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Literatopia liest "So ist es gewesen"

Liebe Leserinnen und Leser,

GinzburgNatalia Ginzburg ist eine der bedeutendsten italienischen Schriftstellerinnen des zwanzigsten Jahrhunderts. Das erste Buch, das ich von ihr vor wenigen Jahren gelesen habe, trägt den Titel „So ist es gewesen“, ist ihr zweiter Roman und erhielt 1947 den Literaturpreis Tempo.

Die Ich-Erzählerin, eine namentlich ungenannte Lehrerin, Tochter eines Landarztes, verliebt sich mit 26 Jahren in den vermögenden Mittvierziger Alberto. Er sagt ihr nie, er sei in sie verliebt, aber sie glaubt es, fühlt sich durch ihn aufgewertet. Während der gemeinsamen Unternehmungen ist sie meist am Reden, während er schweigt und kaum etwas über sich preisgibt. Sie träumt von der großen Liebe und erschreckt ihn damit eher, als dass er sich freuen würde. Dennoch heiraten sie bald. Eines Tages erfährt sie, dass Alberto sie mit Giovanna, einer verheirateten Frau und Mutter, betrügt. Die Beziehung dauert bereits elf Jahre an, Alberto liebt Giovanna mehr als seine Frau...

„So ist es gewesen“ ist ein kurzer Roman, der nicht auf das schockierende Ende einer Ehe hin gearbeitet ist, sondern dieses vorwegnimmt. Die Erzählerin beginnt ihren langen Monolog, der Geständnis und Erklärung in einem ist, mit den Worten: "Ich habe ihm in die Augen geschossen."

Dadurch wird jedoch nicht das Spannungsmoment vernichtet, sondern verlagert: wir wollen erfahren, warum es zu diesem Ausgang kam. Die Erzählerin beschreibt lakonisch die eheliche Fallgrube, in die sie sich getrieben fühlt, und aus der sie allein durch die Tötung ihres Ehemanns glaubt herauskommen zu können. Die inhaltliche Kompression und sprachliche Präzision, mit der Natalia Ginzburg die Trostlosigkeit einer menschlichen Existenz tiefendimensioniert auslotet, findet man in der Literatur selten. „So ist es gewesen“ - ein unbedingt lesenswerter Roman, bestens geeignet, um Natalia Ginzburg kennenzulernen, erhältlich als schönes Taschenbuch von Wagenbach.

Viele Grüße

Almut

Literatopia liest "Im freien Fall"

"... oder wie ich mich in eine Pappfigur verliebte" von Jessica Park.

Zugegeben, als ich dieses Jahr auf der Leipziger Buchmesse das Cover von "Im freien Fall" das erste Mal sah, war ich mir sicher, dass das niemals ein Buch für mich sein könnte. Allerdings hat der Verlagsmitarbeiter es dann tatsächlich doch geschafft, mir den Inhalt schmackhaft zu machen, und ich beschloss, dem Titel eine Chance zu geben. Nachdem ich nun letztes Wochenende mein Exemplar zusammen mit einigen anderen Büchern erhalten habe, fiel mir die Entscheidung für meine nächsten Lesestoff daher sehr leicht. Und so befinde ich nun seit Montag gemeinsam mit Julie im freien Fall und gehe der Sache mit dem sogenannten "Papp-Finn" auf den Grund.

Da Lesezeit bei mir momentan leider sehr knapp ist, kann ich dem Buch weniger Aufmerksamkeit widmen, als ich gerne würde, aber schon nach den ersten Seiten wusste ich, dass die Geschichte - trotz des Covers, das mich im Normalfall nicht angesprochen hätte - durchaus etwas für meinen Lesegeschmack sein könnte.
Und spätestens nach dieser Stelle auf Seite 14 war klar, dass ich die Protagonistin (hier im Telefonat mit ihrer Mutter, die sich ständig und immer Sorgen macht) lieben würde:

Ein dunkles Auto wurde langsamer, hielt an und parkte direkt neben Julie in zweiter Reihe. "Mom, ich muss jetzt aufhören. Ich glaube, dieser Matt ist hier."
"Bist Du sicher, dass er es ist?"
Als das Autofenster runtergelassen wurde, warf Julie einen schnellen Blick ins Innere. "Der Typ sieht irgendwie verrückt aus. In der einen Hand hält er Süßigkeiten und mit der anderen schwenkt er eine bluttriefende Sichel. Oh! Er winkt mich zum Wagen. Das muss er sein."

Einfach herrlich, ich musste schon einige Male ziemlich lachen. Julie ist unglaublich liebenswert, auch wenn manch anderer Charakter sich ein wenig anstrengend darstellt. Die Pappfigur, in die sie sich laut Titel verliebt, lernt man recht früh kennen, der freie Fall kommt erst ungefähr in der Mitte des Buches dazu. Ungefähr seit diesem Zeitpunkt beschleicht mich auch immer wieder eine dunkle Ahnung, was es mit eben dieser Pappfigur auf sich hat, und nun freue ich mich auf die verbleibenden 100 Seiten und bin gespannt, ob ich mit dieser Vorahnung wohl richtig liegen werde.

Ihr seid neugierig geworden, aber noch nicht so ganz überzeugt? Dann schaut doch mal auf der Verlagsseite vorbei und werft einen Blick in die Leseprobe :)
Übrigens könnt ihr das Buch noch bis zum 9. August bei unserem aktuellen Gewinnspiel gewinnen.

Lesende Grüße aus Hamburg,
Jessica


Nachtrag: Wie mir der Rest des Buches gefallen hat, könnt ihr in der Rezension nachlesen.

Neuerscheinungen 2015 - Eine Vorschau

Jeder Leser kennt das Gefühl der blanken Vorfreude - jenes Sehnen nach weiteren Büchern von den eigenen Lieblingsautoren und natürlich blicken auch die Redakteure von Literatopia.de gerne in die Zukunft (oder besser gesagt in Verlagsprogramme, die noch gar nichts mit der Gegenwart gemeinsam haben). Da solche begehrlichen Blicke meist Titel erspähen, deren Erscheinungsdatum und Details noch nicht in Stein gemeißelt sind, nutzen wir nun in unserem Blog die Gelegenheit, euch außerhalb unser (halbwegs) verlässlichen Quartals-Rubriken ein "mitfiebern" zu ermöglichen. Viel Freude also, denn ...


 ... voraussichtlich wird im Januar 2015 erscheinen:

Königsschwur von Joe Abercrombie bei Heyne: Prinz Yarvi von Gettland ist ein Krüppel, ein Schwächling, ein Niemand. Mit nur einer funktionstüchtigen Hand geboren und von seinem Vater verachtet, muss er sich mit einem bedeutungslosen Diplomatenposten zufriedengeben. Als sein Vater und sein Bruder eines Tages brutal ermordet werden, überwindet Yarvi seine Schwäche und besteigt den Schwarzen Thron von Gettland. Und er legt einen Eid ab: denjenigen, der seine Familie getötet hat, zu finden und zur Rechenschaft zu ziehen! Doch dann wird Yarvi von seinen engsten Vertrauten verraten ...

Über den Autor: Joe Abercrombie arbeitet als freischaffender Fernsehredakteur und Autor. Mit seinen weltweit erfolgreichen Romanen um den Barbaren, den Inquisitor und den Magier hat er sich auf Anhieb in die Herzen aller Fans von packender, düsterer Fantasy geschrieben und schaffte es bereits mehrmals auf die Times-Bestsellerliste. Joe Abercrombie lebt mit seiner Frau und seinen Kindern in Bath.

 
Poison Princess - Herr der Ewigkeit von Kresley Cole bei cbt: Von Jack betrogen, gefangen in einer Welt des Verderbens, nimmt Evie ihre Gabe und ihr wahres Wesen an. Doch womit sich die Herrscherin nicht abfinden will, ist das grausame Spiel, das sie und die anderen Arkana verbindet. Sie findet Verbündete in ihrem Kampf, doch sie trifft auch auf ihren erbittertsten Gegner – den schönen wie geheimnisvollen Tod, den Herrn der Unendlichkeit. Evie hängt immer noch an Jack, aber mit dem Tod, das spürt sie, verbindet sie eine weit in die Vergangenheit reichende Geschichte – und eine ebenso alte Schuld. Und der Tod vergisst nie …

Über die Autorin: Kresley Cole lebt mit ihrem Mann in Florida. Mit ihrer paranormalen Serie Immortals after Dark eroberte sie die Bestsellerlisten und gewann gleich zweimal den RITA Award. Poison Princess ist der Auftakt ihrer ersten Jugendbuchtrilogie.

 

... voraussichtlich wird im März 2015 erscheinen:

Der Höhepunkt der großen Wächter-Saga Die letzten Wächter von Sergej Lukianenko bei Heyne: Von Tausenden Fantasy-Fans sehnsüchtig erwartet, legt Bestsellerautor Sergej Lukianenko mit Die letzten Wächter nun endlich das atemberaubende Finale zu seiner Wächter- Serie vor, der legendären Saga um die »Anderen« – Vampire, Hexen, Magier, Gestaltwandler –, die seit Jahrhunderten unerkannt in unserer Mitte leben. Längst ist der fragile Waffenstillstand zwischen den Mächten des Lichts und der Dunkelheit nichtig geworden, und auf den Straßen herrscht offener Krieg ...

Über den Autor: Sergej Lukianenko, 1968 in Kasachstan geboren, studierte in Alma-Ata Medizin, war als Psychiater tätig und lebt nun als freier Schriftsteller in Moskau. Er ist der populärste russische Fantasy- und Science-Fiction-Autor der Gegenwart, seine Romane und Erzählungen wurden mehrfach preisgekrönt. Die Verfilmung von "Wächter der Nacht" war der erfolgreichste russische Film aller Zeiten.
 

Herz verloren von Simone Elkeles bei cbt: Vic Salazar ist seit langem in Monica verliebt, die Freundin seines besten Freundes Trey. Doch Vic würde Trey nie verraten, der auch noch sein bester Kumpel im Footballteam ist.

Also tut er so, als könnte ihm Monica egaler nicht sein. Monica ist zufrieden mit Trey, der solide und zuverlässig ist. Ganz im Gegensatz zu Treys undurchschaubarem Freund Vic, aus dem sie einfach nicht schlau wird. Doch als Vic sie in einem unvorhergesehenen Moment küsst, sprühen die Funken …

Über die Autorin: Simone Elkeles wuchs in der Gegend von Chicago auf, hat dort Psychologie studiert und lebt dort auch heute mit ihrer Familie und ihren zwei Hunden. Ihre "Du oder das ganze Leben"-Trilogie, für die sie zum "Illinois Author of the Year" gewählt wurde, wurde zum weltweiten Bestseller.
 
 
Weltenmagie - Das vergessene Reich von Aileen P. Roberts bei Goldmann: Zusammen mit ihrem Freund Kayne und dem Drachen Robaryon macht sich Leána durch ein Magisches Portal auf in die Elfenwelt Sharevyon. Dies scheint der einzige Weg, die Elfen Albanys vor dem Aussterben zu bewahren. Als sie jedoch dort eintreffen, sind die Freunde entsetzt – die Paläste der Elfen sind verfallen, deren Bewohner nur noch ein Schatten ihrer selbst. Von der Elfenherrin erfährt Leána, dass in Sharevyon schon lange alle Magie erloschen ist. Nur, wenn es den Freunden gelingt, durch das Portal Drachen und andere magische Wesen in die Elfenwelt zu holen, kann diese gerettet werden ...

Über die Autorin: Aileen P. Roberts ist das Pseudonym der Autorin Claudia Lössl. Sie hat bereits mehrere Romane im Eigenverlag veröffentlicht, 2009 erschien mit "Thondras Kinder" ihr erstes großes Werk bei Goldmann, danach folgten "Weltennebel" und "Feenturm". Claudia Lössl lebt mit ihrem Mann in Süddeutschland.


(Quelle: Verlagsprogramme für 2015)

Lesungsbericht: Anne Hertz in der Albers Bar (25.03.2014)

Dass die Albers Bar (liebevoll auch "mein zweites Wohnzimmer" genannt) eine perfekte Location für verschiedene Veranstaltungen und eben auch für Lesungen ist, ist für Hamburger keine besondere Neuigkeit und wurde auch von mir selbst mit der "Anti-Pop-Lesenacht" im letzten März schon deutlich unter Beweis gestellt. Was mich persönlich sehr stolz macht, ist die Tatsache, dass aus dieser kleinen, ersten Lesung inzwischen eine größere Sache geworden ist, auch wenn ich selbst meine Finger nicht mehr im Spiel habe.
Denn jetzt gibt es regelmäßig Lesungen in der Albers Bar, und ich hatte am Dienstag das große Vergnügen, als eingeladene Pressemitarbeiterin bei der Lesung von Anne Hertz dabei sein zu dürfen. Da ich mir immer wieder vornehme, Lesungsberichte zu schreiben, und es dann aus Zeit- und irgendwelchen anderen Gründen doch nicht mache, habe ich dieses Mal bei verschiedenen Leuten einen ebensolchen angekündigt. Und hier kommt er nun :)

Hinter dem Pseudonym Anne Hertz verbirgt sich das Schwesternpaar Wiebke Lorenz und Frauke Scheunemann, das nicht nur gemeinsam, sondern auch jede für sich erfolgreiche Romane schreibt. Wiebke bewegt sich dabei in meinem Lieblingsgenre, dem Thriller-Bereich (siehe Rezension zu "Alles muss versteckt sein") bewegt, Fraukes Bücher hingegen sind eher romantische Komödien, die aus der Sicht von Tieren erzählt werden (siehe Rezension zu "Dackelblick").
Als Anne Hertz schreiben die beiden Unterhaltungsromane für Frauen – also ein Genre, das eigentlich nicht unbedingt in meinen Lesegeschmack fällt. Doch hier war ich dank eines sehr lieben und anpreisenden Briefes von den beiden Autorinnen sehr neugierig auf den neunten gemeinsamen Roman, und als ich dann auch noch erfuhr, dass die Lesung in meinem zweiten Wohnzimmer stattfinden sollte, stand für mich fest, dass ich dabei sein musste, und ich war sehr gespannt auf Buch und Lesung.

Nach ein wenig erheiterndem Vorgeplänkel, bei dem sich die beiden Schwestern gekonnt gegenseitig den verbalen "Aufzieh“-Ball zugespielt haben, ging es dann auch recht schnell los mit der ersten Passage aus "Die Sache mit meiner Schwester". Die Rollen waren hierbei sehr klar verteilt – Wiebke las den Erzähler und die Figur der Nele, Frauke übernahm alle anderen Dialogparts. Da der Roman ganz eindeutig einige autobiographische Züge hat – immerhin geht es um zwei sehr unterschiedliche Schwestern, die gemeinsam unter einem Pseudonym Romane schreiben –, gab es allein hier schon einiges zu lachen. Vor allem wegen der Zwischeneinwürfe, die darauf hinwiesen, dass es sich bei dieser Aussage um einen autobiografischen Teil handelt. Ob das wirklich immer so der Wahrheit entsprach? Wer weiß.

Nach einem kurzen Sprung über mehrere Kapitel ging es dann weiter mit der zweiten Passage, die eine besondere Überraschung für das Publikum bereit hielt. Wiebke ließ es sich nämlich nicht nehmen, eine bestimmte Stelle aus dem Roman tatkräftig darzustellen, und gab schließlich eine deutsche Version von "Hard To Say I’m Sorry" zum Besten. An dieser Stelle wären in manch anderem Publikum die Feuerzeuge in die Höhe geschossen, doch im Albers wurden durch den spontanen Einsatz von Barchef Max schließlich Wunderkerzen angezündet. Schön war das, und mit einem seligen Lächeln genoss das Publikum anschließend auch die zweite Hälfte dieser Textpassage.

Anschließend gab es eine kleine Pause, in der die Raucher ihre Lungen befriedigen konnten und an der Bar für Getränke-Nachschub gesorgt wurde. Die Auszeit währte jedoch nicht lange, denn der Zeitrahmen war eng gesteckt und das Publikum erwarteten noch zwei Textpassagen sowie zwei weitere Gesangseinlagen von Wiebke ("Das bisschen Haushalt" und zum krönenden Abschluss der Lesung "Über den Wolken").

Zum Abschied gab es dann natürlich noch ein kleines Foto und die beiden Autorinnen durften mir auch noch ein paar zusätzliche liebe Worte in mein Exemplar schreiben. Dass ich an diesem Abend nicht nur eine tolle Lesung besuchen durfte, sondern auch noch ein paar sehr nette Kontakte knüpfen konnte, hat die ganze Sache für mich perfekt abgerundet und ich bin schließlich ziemlich müde, aber auch sehr zufrieden nach Hause gefahren. Alles in allem war es ein sehr gelungener Abend dort im Albers. Das Publikum hatte ohne Ausnahme sehr viel Spaß und selbst das arbeitende Bar-Personal fand richtig Gefallen an der Veranstaltung (habe ich mir im Vertrauen sagen lassen ;)).

Die vorgetragenen Textausschnitte haben diejenigen, die das Buch bisher noch nicht gelesen haben (es ist ja auch gerade erst vor knapp drei Wochen erschienen), definitiv angefüttert. Auch ich werde wohl entgegen meines üblichen Geschmacks sehr bald zu "Die Sache mit meiner Schwester" greifen, und das nicht nur, weil ich durch das Rezensionsexemplar vom Verlag dazu "gezwungen" werde, sondern weil ich wirklich Lust auf die Geschichte habe. Ihr könnt euch also schon jetzt auf die Rezension freuen – und wer nicht so lange warten möchte, kann sich ja anhand der Leseprobe selbst schon mal ein Bild machen.


Dieser Lesungsbericht wurde von Schattenwege.net verfasst und Literatopia zur Verfügung gestellt.
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