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Connichi-Tagebuch - Tag 3

Liebe LeserInnen,

und auch der Sonntag auf der Connichi begann mit einer langen Schlange. Nicht ganz so lange wie am Vortag, doch wieder öffneten die Tore nicht zur angekündigten Zeit. Wegen fünf Minuten Verspätung sagte aber niemand etwas und wieder löste sich die Schlange sehr schnell auf. Nochmal durch die Händlerräume gegangen, vergünstigte Angebote ausgenutzt und schon wieder in den Festsaal. Auch am letzten Tag gaben die Showgruppen alles, um zu unterhalten und das mit Erfolg. Besonders Monogatari bleiben in Erinnerung mit ihrer Aufführung des Anime Romeo & Juliet. Vor allem, da sie nach ihrem gelungenen Auftritt verkündeten, dass sie sich auflösen würden. Nach nur einem Jahr und nur mit einem einstudierten Stück, sollte diese Gruppe wieder von der Bühne verschwinden? Doch egal was die Fans dazu sagten, die Gruppe hatte sich wohl nur unter dieser Bedingung gefunden und so folgten sie ihrer Entscheidung und nahmen Abschied.

Für den Sonntag war auch der Workshop „Schnittmuster für Cosplay“ sehr interessant. 14:00 Uhr stürmte ich mit anderen den Workshop-Raum, zu meinem Glück kam ich noch rein, denn über der Hälfte der Leute musste wieder gehen, der Raum war voll. Die Leute standen sogar an den Wänden, leider gibt es eben nur begrenzte Kapazitäten. Katrin Kleeblatt, die Leiterin des Workshops, war selbst überrascht, wie begeistert ihre Idee angenommen wurde. Und so begann sie, nachdem die technischen Probleme - wie zum Beispiel einem fehlenden Laptop - behoben waren. Anhand einer Präsentation erklärte sie sehr schön, wie man ein fertiges Schnittmuster auf ein Cosplay anpassen kann. Sie machte bewusst, das alles letztlich recht einfach ist, wenn man erst einmal ein paar Grundschnitte für sich gefunden hat. Denn mit dem richtigem Wissen kann man diese ganz leicht anpassen. Sie machte nochmal klar, ohne Schnittmuster zu nähen, ist selbst für erfahrene Schneiderinnen wie sie nicht einfach! Deshalb sollte man sich diese Grundarbeit immer machen.

Nach diesem Workshop begann die Abschlussveranstaltung auf der viele Sieger benannt und nochmal die Connichi 2013 zusammengefasst wurde. Die Fans bekamen einen Abschluss und konnten sich mit ihren guten Erinnerungen wieder auf den teils sehr langen Heimweg machen.

Auch dieses Jahr hatte ich wieder sehr viel Spaß auf der Connichi und freue mich schon auf nächstes Jahr vom 12. bis 14. September 2014.

Herzliche Grüße von

Eurer Katja

Connichi-Tagebuch - Tag 2

Liebe LeserInnen,

der Samstag auf der Connichi begann früh und nass. Es war ziemlich schwierig das Cos mit einem Regenschirm zu verbinden und man sah viele Cosplayer, die improvisieren mussten. Da wurden Röcke angehoben, Schuhe rausgeholt, die nicht dazugehörten und Cosplayer mit Hüten oder Helmen wurden beneidet. Obwohl Einlass bereits ab 10 Uhr sein sollte, begrüßte mich eine ewig lange Schlange. Ich entfernte mich eine ganze Straße von der Veranstaltung, bevor ich das Ende der Schlange gefunden hatte. Doch man ließ uns nicht lange im Regen warten und nachdem die Tore geöffnet waren, ging es auch schnell voran. Trotzdem kam man erst nach 10 Uhr in die Halle, während die Programmpunkte aber pünktlich starteten.

So auch der Auftritt der Gruppe Ongaku no Kara, die ich gerne sehen wollte. Ich bekam leider nur noch die letzten vier Auftritte mit, diese haben mich aber begeistert und voll mitgerissen. Mit Witz, Musik und Tanz wurde man an dem zweiten Connichi-Tag begrüßt. Auch aufgrund des Regens draußen verbachte ich die meiste Zeit des Tages im Festsaal und dem Blauen Saal und sah mir die Showgruppen an. Dieses Jahr gab es sogar zwei neue Gruppen, die zeigen durften, was sie einstudiert hatten. Zwischendurch wurden die Händlerräume gestürmt und immer wieder wunderschöne Cosplay bewundert und bestaunt. Die teils matschigen Schleppen störten das Bild kaum, der Spaß der Leute vertrieb das Unwetter.

Über den Tag hörte es sogar mal auf zu regnen und wer die Kälte nicht scheute, konnte ein paar Runden durch den schön angelegten Garten drehen. Cosplayer lassen sich nicht abschrecken und so war der Garten auch in diesem Jahr gut besucht. Große Flügel, übergroße Plüschtiere und jede Menge Ballkleider und große Waffen umringten einen auf der Suche nach dem besten Platz für ein schönes Foto. Der aufgeweichte Boden schien niemanden zu stören. Auf dem Weg zum Abendessen wurden wieder die Schirme herausgeholt und Passanten, die eigentlich gekommen waren, um diese ausgefallenen Kostüme zu bewundern, bekundeten ihr Mitleid wegen des Wetters.

Nach der Stärkung ging es wieder zurück in den Festsaal für den AMV-Wettbewerb. Dieser ist jedes Jahr gut besucht, doch dieses Jahr mussten die Helfer sogar Besucher wieder wegschicken, weil der Saal bis auf den letzten Platz voll war! Die AMVs wurden mit Begeisterung aufgenommen und die Fans, die nicht auf den Zug mussten, hielten bis 0.30 Uhr durch. Zum Schluss verabschiedete sich der Moderator des Wettbewerbs und verkündete, dass ab 2014 andere Moderatoren durch die AMVs leiten werden. Draußen war es zum Glück endlich trocken und so konnte man bibbernd zurück ins Hotel gehen und sich auf den nächsten Tag vorbereiten.

Herzliche Grüße von

Eurer Katja

Connichi-Tagebuch - Tag 1

Liebe LeserInnen,

vom 13. – 15. September war ich auf der Anime Convention Connichi in Kassel. Nach einer relativ entspannten Fahrt, ohne Stau (allerdings kurzzeitig mit stockendem Verkehr) kam ich im Hotel an und war schon voller Vorfreude auf die diesjährige Connichi. Also schnell umgezogen, alles Notwendige zusammengepackt und auf ging’s! Angekommen begrüßte mich das gewohnte bunte Treiben. Viele schöne Cosplays konnte man bereits auf dem Platz vor der Halle bewundern.

Man kam fast nicht rein, weil man nach jedem Schritt staunend stehen blieb, oder den Fotografen auswich. Von dem schlechten und kalten Wetter ließ sich niemand den Spaß verderben. Beim Abholen der Con-Tüte gab‘s dann die ersten Probleme, das Programmheft wurde nicht rechtzeitig geliefert und konnte nicht mit ausgegeben werden. Wer sich also nicht schon vorher informiert hatte, musste sich an den ausgehängten Programmen orientieren.

Bereits freitags war das Programm vollgestopft mit Workshops, was sich das ganze Wochenende über nicht ändern sollte. Highlight des Tages war das gut besuchte Konzert von Shuhei Kita und Takayoshi Tanimoto. Diese beiden Sänger haben schon einige Anime-Songtitel geschrieben und gesungen und sind den Fans somit ein Begriff. Ich ging den Freitag relativ ruhig an, orientierte mich erst einmal, denn auch in diesem Jahr gab es ein paar Veränderungen. So wurde der Games Room eingeführt, ein Raum voller großer Bildschirme und der Möglichkeit verschiedenste Videospiele kennen zu lernen. Dieser Raum ließ jedes Gamerherz höher schlagen. Und auch ich entdeckte einige interessante Spiele, obwohl ich mein Geld eigentlich eher bei den Mangas lasse. Für diesen zusätzlichen Bereich musste das Bring & Buy weichen, jedoch nicht weit, denn draußen wurde ein Zelt aufgestellt, damit man auf nichts verzichten musste. Wie in jedem Jahr war das Bring & Buy so voll, dass man kaum in das Zelt rein kam.

Obwohl am ersten Tag noch nicht viel Programm auf meinem Plan stand, durch die lange Fahrt und den vielen tollen Eindrücken war ich sehr müde und bin relativ schnell ins Bett gefallen. Mit der Vorfreude auf den nächsten Tag.

Herzliche Grüße von

Eurer Katja

Connichi Logo

Unsere Highlights aus 5 Jahren Literatopia (Teil 4)

Liebe LeserInnen,

altin den vergangenen fünf Jahren habe ich einige Bücher gelesen, deren Autoren mittlerweile zu meinen Lieblingen zählen, darunter Hilary Mantel, Aravind Adiga, Anthony Horowitz und Ngũgĩ wa Thiong’o. Wie in diesem Jubiläumsblog üblich, möchte ich davon fünf Bücher noch einmal hervorholen. Sie sind nicht meine fünf absoluten Lieblinge der vergangenen Jahre, sondern die Titel, die mir von den für Literatopia rezensierten am besten gefallen haben.

Anfangen möchte ich mit einer Gruppe von Literatur, die mir seit einigen Jahren zunehmend ans Herz wächst. Diese Beziehung entwickelte sich langsam, war mir anfangs gar nicht bewusst. Irgendwann stellte ich fest, dass diese Literatur durch einen Sammelbegriff erfasst wird: Literatur des Postkolonialismus. Der Begriff erfasst Autoren aus früheren Kolonien, wird in diesen Ländern und von darunter subsumierten Autoren grundsätzlich nicht verwendet, grenzt aber ein diskursives Gebiet ein, das in den Literaturwissenschaften, besonders in angelsächsischen Ländern, angesagt ist. Auffällig ist, dass die Autoren, wenn sie nicht ohnehin in den Ländern leben, in denen die Sprache der früheren Kolonialmacht gesprochen wird, oftmals in diesen Ländern studiert haben und in deren Sprache schreiben.

altZwei der Autoren, die mir am besten gefallen, sind Aravind Adiga und Ngũgĩ wa Thiong’o. Adiga ist ein typischer Vertreter der postkolonialen Literatur. Er ist ein früherer Mitarbeiter des Time Magazine, hat in England und den USA studiert und lebt in Indien. Sein erster Roman, Der weiße Tiger, gewann den Man Booker Prize. Adiga ist der vierte indische Schriftsteller, dem dies bisher gelungen ist. Sein Buch ist zwar unterhaltsam, aber der Autor will nicht mit einer schönen Geschichte über das heutige Indien unterhalten. Indem er das Leben des Aufsteigers Balram Halwai erzählt, entzaubert er Indien, entwickelt eine differenzierte Sicht auf das Kastensystem, die Korruption, das soziale Elend und die der Sklaverei ähnlichen Lebens- und Arbeitsbedingungen vieler Menschen. Dies geschieht in einer Weise, wie wir uns das Wissen vielleicht aus Bollywood-Filmen – die durchaus auch kritisches Potenzial enthalten – und Fernsehreportagen zusammensetzen könnten.

Etwas anders als mit Adiga verhält es sich mit Ngũgĩ wa Thiong’o. Er ist in der britischen Kolonie Kenia aufgewachsen, und sein Werk fungiert als ein wichtiges Scharnier zwischen den Pionieren afrikanischer Literatur und der jüngeren Generation des Postkolonialismus. Bis zu einem Gefängnisaufenthalt 1978 schrieb Ngũgĩ primär in der englischen Sprache, danach wechselte er zu seiner Muttersprache Gikuyu. Zugleich veränderte sich sein Fokus: setzte er sich früher mit der Zeit des Kolonialismus kritisch auseinander, behandelt er seitdem verstärkt Korruption und Ausbeutung im modernen Kenia.

altIn dieser Übergangszeit entstand Ngũgĩs Verbrannte Blüten, sein vierter Roman. Er verbindet den Kriminalroman mit dem politischen Roman in der Geschichte Ilmorogs, einem ehemals traditionellen afrikanischen Dorf und einer wohlhabenden Gemeinschaft, der die Industrialisierung, betrieben durch externe Kräfte, Ungleichheit, Korruption und den Niedergang des sozialen Gefüges brachte. Er ist vielleicht Ngũgĩs wichtigster Roman, ein Dokument dieses politischen, gesellschaftlichen und literarischen Übergangs.

Ngũgĩ verließ Kenia 1982 und ging ins Exil nach England. Von 1982 bis 1998 arbeitete er für das in London ansässige Committee for the Release of Political Prisoners in Kenya. Im Jahr 2006 veröffentlichte er die englische Übersetzung des zwei Jahre zuvor in Gikuyu erschienenen und 2008 aus dem Englischen ins Deutsche übertragenen Herr der Krähen. Der Roman ist eine politische Allegorie über Diktaturen, die Mechanismen, die Diktatoren an der Macht halten, Mechanismen, die dazu führen, dass ein Volk seine Stimme verliert und wie es sie zurückerhalten kann. Komisch und düster zugleich, simuliert Ngũgĩ in seinem bislang letzten Roman einmal mehr die afrikanische orale Erzähltradition.

altDas Verbrechen fasziniert, gleich, ob in einem eher politischen Roman wie Verbrannte Blüten oder in Kriminalromanen. Da ich seit eh Fan von Sherlock Holmes bin, soll hier der einzige Holmes erwähnt werden, den ich für Literatopia rezensiert habe: Das Geheimnis des weißen Bandes von Anthony Horowitz, ein düsterer Detektivroman, mit einem Holmes und einem Watson, wie man sie kennt, einem clever konstruierten Plot um eine Geheimorganisation, entfaltet vor atmosphärisch dichter Kulisse, aufgefüllt mit zahlreichen Details, Vignetten und Erinnerungen aus dem Leben von Sherlock Holmes und Dr. John Watson.

Zum Schluss etwas ganz anderes, ein Sachbuch von einem meiner Lieblingsautoren. Jonathan Franzen wird zumeist in Verbindung gebracht mit seinen zwei großen Romanen Die Korrekturen und Freiheit, weniger mit seinen Essays. Wie die meisten anderen Leser und Leserinnen hierzulande vermutlich auch, habe ich Franzen kennen gelernt durch Die Korrekturen, der auf mich so intensiv wirkte, dass ich anschließend nahezu alles von ihm gelesen habe, auch seine Essaybände. Im Januar 2013 ist die Übersetzung seiner letzten Essaysammlung erschienen, Weiter weg, 21 Texte, geschrieben und erstveröffentlicht zwischen 1998 und 2011.

altFranzens Essays lese ich gerne, weil sie mir oftmals einen anderen Zugang zu seinen Romanen eröffnen. Hat man an denen kein Interesse, dann dürften die Essays auch nicht auf viel Zustimmung treffen. Sie sind persönliche Einlassungen Franzens, teils solipsistisch, teils provokativ, und gelegentlich münden sie in die Selbstentblößung. Sie legen den Gedanken nahe, Franzen sei ein Mensch, der mit der Welt genauso beschäftigt ist, wie mit sich selbst. Und dass sein Leben aus Themen besteht, über die er improvisiert.

Damit beende ich die Ausstellung der fünf Lieblinge meiner für Literatopia bislang bearbeiteten Bücher. Gerne hätte ich noch etwas über Håkan Nesser geschrieben, aber von dem habe ich hier nichts rezensiert, so dass er leider „draußen bleiben“ muss. Wobei mir auffällt, dass er hier noch mit keinem seiner Bücher vertreten ist. Wie auch Hilary Mantel nicht, und Alan Hollinghurst, und Stephen Fry...Es gibt noch viel zu tun. Man fühlt sich bisweilen wie ein kleines Kaninchen in einem riesigen Gemüsefeld, das man aufgrund seiner Größe nur zum Teil erfassen kann aber dennoch für die ganze Welt hält.

Aber nicht aufgeben, das nächste Salatblatt wartet schon.

Herzliche Grüße, Almut