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fbm19 - Menschenmassen, dazwischen alte und neue Gesichter und etwas Phantastik (17.10.2019)

Hallo zusammen,

buecher droemer fbm19alle Jahren wieder ... trifft man sich auf der Frankfurter Buchmesse und irgendwie hat sich nichts geändert und gleichzeitig doch ganz viel. Auch in diesem Jahr war ich mit Chefredaktionskollegin Jessica unterwegs, erstmals zudem mit unserer Redakteurin und "Drúdir"-Autorin Swantje und bei vielen Terminen begleitete uns Eva Bergschneider von phantastisch-lesen.com. Unsere Interessen sind ohnehin ähnlich und so lang der Schwerpunkt für mich an diesem Messedonnerstag natürlich auf der Phantastik.

Beim KiWi-Stand gab es wieder die schööönen Taschen von Gudrun Sjöden und glücklicherweise habe ich mir gleich zu Beginn des Messetages welche geschnappt, denn die waren schnell weg und wurden auch nicht mehr aufgefüllt (morgen früh sollte es neue geben, aber ihr solltest schnell sein!). Seit vier Jahren nehme ich immer diese Taschen mit und in diesem Jahr sind sie farblich besonders gelungen (blau, weiß, schwarz).

Der Buchmessentag begann dann bei Droemer Knaur, wo im kommenden Programm wieder einige spannende Fantasy- und SF-Titel dabei sind. Mit "Das neunte Haus" richtet sich Leigh Bardugo im April an erwachsene Leser und bietet spannungsgeladene Urban Fantasy - und es handelt sich um einen Einzeltitel, was mir persönlich sehr entgegenkommt. Ich weiß zwar noch nicht, ob ich "Das neunte Haus" lesen werde, aber ich wünsche mir allgemein viel mehr schöne Einzeltitel in der Phantastik. Von Boris Koch wird mit "Dornenthron" (ebenfalls April) düstere Fantasy mit Märchenmotiven erscheinen, dem Titel entsprechend steht dabei "Dornröschen" im Vordergrund. Der Autor beschäftigt sich unter anderem mit der Frage, was mit der Bevölkerung passiert, wenn die Herrscher in ihrem Schloss schlafen. In "Zweite Heimat" (März) widmet sich Madeleine Puljic dem Mars, ein Thema, das in der Science Fiction momentan sehr gefragt hat.

Beim Arena-Verlag war für mich dieses Mal wenig Interessantes dabei. Im November kommt die Fortsetzung von Jennifer Alice Jagers "Terra" und der zweite Band wird bereits im Frühjahr 2020 folgen. In ihrem Science-Thriller "Wild - Sie hören dich denken" (März) von Ella Blix wird die Menschheit nicht mehr die Krone der Schöpfung sein. Bei Klett-Cotta erwarten uns überwiegend Reihenfortsetzungen, wobei von Michael J. Sullivan mit "Im Schatten des Kronturms" der Auftakt zu einer neuen Trilogie erscheint, die die Vorgeschichte seiner "Riyria"-Reihe bildet. Auch "Priest of Bones" von Peter McLean ist ein Auftaktband und dürfte ein Leckerbissen für Grimdark-Liebhaber werden. Außerdem bewunderten wir die vielen verschiedenen, schmucken "Herr der Ringe"-Ausgaben (siehe Foto links).

herr der ringe fbm19Um 15 Uhr waren Swantje, Eva und ich dann bei "Dream Ursula" B2B, der "Dream Ursula"-Version fürs Publishing. Klaudia Seibel von der Phantastischen Bibliothek Wetzlar, SF-Autorin Theresa Hannig und Autor Thore Hansen diskutierten über die Zukunft des Publishings, die Möglichkeiten Künstlicher Intelligenz und die Digitalisierung des Buchmarkts. Eine spannende Diskussionsrunde, die leider wenig Zuschauer hatte. Ich hatte auch nur zufällig knapp vor der Buchmesse von dem Event erfahren. Ich schätze, Eva Bergschneider wird vielleicht einen ausführlicheren Bericht dazu schreiben, denn sie hat sich fleißig Notizen gemacht.

Am Mantikore-Stand habe ich wieder Bernd Perplies getroffen, der fast genauso das aß wie letztes Jahr, dieses Mal aber mit dem zweiten "Tarean"-Band als schicke Hardcover-Neuausgabe vor sich. Sein SF-Roman "Am Abgrund der Unendlichkeit" wird diesen Monat endlich erscheinen (nachdem er mehrmals verschoben wurde). Anschließend habe ich mich mit Henning Mützlitz getroffen und ein bisschen über alles Mögliche geplaudert. Sein aktueller Roman "Hexagon - Pakt der Sechs" ist schon im Frühjahr erschienen und hat mir sehr gut gefallen (Musketiere plus Dark Fantasy, ein ungewöhnerlicher, aber reizvoller Mix).

Pizza gab es leider wieder nicht, auch keine Pommes mit Bratensoße. Die einfache Bratwurst im Brötchen musste reichen. Dabei gab es gefühlt mehr Essensstände als letztes Jahr, aber irgendwie hat mich nichts so richtig angemacht. Es waren auch deutlich mehr Leute auf der Messe als die Jahre zuvor. Nicht ganz so krass wie am Besucherwochenende, aber es war richtig voll und nach einem ganzen Tag auf dem Messegelände, bin ich froh, abends meine Ruhe zu haben. So oft wurde ich noch nie angerempelt an einem Fachbesuchertag. 

So, das wars erstmal ... ich sortiere mich jetzt für morgen (nochmal Frankfurt) und falle bald ins Bett. Hier findet ihr übrigens die Messebrichte von Jessica: Tag 1 und Tag 2 (viel ausführlicher als mein müdes Getippe).

- Judith

 piper fantasy sf fbm2019

(das obligatorische Foto vom Fantasy/SF-Plakat am Piper-Stand)

Unsichtbare Schätze - Kleinverlagsperlen Teil 2

Liebe LeserInnen,

kürzlich habe ich Euch einige tolle Bücher aus Kleinverlagen vorgestellt und mich dabei auf aktuelle Titel konzentriert. Dieses Mal will ich  Bücher ins Rampenlicht rücken, die mich in den letzten Jahren nachhaltig beeindruckt haben - und die Ihr natürlich immer noch bei den jeweiligen Verlagen erwerben könnt (oder online oder im Buchhandel).

Britta Strauß ist eine jener Autorinnen, die eine ganz besondere, dichte Atmosphäre in ihren Büchern schafft. Besonders gefallen hat mir "Hunter's Moon", ein einzigartiger Mix aus Dark Fantasy und Historik. Ende des 18. Jahrhunderts kämpfen Siedler in den Rocky Mountains ums Überleben. Der Winter ist extrem hart und zu allem Übel durchstreifen grauenerregende Kreaturen den Wald um das Fort. Der Indianerkrieger Kainah soll der Einzige sein, der jemals einen dieser sagenumwobenen Kocodjos getötet hat. Kainah denkt nicht daran, den weißen Menschen zu helfen, doch durch eine List wird er dazu gezwungen. Kate, eine der letzten Frauen im Fort, ist fasziniert von dem Indianer. Man könnte jetzt an einen seichten Liebesroman denken, doch "Hunter's Moon" ist eine sehr düstere, schmerzhafte und aufrichtige Liebesgeschichte. Zunächst wirkt Kate unsicher, da die Männer im Fort sie in die Rolle der schwachen Frau drängen, die kochen soll und Wunden verarzten. Kainah hingegen behandelt sie respektvoll und sieht sie als gleichwertige Partnerin. Es ist rührend zu lesen, wie die beiden sich näherkommen und wie Kate sich dabei selbst besser kennenlernt - und man ist abgestoßen von der Ignoranz und den Vorurteilen der Nebencharaktere. "Hunter's Moon" ist klirrend kalte Dark Fantasy mit einer starken Protagonistin, die über sich hinauswächst und dabei durchweg authentisch bleibt. Sehr lesenswert ist auch Britta Strauß' Fantasyroman "Indigo & Jade".

(bestellbar bei Drachenmond)

Als Steampunk-Fan sollte man unbedingt einen Blick in das Programm von Art Skript Phantastik werfen. Verlegerin Grit Richter bescherte uns unter anderem die beiden wundervollen Steampunk-Anthologien "Steampunk Akte Deutschland" und "Die dunkelbunten Farben des Steampunk". Wie bei den meisten Kurzgeschichtensammlungen gibt es einige durchschnittliche und gute Beiträge, aber dazu auch immer einige herausragende Perlen, die die Leserschaft begeistern. Beide Anthologien bieten eine große Viefalt an Themen und Genreschwepunkten (klassischer Steampunk, Fantasy, Mystery), hinzu kommt die unglaublich liebevolle Gestaltung. Insbesondere "Die dunkelbunten Farben des Steampunk" ist mit seinen bunt gedruckten Texten ein Hingucker. Die neuste Steampunkanthologie von Art Skript Phantastik heißt übrigens "Aeronautica - Logbuch der Lüfte" und dürfte ebenfalls ein kleines Juwel sein (wird demnächst angeschafft).

(erschienen bei Art Skript Phantastik)

Mit "Die Seelenlosen - Die Stadt der Maschinenmagie" hat Tanja Meurer einen komplexen Steamfantasy-Roman verfasst, der stark von der Entwicklung der Charaktere lebt. Protagonist Gwenael ist die Machtspiele und Intrigen in seiner Familie leid und flüchtet in die Stadt Valvermont, wo er sich als neuer Commandant der Stadtwache Respekt verdienen muss und dabei auch noch gleich mit einem Mord konfrontiert wird. Sein langjähriger Lebensgefährte Orin begleitet ihn, doch die Liebe beginnt zu zerbrechen und Gwenael muss schmerzhaft erkennen, dass Orin dunkle Geheimnisse hat. Gwenael leidet natürlich unter dem Verlust, aber er wächst auch daran und lernt sich selbst neu kennen. Einerseits bringt er als Protagonist viel Lebenserfahrung mit, andererseits ist er ein herzensguter Charakter, der sich stark auf das Positive konzentriert und daher manchmal fast naiv erscheint. Der Krimiplot bietet einige Überraschungen und ist durchaus unterhaltsam, interessanter sind jedoch die Stadt Valvermont, die Mitteralter und Industrialisierung in sich vereint, und ihre Bewohner. Insbesondere die sehr gebildete Marianne mit ihrem losen Mundwerk und der junge Dieb Jaleel, der aufgrund seiner Herkunft ausgegrenzt wird, kommen gut bei der Leserschaft an.

(bestellbar bei Dead Soft)

Zum Abschluss kommt jetzt noch was Aktuelles. Feder & Schwert ist einer jener Kleinverlage, die in diesem Jahr leider Insolvenz anmelden mussten. Umso wichtiger ist es, dass ihr bei "Hexagon - Pakt der Sechs" von Henning Mützlitz schnell zuschlagt. Der Autor inszeniert eine finstere Gothic Novel im Frankfreich des 17. Jahrhunderts und lässt fiktive Charaktere an der Seite von historischen Persönlichkeiten wie César de Rochefort gegen die Ausgeburten der Hölle kämpfen. Während die Männer im Roman sich oftmals überschätzen, punkten viele Frauenfiguren mit Stärke und Besonnenheit. Selbst die anfangs klischeehaft schwach dargestellte Cécile erblüht im Angesicht der diabolischen Schrecken zu einer Hoffnungsträgerin. Dazu gibt es äußerst unterhaltsame und teils herrlich sarkastische Dialoge und die Charaktere müssen diverse Rückschläge verkraften, was die Spannung hochhält. Ich war anfangs etwas skeptisch, ob "Mantel und Degen" und höllische Dark Fantasy gut miteinander harmonieren, aber die Mischung ist Henning Mützlitz ganz ausgezeichnet gelungen. (bestellbar bei Feder & Schwert)

Ich hoffe, der eine oder andere Titel spricht Euch an, demnächst folgen mehr Tipps aus der Kleinverlagsszene.

Viele Grüße von Eurer

Judith

Unsichtbare Schätze - Kleinverlagsperlen Teil 1

Liebe LeserInnen,

während sich die großen Publikumsverlage meistens an irgendwelchen Trends abarbeiten, geht es in der deutschen Kleinverlagsszene oft vielfältiger und bunter zu. Viele meiner Lieblingsbücher der vergangenen Jahre stammen aus kleinen Verlagen, die 2019 mehr denn je um ihre Sichtbarkeit, aber vor allem um ihre Existenz kämpfen. In den großen Buchhandelsketten sind phantastische Kleinverlagsbücher quasi nicht existent und nun listet Großhändler Libri auch noch viele dieser Bücher aus, was sie endgültig in eine dunkle, schattige Ecke verdrängt. Oft bleibt dann nur Amazon, doch der Onlineriese steckt den Löwenanteil ein - besser, man bestellt direkt beim Verlag oder nutzt kleine und große Messen, um sie direkt beim Verlag zu kaufen. Da die Frankfurter Buchmesse und der Buchmesse Convent allmählich näher rücken, hier ein paar Tipps für Eure Einkaufsliste (für alle, die nicht warten wollen, füge ich die Links zu den Verlagsshops ein):

Wer gerne Fantasy abseits des Mainstreams liest, sollte sich mal beim Amrûn-Verlag umschauen. Dort erscheint unter anderem die düstere Fantasyreihe "FAAR - Das versinkende Königreich" von Christian Günther. Ich mochte bereits die Cyberpunkromane des Autors, war aber zunächst etwas skeptisch, ob Fantasy wirklich sein Genre ist. Doch bereits mit dem ersten Band "Die Aschestadt" waren alle Zweifel beseitigt. FAAR ist eine extrem reizvolle, zerfallende Fantasywelt, bedroht von entstellten Meereskreaturen und einem düsteren Wald, der das Land regelrecht verschlingt und seine Bewohner in bizarre Kreaturen verwandelt. Christian Günther schreibt unheimlich atmosphärisch und seine Protagonisten sind einzigartige Charaktere mit Stärken und Schwächen, die gegen äußere und innere Dämonen kämfen. Bisher sind drei Romane und eine Novelle erschienen, wobei sich letztere gut zum "Reinschnuppern" eignet.

(bestellbar beim Amrûn-Verlag)

Selten packt mich ein Buch so sehr, dass ich es an 1-2 Tagen verschlinge. "Berlin - Rostiges Herz" von Sarah Stoffers gehört zu den wenigen, die es geschafft haben, mich bis tief in die Nacht zu fesseln. Von der ersten Seite an begeistert der Roman mit seiner lebendigen, magischen Steampunkwelt und insbesondere mit seiner charismatischen Protagonistin Mathilda Sturm, die ihrem Namen alle Ehre macht. Sie und der charmante Zauberer Fidelio lieben dieselbe Frau, was die beiden zunächst zu Konkurrenten und sogar Feinden macht. Als Mathilda ein Verbrechen angelastet wird, jagt Fidelio sie und der Leser kommt in den Genuss eines wahnsinnig unterhaltsamen Katz-und-Maus-Spiels, das ganz anders ausgeht als erwartet. Begeistert hat mich vor allem die dichte Atmosphäre des Romans, der mit viel Liebe zum Detail geschrieben wurde und mir so ein sehr intensives, buntes Leseerlebnis bescherte.

(bestellbar beim Amrûn-Verlag)

Zwerge gehören zu jenen Fantasyvölkern, mit denen ich so gar nichts anfangen kann. Ich mag sie nicht, ich finde sie auch nicht interessant. Sie stören mich sogar. Swantje Niemann hat es allerdings geschafft, mich trotz Zwergen für ihren Roman "Drúdir - Dampf und Magie" zu begeistern. Protagonist Drúdir ist Nekromant - und damit für die Zwerge, die mitten in einer industriellen Revolution stecken, eine Bedrohung. Während Dampfmaschinen und Elektrizität den Zwergen Fortschritt und Wohlstand bringen, wird Magie verabscheut und im Falle von Drúdir gefürchtet. Also versteckt er seine Fähigkeiten, was umso schwieriger wird, da er sie dringend braucht, um den Mord an seinem Lehrmeister aufzuklären. "Drúdir" besticht insbesondere durch tolle Ideen wie einem demokratischen Zwergenstaat und starke, weibliche Nebencharaktere, die den schwermütigen Drúdir aktiv unterstützen.

(bestellbar bei Edition Roter Drache)

Nachdem ich die letzten Jahre überwiegend dystopische Science Fiction gelesen habe, genieße ich die Abwechslung durch bunte Space Operas wie "Feuerschwingen" von Sabrina Železný. Inkas im Weltraum klingt einfach herrlich skurril, auch wenn sich der Weltenbau leider auf wenige Planeten und Raumschiffe beschränkt. Die Autorin lässt den alten Konflikt zwischen Inkas und Iberern wieder aufleben und galaktische Ausmaße annehmen, während ihre Protagonisten Manco und Gonzalo nichts Geringeres als das legendäre El Dorado suchen. Vorurteile erschweren ihre Zusammenarbeit, umso schöner ist es zu lesen, wie sie diese nach und nach überwinden. "Feuerschwingen" punktet vor allem mit der Darstellung der Inka-Kultur und der langsamen Annäherung der Protagonisten, über die man anfangs noch schmunzelt und die man am Ende richtig ins Herz geschlossen hat. Achja, Killerlamas gibt es auch (Fanservice). (bestellbar beim Verlag ohneohren)

So, fürs Erste soll es das gewesen sein, demnächst folgen weitere Lesetipps aus der Kleinverlagsszene. Und denkt dran, wenn euch was interessiert, kauft möglichst direkt beim Verlag! :)

Viele Grüße von Eurer

Judith

Ausblick auf den Bücherherbst 2019

Liebe LeserInnen,

bereits Anfang des Jahres habe ich einen kleinen Ausblick auf das Bücherjahr 2019 gewagt, wobei entsprechend des frühen Zeitpunkts nur Titel aus dem Winter / Frühjahr dabei waren. Zwei davon sind bereits rezensiert: "Die Stadt der Symbionten" von James A. Sullivan sowie "Gold & Schatten - Das erste Buch der Götter" von Kira Licht. Auf "Miami Punk" von Juan S. Guse hatte ich mich besonders gefreut, allerdings liegt das Buch seit zwei Monaten bei mir und ich habe noch nicht einmal das erste Drittel gelesen. Thematisch hat mich der Roman sehr gereizt, wobei mir die hohe Seitenzahl zu Denken gab. Leider zieht sich das Buch tatsächlich in die Länge, was vor allem daran liegt, dass der rote Faden kaum erkennbar ist. Der Stil von Juan S. Guse ist detail- und abwechslungsreich inklusive einiger cooler Formulierungen, doch "Miami Punk" liest sich alles andere als flott weg. Ich lese jetzt erst einmal etwas anderes und kehre später zu diesem durchaus interessanten, aber gänzlich anders als erwarteten Roman zurück. "Nekkiri" von Alex Kühnert hat dagegen noch nicht den Weg in mein Regal gefunden, einfach, weil ich momentan wenig Lust auf diese Art von Fantasy habe, auch wenn ich die Idee nach wie vor spannend finde.

Da inzwischen beinahe alle Herbstvorschauen online sind, hat sich meine Wunschliste entsprechend erweitert. Insofern schiebe ich hiermit einen Ausblick auf den Bücherherbst 2019 nach ;-)

wasteland vogt"Wasteland" von Judith C. Vogt und Christian Vogt (Oktober 2019)

Ich mag den Stil und die Figuren von Judith und Christian Vogt unglaublich gerne, insofern bin ich froh, dass die beiden weiterhin sehr produktiv sind und nach dem grandiosen zweiten Band der "13 Gezeichneten" mit der "Mad-Max-Utopie" "Wasteland" im Herbst nachlegen. Die Autoren haben Mut zu ungewöhnlichen Settings und entführen die Leser diesmal in eine Dystopie, die gleichzeitig Utopie sein soll. Man fühlt sich tatsächlich an Mad Max erinnert, wobei "Wasteland" nicht in der Wüste spielt, sondern in einer tristen Zukunft, in der die Menschheit von einer Seuche dezimiert wurde und Protagonistin Laylay als Einzige immun zu sein scheint. Sie soll den Sohn einer alten Händlerin aus dem Ödland retten und kommt einem Geheimnis auf die Spur ... so weit, so gut, die Handlung klingt nicht neu, aber die Stärken von Judith und Christian Vogt sind ohnehin die Authentizität ihrer Charaktere und die dichte Atmosphäre, die mit vielen originellen Details besticht. Egal ob Eiszeit-Steampunk, römisches Sternenreich oder napoleonische Fantasy - als Leser versinkt man in ihren Welten und fiebert mit den Protagonisten mit (und steigert sich in den Hass auf die Antagonisten hinein).

neon birds"Neon Birds" von Marie Grasshoff (November 2019)

Mit Cyberpunk kriegt man mich eigentlich immer. "Neon Birds" bietet darüber hinaus einen gehörigen Schuss Solarpunk sowie skurrile Charaktere, wenn man dem angekündigten Klappentext glauben darf: "Ein Supersoldat, der seine glorreichen Tage hinter sich hat. Ein Träumer mit einem düsteren Geheimnis. Ein Untergrundkämpfer mit Todeswunsch. Eine Jägerin mit Verbindung zu einer dunklen Macht." Auch wenn da durchaus Klischees dabei sind, sind das doch Charaktere, die man in einem Cyberpunksetting wünscht. Dazu gibt es ein technisches Virus, eine mächtige KI, die über in Cyborgs verwandelte Menschen herrscht, und Supersoldaten, die diese Cyborgs abschlachten und dafür gefeiert werden. Im Prinzip ist also alles für einen temporeichen, dreckigen, moralisch fragwürdigen, schillernden Cyberpunkroman vorhanden. Da ich allerdings bisher nichts von der Autorin gelesen habe, bin ich gespannt, ob sie meine Hoffnungen erfüllt oder ob ich ähnlich wie bei "Miami Punk" erstmal umdenken muss ... unabhängig davon sind Titel und Cover schon mal geil. Übrigens ein Trilogieauftakt.

rebellion von laterre"Die Rebellion von Laterre" von Jessica Brody und Joanne Rendell (November 2019)

Als Planetary Romance fällt "Die Rebellion von Laterre" in mein Beuteschema, vor allem da ich ewig nichts in der Richtung gelesen habe. Auch wenn mich die Ankündigung "Les Misérables in einer mitreißenden Neuinterpretation" ein bisschen abschreckt. Ich schätze gute Liebesgeschichten, es darf auch gerne Drama sein, aber bitte nicht zu viel Kitsch und künstlich herbeigeführte Eskalation. Aber da ich beide Autorinnen noch nicht kenne, bin ich vorerst guter Dinge und lasse mich überraschen. Ich freue mich auf einen fremden Planeten mit archaischen Machtstrukturen, eine aufziehende Revolution sowie junge Charaktere aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten. Eine Diebin, eine Bibliothekarin und der zweifelnde Sprössling einer mächtigen Familie - das kann eine gute Mischung werden. Wenn das Setting dann auch noch gut ausgearbeitet ist, umso besser. Aber wie gesagt, ich kenne die Autorinnen noch nicht, kann es nicht einschätzen. Aber der Titel hat mich sofort fasziniert.

neptunation"Neptunation" von Dietmar Dath (September 2019)

Von Dietmar Dath wollte ich schon lange mal etwas lesen, schließlich klingen die Klappentexte immer interessant und der Autor wird von so manchem hochgelobt. Aber irgendwie sind die Titel immer an mir vorübergezogen. Mit "Neptunation" erscheint im September ein neuer Roman, dessen Cover an "Venus siegt" erinnert, weshalb ich mich spontan gefragt habe, ob ich "Venus siegt" gelesen haben sollte. Allerdings spielt "Neptunation" ín der nahen Zukunft und scheint ein Einzelroman zu sein. Kurz vor dem Ende des Kalten Krieges haben Sowjetunion und DDR ein Himmelfahrtskommande ins All geschickt. Über dreißig Jahre später begibt sich ein deutsch-chinesisches Team auf eine Rettungsmission. Hat diese überhaupt Aussicht auf Erfolg? Was finden die Astronauten in unserem Sonnensystem? Dietmar Dath wirft spannende Fragen auf ("Was hat Politik mit Schwerkraft zu tun?"), aber 688 Seiten schrecken mich etwas ab, vor allem da bereits einige andere ähnlich dicke Brocken auf meiner Wunschliste stehen. Dabei mag ich dicke Bücher eigentlich nicht, denn so viele Seiten muss man richtig ausfüllen.

Tja, irgendwie ist hier wenig Fantasy dabei, was vor allem daran liegt, dass ich mit der klassischen Fanatsy recht wenig anfangen kann. Ich mag lieber Urban Fantasy, aber das Genre ist (in Deutschland) gerade ziemlich tot und bei den wenigen Titeln ist kaum etwas dabei, das mich richtig anspringt. Doch es gibt zwei Ausnahmen:

schwarzer leopard roter wolf"Schwarzer Leopard, roter Wolf" von Marlon James (Oktober 2019)

Hier hat mich das Cover sofort angefixt - und die fast tausend Seiten zurücktaumeln lassen. Doch afrikanische Urban Fantasy klingt ungemein spannend, zumal der Roman sowohl hochgelobt als auch übelst zerrissen wurde. Auf dem Cover wird Neil Gaiman zitiert, der von einem "gefährlichen, halluzinatorischen, vergangenen Afrika" spricht und Autor Marlon James gar mit Tolkien vergleicht (wobei ich solche Vergleiche nicht mag und Tolkien trotz seines beeindruckenden Werkes nicht meinen Geschmack trifft). Die Handlung ist vergleichsweise simpel: Protagonist Tracker ist, wie sein Name schon verrät, Jäger und soll einen Jungen aufspüren. Sein Weg führt durch Wälder und Städte und er begegnet dabei Ausgestoßenen, Gestaltwandlern und Hexen. Es wird darauf ankommen, wie Marlon James seine Fantasy gestaltet, ob Setting und Figuren überzeugen und ob er so viele Seiten tatsächlich ausfüllen kann. Mal schauen, ob ich mich trotz des Umfangs heranwage. Hier würde ich tatsächlich mal zur Leseprobe greifen. Übrigens auch ein Trilogieauftakt ...

im schatten des fuchses"Im Schatten des Fuchses" von Julie Kagawa (September 2019)

Julie Kagawa ist eine Autorin, von der ich schon oft gehört, aber noch nie etwas gelesen habe. Viele ihrer Titel erschienen mir bisher zu mädchen- und klischeehaft, allerdings greift sie in "Im Schatten des Fuchses" japanische Mythologie auf, wofür ich als Mangafan fast immer zu haben bin. Protagonistin Yumeko ist Gestaltwandlerin (na, was wohl? Eine Füchsin natürlich) und soll in einem Kloster lernen, mit ihren Fähigkeiten umzugehen. Doch das Kloster wird angegriffen und die flüchtende Yumeko gelangt in den Besitz einer alten Pergamentrolle, die Teil einer uralten Beschwörung ist. Sie trifft auf den Samurai Tatsumi, der eben diese Pergamentrolle sucht - allerdings weiß er nicht, dass Yumeko sie hat. Und sie weiß nicht, welch tödliches Geheimnis Tatsumi bewahrt. Klingt nach einer typischen Jugendbuch-Liebesgeschichte, doch das japanische Setting könnte "Im Schatten des Fuchses" zu einer interessanten Lektüre machen.

Sicher habe ich noch nicht alles auf dem Schirm und ich denke, dass mich dieses Jahr noch ein paar Überraschungen erwarten werden. Vor allem bei den Kleinverlagen reicht die Vorschau oftmals noch gar nicht bis zum Ende des Jahres, sodass da sicherlich noch ein paar tolle Bücher dazukommen, die ich dann spätestens im Jahresrückblick erwähnen werde. Der Trend bei mir persönlich gehts zur Science Fiction und dieses Jahr bietet da gefühlt etwas mehr, auch von Autorinnen - wenn ich jetzt schreibe, dass es Zufall ist, das drei (von vier) meiner SF-Wunschtitel von Frauen sind, dann glaubt mir das keiner. Aber es ist so. Die Damen haben diesen Herbst die interessanteren Ideen ;-)

Viele Grüße von Eurer

- Judith