. Eine Aufzählung braucht ihr hier jetzt aber nicht zu erwarten, da spanne ich euch einfach noch so lange auf die Folter, bis ich zum Lesen und Rezi-Tippen gekommen bin ;) Viel interessanter ist ja auch das kommende Programm, das im Jugendbuchbereich wie immer recht klein ausfällt, dafür aber umso interessantere Titel hat. Wirklich hellhörig gemacht haben mich dabei das fantastische "Dragon Fly" von Antoinette Lühmann, mit der ich auch ein Interview plane (hört auf, mit den Augen zu rollen! ;)), und das realistische "Playlist for the Dead" von Michelle Falkoff. Ich denke, beide werden recht schnell nach Erscheinen in meinem Bücherregal einziehen, und ja, ich werde mich bemühen, sie dann auch schnell zu lesen und zu besprechen ;)

Anschließend hatte ich nach einer kurzen Pause den ersten Termin mit dem Gmeiner Verlag, der vor allem durch seine Regionalkrimis bekannt ist. Eigentlich ein Genre, mit dem ich an sich nicht viel anfangen kann, wenn die Krimis nicht gerade in Hamburg oder Berlin spielen. Ich habe da diesen Spleen, dass ich die Orte gerne (wiederer)kenne, wenn ich die Story lese. Aber tatsächlich konnte die Verlagsmitarbeiterin auch hier mein Interesse mit einigen Titeln wecken, auch solchen, die nicht in Hamburg angesiedelt sind. So wanderten zum Beispiel "Verspielt" und "Immerstill" von Roman Klementovic sowie die Reihe um Kommissar Pohlmann von Jörg S. Gustmann auf meine Interessenliste. In Hamburg spielend durften sich dann noch "Wer Sünde sät" von Hans W. Cramer, "Knochentanz" von Sandra Dünschede sowie die "Stadtgespräche aus Hamburg" dazu gesellen. Auch hier wird sich erst noch zeigen, wie weit das Programm des Verlags tatsächlich ein Zuhause auf den Schattenwegen finden wird, aber ich bin zumindest schon mal neugierig, und das bedeutet schon eine ganze Menge.

fbm15-ausblick-script5Und so kam dann auch endlich ein weiteres All-time-Highlight - unser Termin beim Doppelstand von Loewe und Script5, von wo aus man wie immer einen großartigen Ausblick auf die untere Etwage der Halle 3 hat. Hier wurden mir persönlich kleine Freudenschreie entlockt, als die Vorschau des kommenden Frühjahrprogramms von Loewe folgende Titel offenbarte: "Infernale" von Sophie Jordan, "Die Wahrheit trügt" von Arno Strobel und "Ein Sommer ohne uns" von Sabine Both - vielleicht den meisten besser bekannt als Franziska Moll. Weiterhin sind jeweils der zweite Band zu "Das Licht von Aurora" von Anna Jarzab und "Infinity Drake" von John McNally sowie ein neuer Roman namens "Panthersommernächte" von Bettina Belitz zu erwähnen. Im script5-Programm hingegen steht nur ein einziger Titel, der jedoch auch sehr vielversprechend klingt - "The Returned - Die Vergangenheit kehrt zurück" von Seth Patrick, welcher anscheinend auf dem Drehbuch zur gleichnamigen Serie basiert. Mystery, die ganz nach meinem Geschmack zu sein scheint, wenn man denn dem Pressemenschen glauben darf. Und da er bislang fast immer richtig lag, was meinen Lesegeschmack angeht, vertraue ich auch in diesem Fall auf sein Urteil ;)

Einen nahezu fließenden Übergang hatten wir dann zum Termin mit Carlsen, der zeitlich und platztechnisch leider etwas knapp bemessen war, sodass uns nur die wichtigsten Titel vorgestellt wurden. Auf meiner persönlichen Interessenliste hängen geblieben sind dabei "Verity heißt Wahrheit" von Jeannine Waudby, "Dich immer wiedersehen" von Jennifer E. Smith, "play2live" von Kirsty McKay und "Zugvogelzeit" von Dawn O'Porter, deren erster Roman "Papierfliegerworte" mich direkt aus dem Regal anlachte und sofort auf meine Wunschliste gewandert ist.

fbm15-wochenendeUnd schließlich kam abschließend noch ein spontaner Termin beim Arena-Verlag als letzte offizielle Amtshandlung an diesem Tag. Auch hier blieben leider nur ein paar Momente, auch weil wir erstmal viel privat geplaudert und Meinungen ausgetauscht haben, bevor wir uns auf das kommende Programm konzentrierten. Hier kann ich euch aber immerhin schon soviel verraten: Es warten neue Romane von Antje Babendererde, Kira Gembri und Kim Kestner. Meine Neugier wurde allerdings von drei anderen Titeln geweckt, nämlich von "Eiskalt" und "Lautlos" von der "Dämmerhöhe"-Reihe aus Island von den Autorinnen Brigitta Elín Hassel und Marta Magnadottir sowie "Alba & Seven - Vertraue niemals der Erinnerung" von Natasha Ngan.

Danach schauten wir noch beim Kölschempfang von EgmontLyx vorbei, allerdings war mir da zu viel Trubel, sodass ich mich abseilte und den Heimweg ins Hostel antrat. Wo ich mich jetzt auf ein weiteres Bier, eine letzte Zigarette und anschließend auf meine aktuelle Lektüre im Bett freue. Morgen habe ich meinen ersten festen Termin erst um 12:30 Uhr, daher werde ich wahrscheinlich etwas länger schlafen. So ist zumindest der Plan - ob das so funktionieren wird, wird man dann sehen.

Gute Nacht, ihr Lieben, und bis morgen ;)


Dies ist ein Gastbeitrag von Schattenwege.net, der privaten Seite unserer Chefredakteurin Jessica.

fbm15 – Endlich zurück im Bibliophilen-Mekka! (13./14.10.2015)

fbm15-1Auf diesen Artikel habt ihr sicher schon händeringend, immer wieder den Blick auf die Uhr werfend, langsam verzweifelnd gewartet - aber ich habe euch nicht vergessen und im Gegensatz zur Leipziger Buchmesse, die dieses und letztes Jahr ohne Berichterstattung auf den Schattenwegen auskommen musste, setze ich mich jetzt tatsächlich hochmotiviert an den heutigen Messetagesbericht. In der Hoffnung, dass ich den Daheimgebliebenen wenigstens ein Stück weit das Buchmessengefühl ins Wohn- oder Arbeitszimmer, oder wo immer ihr diesen Artikel lesen werdet, bringen kann. Und tatsächlich ist die Frankfurter Buchmesse auch dieses Jahr wieder ein echtes Abenteuer, wie die ersten anderthalb Tage schon eindrucksvoll bewiesen haben.

Doch beginnen wir am Anfang. Nachdem es am Montag zu einem sich kurzzeitig ankündigenden Herzstillstand kam, weil sich beruflich ganz kurzfristig noch mal alles überschlagen hat und ich ernsthaft darüber nachgedacht habe, meinen Buchmessentrip zwar nicht ganz abzusagen, aber zumindest zu verkürzen, fuhr ich am Dienstagvormittag wie immer pünktlich zum Hamburger Hauptbahnhof, um auf keinen Fall meinen Zug zu verpassen. Der einfach mal, wie sollte es auch anders sein, lockerflockig wegen einer "Störung im Betriebsablauf" zwanzig Minuten später kam. Und anstatt auf der Strecke ein paar Minuten wieder gutzumachen, kamen wir in Frankfurt dann tatsächlich mit einer halbstündigen Verspätung an. War mir ziemlich egal, ich hatte ja Zeit.

Im Hostel angekommen, gab es dann erstmal Diskussionen wegen meiner Reservierung. Normalerweise buche ich die Zimmer immer online, da ich aber letztes Jahr zusätzlich zur Buchmesse Frankfurt auch im Dezember noch einen Besuch abgestattet habe und während dieser Zeit ebenfalls in diesem Hostel wohnte, dachte ich mir, dass es doch eigentlich unkomplizierter ist, das Zimmer direkt zu reservieren und auf Nummer Sicher zu gehen. Eins habe ich daraus gelernt: Nächstes Jahr buche ich wieder online, denn dann muss ich für Bettwäsche und Frühstück nicht extra bezahlen. Immerhin war ich die erste (und vorerst auch einzige) im Zimmer und hatte somit freie Bettenauswahl, weshalb ich mir direkt ein Einzelbett gesichert und zurechtgeschoben habe. Schlafe halt nicht so gerne mit Fremden in einem Doppelbett und kann trotz meiner grandiosen Zeit in Los Angeles auch weiterhin Hochbetten nicht unbedingt viel abgewinnen ;)
Nach einer Dusche gönnte ich mir dann ganz dekandent eine Portion Sushi vom Lieferservice, und eigentlich wollte ich danach noch ein bisschen fleißig sein und euch eine im Zug begonnene Rezension fertig schreiben, aber irgendwie haben dann die unruhige Nacht und das Fresskoma ihren Tribut eingefordert, sodass ich nur mit meiner aktuellen Lektüre unter die Bettdecke gekrochen und verhältnismäßig schnell eingeschlafen bin.

fbm15-sushiBis mich dann nachts um halb eins ein verspäteter Mitbewohner aus dem Schlaf riss, weil er der Meinung war, dass man um diese Uhrzeit in einem Mehrbettzimmer durchaus mit den Türen knallen, sein Handy gefühlte tausend Mal fallen lassen und außerdem auch die Festtagsbeleuchtung einschalten könne. Ich bin trotz knackender, nervtötender Heizung recht schnell wieder weggedöst und habe nur unterbewusst mitbekommen, dass er irgendwas mit Schraubverschluss getrunken hat. Was das war, sollte ich dann am nächsten Morgen bei Tageslicht noch genauer mitbekommen. Jedenfalls verfiel ich wieder in einen unruhigen Schlaf, bis um 05:30 Uhr sein verkackter Wecker losgeht und ungelogen geschlagene fünfzehn oder zwanzig Minuten vor sich hindudelt, bevor er überhaupt irgendwie reagiert. Dann steht er kurz auf, geht pinkeln (bei offener Tür! Ist euch grad die Kinnlade runtergefallen? Dann versetzt euch mal in meine Lage ...) und legt sich wieder hin. Damit zehn Minuten später wieder der Alarm dudelt und er. Wieder. Nicht. Reagiert. Bin dann aufgestanden, hab die Zimmertür recht unsanft hinter mir geschlossen und mein Gemüt mit einer Zigarette vor der Hostellobby ein wenig beruhigt. Als ich wiederkam und grad wieder unter meine Decke schlüpfte, bequemte er sich dann doch aus dem Bett und verließ das Zimmer. Zum Glück dauerhaft, die Putzfrau hat sein Bett am Vormittag abgezogen. Leider hat sie aber die beiden kleinen Jägermeisterflaschen auf seinem Nachttisch übersehen ... Da haben wir das Geheimnis seines nächtlichen Konsums.

Nun ja. Ich sah wenig Sinn darin, noch mal zu schlafen, denn eigentlich war mein Plan, um zehn auf der Messe zu sein und mir endlich mal ausgiebig Zeit für die anderen Hallen zu nehmen. Daraus wurde nicht wirklich etwas, denn ich blieb in meine Decke gekuschelt und las ein paar Seiten, bis die Müdigkeit doch wieder durchbrach und ich einfach noch mal drei Stunden im Traumland verbracht habe. So startete mein Messebesuch doch erst um zwölf Uhr, aber da ich heute nur einen Termin am späten Nachmittag bei den FischerVerlagen hatte, bleib trotzdem genug Zeit, um sich erstmal zurecht zu finden. Die Messe hat nämlich das Pressezentrum einfach mal ans andere Ende des Geländes gelegt, ins Congresscenter, statt es wie sonst in Halle 4 unterzubringen. Dementsprechend ist dieses Jahr alles ein bisschen anders, aber die für mich wichtigste Halle bleibt weiterhin die Nummer 3 ;) In einem kurzen Gespräch mit Harper Collins Deutschland konnte ich eventuell die ersten Fäden für eine neue Zusammenarbeit knüpfen, aber das wird sich in den nächsten Wochen noch genauer zeigen. Der junge Mann, mit dem wir dort gesprochen haben, war der erste Verlagsmitarbeiter, der tatsächlich von allein das Wort "SuB" benutzt hat. Überhaupt war er sehr sympathisch. Mal schauen, wie sich das weiterentwickelt :)

Der FischerVerlage-Termin wurde dann spontan zu einem großen Massenbloggertermin umgewandelt, sodass eigentlich nicht wirklich viel Zeit blieb, über die einzelnen Titel zu sprechen und auch über meinen Amerika-Aufenthalt zu berichten. Das kommende Programm ist in jedem Fall interessant, ich persönlich freue mich sehr auf einen neuen Thriller von Chevy Stevens, auf die Fortsetzung des sehr speziellen Romans "Zum Glück bemerkt mich niemand ... dachte ich" von Liv Marit Weberg (zu dem die Rezi noch aussteht) und einen neuen Jugend-Thriller von Lynn Weingarten. Auch Romantik-Fans werden nicht zu kurz kommen - es warten jeweils ein neuer Roman von Gayle Forman, Jessi Kirby und Paige Toon auf begeisterte Leser. Und auch "Die Seiten der Welt" von Kai Meyer bekommen einen weiteren Band ins Regal gestellt.

strobel-poznanskiTjaaaaa, und somit kommen wir auch schon zum meinem ersten Messehighlight, denn heute Abend durfte ich der Vor-Premiere zu "Fremd" beiwohnen, dem gemeinsamen Thriller-Projekt von Ursula Poznanski und Arno Strobel, das in knapp zwei Wochen offiziell erscheinen wird. Neben den ersten beiden Kapiteln haben die Zuhörer auch ein paar Anekdoten aus dem gemeinsamen Schreibprozess erfahren und dabei herzlich gelacht. Sicher ist, dass die beiden auf jeden Fall viel Spaß bei ihrer Zusammenarbeit hatten - und ich hoffe, ich darf euch an der Stelle schon verraten, dass sie an einem weiteren gemeinsamen Thrillerprojekt arbeiten. Yay!
Zum Glück für mich und andere Fans gab es das Buch schon käuflich zu erwerben, sodass ich es mir nicht nehmen ließ, mein Exempalr gleich signieren zu lassen und es glücklich an mich gepresst durch die Frankfurter Innenstadt zu tragen, als ich nach der Veranstaltung wieder in Richtung Hostel gestolpert bin. Der Rückweg war auch leichter als der Hinweg, denn mehrere Personen, darunter auch Taxifahrer (!!!) konnten weder mit dem Begriff "Frankfurter Kunstverein" noch mit der Anschrift "Markt 44" etwas anfangen. Da habe ich dann kurzzeitig wirklich an der Intelligenz und der Befähigung zum Taxifahrer gezweifelt.

Inzwischen kann ich darüber lachen und mich einfach nur noch darüber freuen, dass ich allen Schwierigkeiten zum Trotz gerade so noch pünktlich war und Arno sich zudem sogar an mein Gesicht erinnert hat. Dass das Interview von der letzten Frankfurter Buchmesse immer noch ungetippt auf meiner Festplatte schlummert, ähm, ja. Vielleicht am Sonntag auf dem Heimweg im Zug ... ;)

Für heute habe ich erstmal genug. Morgen stehen ein paar mehr Termine an, sodass das private Geplauder wahrscheinlich etwas kürzer ausfallen wird. Auch wenn der neue Mitbwohner ein Schnarcher zu sein scheint und ich schon wieder schwarz für ein wenig erholsamen Schlaf sehe. Aber man kann eben nicht alles haben ;)


Dies ist ein Gastbeitrag von Schattenwege.net, der privaten Seite unserer Chefredakteurin Jessica.

Literatopia spielt ... Die Zwerge

Literatopia spielt ... Die Zwerge

kompletter inhaltWie in meinem letzten Blogbeitrag angekündigt, lasse ich heute eine weitere Spielrezension folgen. Nachdem das letzte Mal mit Die Zwerge – Das Duell ein Kartenspiel Thema war, soll es dieses Mal ein Brettspiel sein. Und passenderweise dann auch das Spiel zum Roman Die Zwerge von Markus Heitz, welcher schon für Das Duell die Inspiration lieferte.

Die Zwerge – Das Brettspiel ist bereits 2012 erschienen und hat mehrere Preise gewinnen können. Das Spiel ist für bis zu fünf Personen, die es in die Welt Tungdils und seiner Gefährten führt. Mit Markus Heitz' Vorlage steht damit einer abenteuerlichen Reise nichts entgegen, da die Spieler eben diese Heldengruppe in den Kampf gegen Albae, Orks und Nôdónn, einen bösen Zauberer, führen. Die Zwerge ist ein kooperatives Spiel, bei dem entweder alle gemeinsam gewinnen oder verlieren, einen Sieger gibt es nicht.

Was als erstes auffällt ist das umfangreiche Spielmaterial. Es gibt jede Menge Marker, Würfel, Plättchen, Figuren, Karten und Holzwürfelchen, die im Spielverlauf verschiedene Armeen repräsentieren. Dazu einen großen Spielplan, der das Geborgene Land zeigt und 5 Charakterkarten, auf denen die Werte der einzelnen Helden verzeichnet sind. Das will alles erst einmal sortiert werden. Glücklicherweise geht dies schnell, da alles sehr eindeutig auseinandergehalten werden kann und die Spielanleitung gleich auf der ersten Seite einen guten Überblick gibt, was zusammen gehört. Die Spielanleitung ist dabei erfreulich kurz, es gibt keinen Regelwust, durch den man sich zunächst  arbeiten müsste, um zu verstehen, wie das Spiel funktioniert. Zudem gibt es ausreichend viele ausführliche Beispiele, die Unklarheiten schnell beseitigen. Sicher wird am Anfang immer mal wieder in die Spielanleitung gesehen, aber das ist schnell überflüssig. Die Autoren haben hier eine wirklich gut geschriebene und flüssig zu lesende Spielanleitung vorgelegt.

einzelfigurDer Spielplan zeigt das Geborgene Land und seine verschiedenen Königreiche, hierbei sind vor allem die Tore an den Seiten wichtig, die je einem Zwergenvolk zugeordnet sind. Das der Fünften ist dabei, ganz der Romanvorlage entsprechend, besonders entscheidend. Am oberen Rand befindet sich die Untergangsleiste und am unteren der Rat der Zwerge, dessen Marker entweder nach links oder rechts wandern kann.
In seinem Zug muss jeder Spieler nun zunächst den Heldenmarker auf der Untergangsleiste weiterziehen, was ihn einmal näher an den Untergangsmarker heranbringt und gleichzeitig einen von drei schlechten Effekten hervorrufen kann:
Der Ratsmarker wird nach links in Richtung Bislipur gezogen, Zwergenfans wird dieser Name garantiert etwas sagen und aufstöhnen lassen, oder es werden zwei Bedrohungskarten in den Stapel der Abenteuerkarten gemischt oder neue Armeen der Orks, Trolle und Albae betreten das Land und breiten sich schlimmsten Fall weiter aus und hinterlassen Totes Land. Dies passiert immer sobald fünf Armee auf einem Feld stehen.
Anschließend werden falls nötig neue Szenario- und Abenteuerkarten nachgezogen.

Szenariokarten müssen erfüllt werden, um das Spiel zu beenden und sind in drei Kategorien unterteilt A, B und C. A ist noch leicht zu bewältigen, B ist das Schmieden der Feuerklinge, die dem Buch gemäß hergestellt werden muss und am Ende steht dann eine Karte aus dem Bereich C, welche ist erst klar, wenn das Schmieden der Feuerklinge vollbracht wurde, denn es hängt von der jeweiligen Spielsituation ab, welche gilt.

würfelAbenteuerkarten sind den Szenariokarten ähnlich. Auch sie stellen Aufgaben, die erfüllt werden müssen. Jedoch sind sie leichter zu bewältigen, können den Spielern dafür aber Ausrüstungsgegenstände einbringen, die das Leben erleichtern. Abenteuerkarten müssen nicht erfüllt werden, bringen aber auf jeden Fall mehr Spielspaß und mit der Zeit erzeugen sie durch die beigemischten Bedrohungskarten mehr Spannung.
Nachdem dieser Teil abgehandelt wurde, kann der Spieler endlich aktiv eingreifen. Zwei Aktionen aus vier möglichen stehen ihm dabei zur Verfügung, wobei eine auch doppelt gewählt werden kann. Die Aktionen sind:

Bewegen auf der Landkarte

Der Wert Laufen gibt an, wie viele Würfel geworfen werden können, um zu bestimmen, wie weit der eigene Zwerg kommt. Armeen blockieren dabei den Weg und Totes Land kostet einen Lebenspunkt oder der Heldenmarker muss in Richtung des Untergangsmarkers gezogen werden. Die eindeutig schlechtere Wahl, sobald die beiden Zusammentreffen ist das Spiel verloren. Allerdings auch, wenn einer der Zwerge stirbt. Hier gilt es also abzuwägen, was gerade sinnvoll ist. Die Möglichkeit, die eigene Bewegung zu beschleunigen existiert natürlich ebenfalls, durch auf der Karte verteilte Tunneleingänge.

Bekämpfen der gegnerischen Armeen

spielplanDer Kampfwert gibt die Anzahl der Würfel vor, die benutzt werden darf. Bei einer 4,5,6 kann eine Ork-Armee, bei einer 5 oder 6 eine Troll-Armee und nur bei einer 6 eine Albae-Armee entfernt werden, was Recht gut die unterschiedliche Kampfstärke der Völker wiederspiegelt. Hat man keinen Erfolg, ist der Verlust eines Lebenspunktes die Folge.

Den Rat der Zwerge benachrichtigen

Hierfür ist eine Handwerksprobe nötig. Gelingt sie, so darf der Ratsmarker in Richtung Balendilín verschoben werden, was große Vorteile bringt.

Eine Probe bestehen

Abenteuer- und Szenariokarten verlangen Proben auf verschiedene Dinge. Zum erfolgreichen Beenden des Spieles sind sie unumgänglich.

Mehr gibt es dann eigentlich nicht an Regeln und das Abenteuer ruft. Da Die Zwerge ein kooperatives Spiel ist, sind Einzelkämpfer fehl am Platz und es entsteht am Tisch schnell eine rege Diskussion, was als Erstes, Zweites usw. angegangen werden soll. Dabei spielen vor allem die unterschiedlichen Stärken und Schwächen der Zwerge eine Rolle. Nicht jeder ist ein begnadeter Handwerker oder Kämpfer und so finden sich die Spieler recht schnell in ihre Rollen ein und die einzelnen Aufgaben werden verteilt. Von den Autoren Michael Palm und Lukas Zach wurde darauf geachtet, dass die Zwerge entsprechend ihres Charakters in Markus Heitz' Roman höhere oder niedrigere Werte in bestimmten Fähigkeiten besitzen. Ein Bavragor ist nun mal keine Balyndis. Mit den schön modellierten Figuren, die den Beschreibungen im Roman entsprechend aussehen, ist es umso einfacher sich mit seinem Charakter zu identifizieren, sofern man die Romane gelesen hat, auch ohne jedoch unterstützen sie die Atmosphäre des Spiels und dessen Hintergrund. Gemeinsam kämpft man sich also durch das Geborgene Land und bemerkt kaum, wie die Zeit vergeht. Die Spielmechanik ist gut durchdacht und die Möglichkeit das Spiel schwieriger zu gestalten, ist ebenfalls gegeben.

schachtel1Leider ist die Auswahl an Szenariokarten im Grundspiel nicht sehr groß. Wer häufiger zu den Zwergen greift, dürfte bald immer wieder auf die gleichen Aufgaben treffen. Glücklicherweise haben das die Autoren und der Verlag Pegasus erkannt und recht schnell eine Erweiterung veröffentlicht, die Abwechslung bringt. Vor allem für die Kategorie B der Szenariokarten gibt es jetzt eine Alternative zum Schmieden der Feuerklinge. So steht dann auch häufigeren Besuchen des Geborgenen Landes nichts mehr im Wege. Denn was Themaumsetzung in Spiel und Design angeht, hat Die Zwerge die Nase ganz weit vorne. Der Spielplan ist liebevoll gestaltet und die Karten mit passenden Texten versehen, die die Romanhandlung in das Spiel einbringen. Für Zwergefans ist das Brettspiel damit praktisch Pflicht. Und wer ein einsteigerfreundliches, kooperatives Spiel sucht, kann ganz unbeschwert zu greifen. Es lohnt sich auf jeden Fall. Bei einem Preis um die 40 Euro und der Ausstattung macht man sicher nichts falsch.

Wer im Übrigen weitere Szenariokarten braucht, kann zu Die Zwerge – Das Duell greifen. Das Kartenspiel beinhaltet eine weitere Erweiterung für das Brettspiel, die sich inhaltlich um Markus Heitz neuesten Zwergeroman Triumpf der Zwerge dreht.

Viel Spaß beim Spielen wünscht

Markus

figuren