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Die Rubriken stellen sich vor: Das Geschichtenatelier

Viele werden das kennen: Man hat eine Geschichte zu Ende geschrieben, vielleicht nach langen kämpfen viel Herzblut hineingesteckt und möchte sie nun endlich zeigen.
Da klickt man sich euphorisch in das Literatopia-Forum und … man weiß nicht wohin mit sich und seiner Geschichte.
Deshalb gibt es nun einen kleinen Reiseführer durch den Rubrikendschungel.
Die Reise beginnt (natürlich) im Geschichtenatelier. Einmal hier angekommen, gilt es nun sich für die richtige Genre-Abteilung zu entscheiden.

Alltag: Hier wachsen die alltäglichen Gewächse. Scharfe Kräuter, die unser Leben bereichern, ständig wiederkehrendes Unkraut, dass unsere Welt überwuchert, oder besondere Kleinode, die jeden Tag zu etwas besonderem machen.
Emotionen: Liebliche Pflanzen wachsen hier. Zarte Mimosen, die gehegt und gepflegt werden müssen. Rosen, die mit Liebe aufwachsen und doch ihre Dornen zeigen. Aber auch alle anderen Blumen, so vielfältig wie die menschliche Gefühlswelt.
Nachdenkliches/Kritisches: Ein Weg, der bisher nur von wenigen beschritten wurde. Der Pfad für die Denker, für die (anders-) Denkenden und für Weltverbeserer. Aber auch für die Gärtner die das wildwuchernde Gras am Wegesrand erkennen und mähen wollen. Die einen Blick haben für besondere Pflanzen und ihnen den Weg an das Tageslicht bahnen wollen.
Humor: Der Duft dieser Pflanzen kitzelt in deiner Nase. Niesen musst du nicht, aber Lachen. Mal entlockt er dir nur ein leises Kichern, mal kannst du vor Lachen nicht weitergehen und musst dir erst die Lachtränen aus den Augen wischen.
Phantastik/Surreales: Der Pfad erschien erst wie eine Abzweigung des Fantasy-Weges. Bei näherem Betrachten sieht man aber, dass die Wege parralel zueinander verlaufen. Beide führen in eine andere Welt. Der phantastische Weg lässt aber noch immer die Wirklichkeit erahnen. Pflanzen, die jeder kennt säumen den Wegesrand, tragen jedoch ab und an aussergewöhnliche Farben.
Science-Fiction: Ein Weg der in eine (mögliche) Zukunft führt. Gesäumt von glänzenden, (noch) unbekannten Pflanzen. Kleine Gewächse, die es vielleicht einmal geben wird und getrocknetes Gras, welches es einmal gab.
Fantasy: Der vielleicht größte und breiteste Genre-Weg. Aber auch der bezauberndste. Pflanzen und Gewächse, die noch nie ein menschliches Auge erblickt hat wachsen hier. Ein Weg, der in eine neue Welt führen kann, jedoch voller Klischee-Stolpersteine liegt.
Horror: Dunkel ist dieser Weg, voller Gefahren und doch nicht ungehbar. Hier wachsen die Pflanzen der Nacht. Verströmen einen eigentümlichen Geruch nach altem Gemäuer, nach nassem Fell einer Bestie und nach Angst. Wer den Mut und den Willen hat diesen Weg beschreiten zu wollen, sollte eine Taschenlampe dabei haben.
Krimi/Thriller: Nebel umwabert diesen Weg. Auf den Spuren großer Detektive und kleiner Verbrecher begegnen dir ungeklärte Rätsel und fesselnde Situationen. Manche Pflanze, die sich in der Dunkelheit versteckt, entdeckst du vielleicht erst, am Ende des Weges.
Sonstiges: Unscheinbar liegt dieser Weg vor dir. Beinah überwuchert von Pflanzen in der Nachbarschaft. Für manche die letzte Rettung, um aus dem Dschungel herauszufinden, für andere eine Herausforderung und eine Neuentdeckung.
Fremdsprachen: Fremdartige Blumen wachsen hier am Wegesrand. Solche hast noch nie gesehen. Für manche mag dieser Weg unverständlich und ungangbar sein – für andere ist er eine Herausforderung.

Falls du dich nun nicht entscheiden kannst, welchen Weg du nehmen möchtest, oder du es nicht wagst, diesen allein zu beschreiten, dann kannst du jemanden aus dem Team um Rat fragen. In passenden Tarnfarben sind die Moderatoren bestens gerüstet für den Genre-Dschungel.

Der elfte Versipuls: ein Gassenhauer

Liebe LeserInnen,

pünktlich zum Beginn des elften Versipulses in unserem Forum hat Judith einen Blick zurück auf die Geschichte unseres Lyrikimpulses geworfen: Der Versipuls: Damals und heute. Die Idee ist kurz gesagt: Wir geben einige Zeilen vor, die wir in Büchern, Gedichten, Kurzgeschichten oder Liedern gefunden haben, und jeder, der sich dazu inspiriert fühlt, schreibt ein Gedicht dazu. Nach zwei bis drei Monaten lösen wir dann auf, in welchem Zusammenhang die Zeilen ursprünglich standen. Meistens sind sie in ihren neuen Gewändern kaum wiederzuerkennen ...

„Damals“, im September, wurden gerade die ersten Gedichte eingestellt, erste Versuche, den Zeilen neue Formen zu geben. „Heute“ ist der Impuls abgelaufen und ich habe die Zeilen aufgelöst. Was dabei herausgekommen ist, hat mich sehr gewundert – und gefreut. Denn 17 Gedichte wurden noch nie zu einem Versipuls geschrieben. Wie immer – aber bei diesem Mal ganz besonders, da so viele Gedichte eingestellt wurden – fasziniert mich, wie unterschiedlich die Gedichte die Zeilen aufgreifen. So tränkt Adsartha in unter der oberfläche / ringen nach luft ein Verlustgefühl in Melancholie und Mondlicht, PhoebeFibi malt Herbstbilder und Nachtmahr wagt einige Schritte in die Lyrik und schreibt philosophisch Träume / Vom Scheitern.

Bemerkenswert ist vor allem unser User Porter, der gleich sechs (!) Gedichte zu den Zeilen geschrieben hat. Besonders im Gedächtnis geblieben ist mir Du gabst mir keine Hand, in dem er alle fünf Zeilen unterbringt – ohne dass man es auf den ersten Blick merkt.

Zum Abschluss hier die Zeilen, die Gassenhauer unter den Versipulsen, die Luxuskarossen zwischen den Tretrollern. Nun, also: die Zeilen. Und vielleicht bleibt irgendwo ein weiteres Gedicht zurück.

und der Augenblick gerann zu Kristall
(aus "Das eiserne Haus" von John Hart)

Aus einem Wasserhahn fließen flüssige Planeten
(aus "Die Mechanik des Herzens" von Mathias Malzieu)

Der Horizont bleibt für uns uferlos
(aus "Horizont" von In Strict Confidence)

Ich rahm' mein Bild manchmal, bevor ich's male.
(aus „Schöne Wahrheit“ von Curse)

Man lebt hier selten des Nachts
(aus „Reglose Jagd“ von Nora Bossong)

Viele Grüße aus Köln,

Sabine / Libertine

Buchmessen-Nachwehen ...

Liebe LeserInnen,

die Frankfurter Buchmesse liegt schon wieder eine Woche zurück und wir haben trotzdem noch nicht alles aufgeräumt. Viele Eindrücke hängen noch im Raum, vieles wurde besprochen und muss nach und nach aufgearbeitet werden. Für unser Weihnachtsgewinnspiel haben wir schon einige Titel zusammengestellt, Interviews wurden ausgemacht und befinden sich gerade in der Planung - oder werden auch schon beantwortet ...

Wie versprochen gibt es ein Foto von Bernd Perplies (siehe rechts), der am Egmont-Stand eines unserer Gewinnexemplare von "Flammen über Arcadion" signiert. Das Buch seht ihr ohne Schutzumschlag, da dieser zu Hause bleiben musste - wir wollten ja nicht, dass er durch das Herumtragen auf der Messe beschädigt wird. Die Gewinner kriegen natürlich das Buch samt Umschlag (und werden heute noch ausgelost)!

Mit "Zombillennium" ging heute die erste Rezension zu einem Buchmessen-Buch online - wenn man mir diesen Comic in Frankfurt nicht nahegelegt hätte, wäre er wohl an mir vorbeigezogen. Insgesamt wurden uns so viele Bücher ans Herz gelegt, dass wir wohl gar nicht alle vorstellen können, aber wir wollen natürlich so viele wie möglich in den nächsten Wochen besprechen.

Herzliche Grüße von Eurer

- Judith

Film(p)review “Das Kind” (Kinostart 18.10.2012)

Liebe LeserInnen,

morgen ist der offizielle Kinostart von Sebastian Fitzeks erster Roman-Verfilmung: "Das Kind", basierend auf dem dritten Roman des Berliner Bestsellerautors, wurde in einer LowBudget-Produktion von Zsolt Básc verfilmt. Wie der eine oder andere von euch beim Stöbern in unseren Rezensionen schon entdeckt hat, bin ich leidenschaftlicher Fitzek-Fan und habe bisher jeden seiner Romane mit Genuss verschlungen. Auch das aktuelle Zusammenspiel mit Michael Tsokos "Abgeschnitten" liegt bereits auf meinem SuB (Stapel ungelesener Bücher) und wartet sehnsüchtig darauf, an die Reihe zu kommen.

Doch darum soll es heute in unserem Literatopia-Mitarbeiter-Blog nicht gehen, sondern eben um die Verfilmung von Fitzeks drittem Psychothriller. In fünfzehn deutschen Städten, darunter natürlich auch das wunderschöne Hamburg, kam bereits knapp anderthalb Monate vor dem offiziellen Kinostart eine begrenzte Anzahl von Fans in den Genuss der Verfilmung – darunter auch ich. Für mich war diese Veranstaltung ein Pflichttermin in diesem Jahr und die Vorfreude wuchs mit jedem Tag, auch wenn ich ehrlich gesagt doch ein wenig skeptisch war.

Begonnen hat alles im Mai letzten Jahres, als Sebastian auf seiner Website bekannt gegeben hat, dass "Das Kind" verfilmt werden soll. Es folgten Casting, diverse Fan-Aktionen, natürlich gibt es auch eine eigene Facebook-Seite für den Film – an alles wurde gedacht und die Fans ganz aktiv in die Filmentstehung eingebunden. Einen Teil der Vorgeschichte mit den dazugehörigen Links könnt ihr hier auf meiner persönlichen Seite nachlesen.

Ich muss zugeben, dass mich der Roman seinerzeit nicht hundertprozentig überzeugen konnte. Wenn ich genauer darüber nachdenke, muss ich sogar sagen, dass "Das Kind" den schwächsten seiner brillanten Berlin-Thriller darstellt. Daher zweifelte ich bei der Bekanntgabe, dass ausgerechnet dieses Buch verfilmt werden sollte, doch ein wenig daran, ob das gut werden würde. Zwischenzeitlich verlor ich den Entstehungsprozess aus den Augen, erst durch Facebook (Segen und Fluch zugleich, oder?) wurde ich irgendwann wieder konkret darauf aufmerksam. Filmplakat und Trailer folgten recht schnell und mit jeder kleinen Info wuchs die Neugier dann doch Stück für Stück. Als auf der offiziellen Facebook-Filmseite dann bekannt gegeben wurde, dass es an die eine oder andere Bedingung geknüpfte Filmpreviews geben würde, ging wahrscheinlich ein Kreischen quer durch Deutschland - auch hier in Hamburg musste ich sofort allen Bescheid geben, damit die schönste Stadt der Welt ebenfalls Teil dieser Preview sein würde.

Und es hat geklappt. Heute sollte es endlich soweit sein und nachdem es scheinbar in einigen anderen Städten Probleme bezüglich der Reservierungsgutscheine gab, lief in Hamburg alles glatt - zumindest habe ich bisher keinerlei Klagen gehört und zumindest meine Kinobegleitung und ich wurden vorbildlichst behandelt. Also in die Kinosessel des Passage Kino Hamburg gekuschelt und mit Spannung auf den Filmbeginn gewartet. Für den ersten Lacher (und den ersten Applaus) sorgte dann auch direkt schon die Anmoderatorin vor Ort: Sie hatte einige Probleme mit dem Aussprechen des Autorennamens, nahm das Ganze jedoch mit Humor und ganz gelassen. Nach ein paar Worten gingen endlich die Lichter aus ...

Wie gesagt, ich war skeptisch. Doch schon während des Films wusste ich, dass Zsolt Básc wieder einmal sein Können unter Beweis gestellt hatte. Auch wenn das Buch natürlich stark beschnitten wurde und die Besetzung an mancher Stelle vielleicht nicht hundertprozentig passte, war dem Film im Großen und Ganzen anzumerken, mit wie viel Liebe zum Detail an die Dreharbeiten gegangen wurde. Zuschauer, die das Buch kennen, warteten mitunter umsonst auf Szenen, die im Roman als wichtige Atmosphärenschaffer angesehen wurden, doch im Film selbst wird die düstere Atmosphäre vor allem durch ineinander überfließende Bilder und großartig passende Hintergrundmusik erzeugt. Insgesamt ist der Film unheimlich düster gehalten, weshalb die fast fröhlich-grelle Helligkeit zum Ende hin ein wenig unpassend wirkt, aber darüber kann man im Rückblick, wie auch über den einen oder anderen Filmfehler (wie Autokennzeichen), wohlwollend hinwegblicken.

Castingetechnisch brillieren vor allem Ben Becker, dem die Rolle des Borchert wie auf den Leib geschneidert zu sein scheint, und Christian Traeumer, der die Rolle des Simon unglaublich intensiv rüberbringt. Mit kleinen Abstrichen können auch die anderen Charaktere überzeugen, lediglich einige Dialoge hätten gerne nochmals überarbeitet werden dürfen (kein erwachsener und gestandener Mann sagt dreimal hintereinander "oh Baby", das war echt peinlich, selbst mir als Frau). Dieter Hallervorden ist als krasser Pädophiler etwas gewöhnungsbedürftig, kann in seiner Rolle aber auch erstaunlich glänzen. Durch die bunte Mischung aus deutschen und amerikanischen Schauspielern rutscht das Flair der "Das Kind"-Verfilmung jedoch insgesamt sehr ins Amerikanische ab, vor allem in Sachen Synchronisation hätte an mancher Stelle bessere Arbeit geleistet werden können. Auch der Ton war zeitweilig nicht perfekt, wobei nicht klar ist, ob das vielleicht auch am Kino gelegen haben könnte.

Als Fazit bleibt wohl nur zu sagen, dass der Film für jeden Fitzek-Fan ein absolutes Muss ist und der Autor sich gerne jederzeit wieder an ein Drehbuch setzen darf. Trotz des geringen Budgets ist hier ein sehenswerter Film entstanden, der zumindest mich positiv überrascht hat und in meinen Augen auf jeden Fall mit der Romanvorlage mithalten kann. Und wer etwas geduldig sein kann und sich seinerzeit angemeldet hat, wird sich im sage und schreibe siebzehn Minuten langen Abspann namentlich erwähnt wiederfinden – als einer der "10.042 großartigen Fans, die von der ersten Stunde an unterstützt haben" – so wie meine Wenigkeit.

Ein rundum gelungener Kinoabend und eine Preview, die sich definitiv gelohnt hat. Jetzt bin ich gespannt, wie der Film seinen offiziellen Filmstart meistern und wie er bei den Kinogängern ankommen wird – ich werde sicherlich noch einmal in einem Hamburger Kinosaal zu finden sein und mir den Film ein zweites Mal anschauen.

Herzlichst aus Hamburg,
Jessica