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Ausblick: Deutschsprachige Science Fiction 2023

Liebe Leser*innen,

diesen Ausblick bis in den Sommer 2023 will ich ganz der deutschsprachigen Science Fiction widmen, denn da zieht es mich in den letzten Jahren immer stärker hin. Natürlich lese ich auch immer noch gerne zwischendurch Fantasy und Mystery, aber meist sprechen mich SF-Titel in den Vorschauen an - und eben immer öfter deutschsprachige. 2022 war bereits ein sehr gutes Jahr für die deutschsprachige SF mit vielen großartigen Veröffentlichungen - und auch 2023 ist bereits viel Spannendes in Sicht. Folgende Bücher sind für mich beziehungsweise Euch besonders interessant:

"Dies ist mein letztes Lied" von Lena Richter (Februar 2023)

Okay, das ist gerade erschienen, das war aber so gut wie erhofft und muss unbedingt in diesem Blogbeitrag erwähnt werden. "Dies ist mein letztes Lied" ist ein wunderbarer Mix aus Science Fiction und Portal Fantasy übers Scheitern und Weitermachen, über Freundschaft und Gemeinschaft:

„Ich denke an alle Lieder, die ich gespielt habe. Alles, was ich gelernt habe, verlernt, verloren. Alles, was dazu geführt hat, dass ich jetzt hier sitze, allein vor Hunderttausend, die Sensation des Abends für sie, der Abschied für mich. Ein letztes Mal bin ich Teil von etwas. Ein letztes Mal werde ich spielen. Wenn die Musik verklungen ist, trete ich durch das Tor und ...“

Eine Novelle über Kunst und ihre Grenzen, über Hoffnung und Hilfslosigkeit, über das Zuhören und das Finden der eigenen Melodie.

"Kalbus End - Outlaws in Space" von Elea Brandt (März 2023)

Outlaws in Space - diese Headline reicht schon, um mich neugierig zu machen. Als großer "Firefly"-Fan giert man lebenslang nach allem, was ähnlich sein könnte - und sympathische Kriminelle im All funktionieren meist wunderbar. Ein Must-Read für mich:

Verfolgungsjagden im All, aufregende Coups und knallharte Verhandlungen – für Ex-Schmuggler Leyo gehört dieses Leben der Vergangenheit an. Seiner Familie zuliebe verdingt er sich auf dem heruntergekommenen Planeten Ranun als Barmann und träumt von der guten alten Zeit. Doch dann geht ein allerletzter Coup sagenhaft schief und auf einmal stecken Leyo und seine Familie mitten in einem Machtkampf um Politik und Ressourcen, bei dem nicht weniger auf dem Spiel steht als die Rettung ihres Planeten.

game show"Game Show" von Franzi Kopka (März 2023)

Ich habe inzwischen sooo viele Dystopien mit jungen Charakteren gelesen, dass ich da übersättigt und teils einfach herausgewachsen bin. "Game Show" sieht aber nicht nur verdammt schick aus, es macht mich vom Thema her auch neugierig. Ich fürchte, mein Bücherstapel ist dafür viel zu hoch, aber Euch wollte ich den Titel nicht vorenthalten:

2126, New London: Als die siebzehnjährige Cass in die niedrigste Klasse der Gesellschaft verstoßen wird, weiß sie, dass es nur einen Weg gibt, dieser Hölle zu entkommen: Sie muss es in die nächste Gameshow schaffen. Wer an der Gameshow teilnimmt, kann ein Ticket nach ganz oben gewinnen – oder bezahlt die Chance mit dem Leben. Cass bekommt unerwartet Hilfe von Jax, dem besten Gamer in der Arena. Die beiden werden Verbündete im großen Spiel um ihr eigenes Leben und gesellschaftlichen Aufstieg. Doch ihr Deal und auch ihre Gefühle füreinander beruhen auf einer Lüge, die alles, was sie sich gemeinsam erkämpft haben, zum Einsturz bringen könnte.

der skandal"Der Skandal" von T.S. Orgel (Juli 2023)

Ein Biothriller von den Orgels - da muss ich als Biologin eigentlich zuschlagen. Eva Bergschneider von phantastisch-lesen.com war von "Terra" und "Behemoth" recht angetan und da wir einen sehr ähnlichen Lesegeschmack haben, werde ich mir wohl "Der Skandal" anschauen:

Der Unternehmer Dan Light wird als Held der grünen Ernährung gefeiert. Seine Firma Lightfood produziert Laborfleisch, für das keine Tiere sterben müssen, und macht Milliardenumsätze damit. Doch der Ausbruch einer weltweiten Krankheit wirft einen Verdacht auf: Geht bei Lightfood wirklich alles mit rechten Dingen zu? Als Dan Light nachforscht, stößt er in seinem eigenen Unternehmen auf ein Netz aus Korruption, Intrigen und Sabotage – und wird auf einmal selbst zum Gejagten. Ein tödlicher Wettlauf gegen die Zeit beginnt …

im auge der leere"Im Auge der Leere" von Stefan Cernohuby und Melanie Vogltanz (August 2023)

Kürzlich hat Melanie Vogltanz auf Instagram das Cover zu der Space Opera "Im Auge der Leere" enthüllt. Nach der viel beachteten Dystopie "Shape Me" geht es dieses Mal gemeinsam mit Stefan Cernohuby, Herausgeber von "Facetten der Zukunft", in galaktische Gefilde - wird sehr wahrscheinlich gelesen:

Mehr als 3.000 Sternensysteme werden von Menschen besiedelt. Auf hunderten bekannten Welten existiert nichtmenschliches Leben. Doch nur ein Wesen behauptet, aus dem unzugänglichen Teil der Galaxis zu stammen – mitten aus dem Auge der Leere: Void.Void ist ein Individuum mit verborgenen Talenten und speziellen Bedürfnissen, sowohl was seinen Lebensstil als auch seinen Metabolismus angeht. Das ist aber nur einer der Gründe, warum er sich in einem intergalaktischen Hochsicherheitsgefängnis befindet.Als Aelianus, das inoffizielle Oberhaupt der Organisation Oculus, von einer Bedrohung galaktischen Ausmaßes erfährt, erkennt er, dass nur eine ganz spezielle Fähigkeit das Schlimmste verhindern kann. Doch dies bedeutet, mit dem gefährlichsten Verbrecher der Galaxis gemeinsame Sache zu machen.

Die Jubiläumsausgabe der Queer*Welten im Mai 2023 wird übrigens einen SF-Schwerpunkt haben, insofern freue ich mich auf diese Ausgabe besonders - falls ihr die Queer*Welten noch nicht kennt:

Queer*Welten ist ein halbjährlich erscheinendes queerfeministisches Science-Fiction- und Fantasy-Zine, das sich zum Ziel gesetzt hat, Kurzgeschichten, Gedichte, Illustrationen und Essaybeiträge zu veröffentlichen, die marginalisierte Erfahrungen und die Geschichten Marginalisierter in einem phantastischen Rahmen sichtbar machen. Außerdem beinhaltet es einen Queertalsbericht mit Rezensionen, Lesetipps, Veranstaltungshinweisen und mehr.

Natürlich erscheint noch einiges mehr (im SF-Netzwerk-Forum werden fleißig deutschsprachige Veröffentlichungen gesammelt), Kleinverlage kündigen oft eher kurzfristig an und vieles ist noch gar nicht angekündigt. Ich rechne zumindest im Sommer und Herbst noch mit einigen spannenden SF-Titeln von deutschsprachigen Autor*innen. 

Viele Grüße

- Judith

Literatopia spielt … Slaine

Literatopia spielt … Slaine
 
slaineblog11Vor ein paar Jahren habe ich mal angekündigt, in diesem Blog auch über Spiele schreiben zu wollen. Nach zwei Beiträgen habe ich das allerdings aus den Augen  verloren. Dabei hätte es genug Möglichkeiten dazu gegeben. Als leidenschaftlicher Brett- und Rollenspieler habe ich auch in den letzten Jahren ausreichend Gelegenheit gehabt, Spiele auszuprobieren. Und es kommen auch immer wieder Spiele zu Büchern heraus, die versuchen die beschriebenen Welten auf ein Brett- oder Kartenspiel zu übertragen. Vampire – Vendetta ist eins zu einem meiner Lieblingsrollenspiele, die Scheibenwelt wurde gleich in mehreren Brettspielen umgesetzt. Mouse Guard hat eins und auch so Klassiker wie Der Name der Rose oder Die Säulen der Erde. Und wenn ich das alles so aufzähle, kommt auch die Motivation wieder, über all diese Spiele etwas zu schreiben, hoffentlich fehlt dieses Mal nicht die Zeit dazu. Aber man wird sehen.
Zunächst aber steht nun Slaine an. Und damit ist nicht etwa das neuerdings erhältliche Tabletop gemeint, sondern tatsächlich der Comic. Denn Band 4 der Slaine-Ausgabe des Dantes Verlages, sowie die erste Geschichte im Fünften sind ein Game-Comic. Was das heißt? Eigentlich nichts anderes, als dass man ein klassisches Abenteuerspielbuch bekommt, nur eben als Comic. Wem der Begriff des Abenteuerspielbuchs nichts sagt, hier eine kurze Erklärung:
Als die Verlage in den 80er feststellten, dass Rollenspiele wie D&D und DSA (Das Schwarze Auge) immer beliebter wurden, beschlossen sie auch daran teilhaben zu wollen und so gab es das sogenannte Abenteuerspielbuch. Ich selbst habe eins zu den Nibelungen besessen und hatte viel Spaß daran, nicht nur über Abenteuer zu lesen, sondern sie selbst mit Stift, Papier und Würfeln zu erleben. Denn diese Abenteuerspielbücher waren nämlich nichts anderes als Solo-Abenteuer, wie es sie für jedes Rollenspiel gibt. Und genau wie Solo-Abenteuer mal gut und mal schlecht geschrieben sind, gab es auch unter den Abenteuerspielbüchern gute und schlechte Varianten.

Der Ablauf bei diesem sogenannten Game-Comic, der übrigens nicht der Einzige seiner Art ist, es gibt welche in den LTBs und sogar für Asterix existieren welche (wer seine verschenken will, hier wäre ein begeisterter Abnehmer), entspricht im Prinzip dem eines Soloabenteuers. Man liest einen Abschnitt und muss sich am Endes dessen für eine von mehreren Möglichkeiten entscheiden, wie es weitergehen soll. Mal kann das gute Auswirkungen haben, mal kommt man so richtig in Schwierigkeiten. Bei Slaine ist eher das Letztere der Fall, so viel sei bereits verraten. Hin und wieder kommen dann auch die Würfel zum Einsatz, um Proben oder Kämpfe zu bestehen. Das alles geschieht natürlich nicht mit einer Komplexität wie bei einem echten Rollenspiel, allein durch die Abwesenheit eines Spielleiters, der spontan reagieren kann, ist dies nicht möglich, aber dennoch gibt es meist unterschiedliche Wege, um ans Ziel zu gelangen oder, wie im Falle von Slaines erstem Solorollenspiel, eben nicht. Wie auch immer aber ein Abenteuer ausgeht, hat man meist dennoch viel Spaß, solange die Abenteuer gut geschrieben sind.
Die Reise in die Welt Slaines verspricht auf jeden Fall schon mal beißenden Witz und einen Barbarenkrieger, der diese Bezeichnung verdient.
Sein erster Game-Comic, der in wöchentlichen Episoden im Magazin 2000 AD erschien, ist Die Gruft des Schreckens und damit weiß man auch bereits, was einen auf den folgenden Seiten erwartet. Nämlich im Grunde ein typisches Rollenspielsoloabenteuer der 80er Jahre. Das ist auf keinen Fall ein Nachteil, machten diese eigentlich mordsmäßig Spaß.
Mordsmäßig ist dabei ein gutes und treffendes Wort. Denn wenn sich Slaine auf etwas versteht, dann seine Gegner in kleine Stücke zu hacken - und dafür bekommt er reichlich Gelegenheit.

Die Gruft des Schreckens

Die Gruft des Schreckens ist nun der erste Gamecomic und vor dem Spielen müssen noch ein paar Vorbereitungen getroffen werden. Zwei Würfel, ein Bleistift und ein Zettel fürs Notieren von Gegenständen und Punktestand müssen bereitgelegt werden und dann geht es auch schon los und mitten hinein in den Kampf gegen Grímnismál, der zu erwachen und die ganze Welt zu vernichten droht. Nur Slaine und seine Freunde und Begleiter wie Ukko oder Nest können ihn aufhalten. Es geht also um nichts anderes als die Rettung der Welt. Schon mal keine kleine Aufgabe, die dadurch erschwert wird, dass die sogenannte Terroruhr nicht ablaufen darf. Spieltechnisch ist dieser Zeitdruck dadurch geregelt, dass von einem Zeitpunktestand für bestimmte Aktionen Punkte abgezogen werden. Erreicht dieser Null erwacht Grímnismál und das Spiel ist verloren. Aber dem muss ja nicht so sein, schließlich schnetzelt man sich seinen Weg als Slaine durch die Gruft. Die Regeln hierfür sind recht einfach. Jeder Charakter hat ein Verwindungspunktekonto, womit Stärke, Intelligenz und Erfahrung zusammengefasst werden. Steht nun ein Kampf oder eine andere Aufgabe an, so würfelt man mit den beiden Würfeln, zählt gegebenenfalls einen Bonus hinzu und zieht diese Punkte von seinem Gegner ab, sofern er nicht die Punkteanzahl vorher reduziert. Und das war es auch schon an Regeln. Fortan erforscht man mit Slaine und seiner Gruppe so gerüstet die Gruft des Schreckens. Der Ablauf ist dabei recht linear, wirkliche Entscheidungen, die den Comic beeinflussen, können nicht getroffen werden, denn jedes Kapitel ist nach dem gleichen Schema aufgebaut.
Zunächst kommt der Comicanteil, der die Geschichte der Vorwoche weitererzählt, bevor man am Ende meist drei Optionen bekommt, wie es weitergeht. Egal was man wählt, steht die Geschichte für den Comic jedoch fest  und nur eine Option wird im Comicteil des nächsten Kapitels auserzählt, jedoch ist dann am Ende des Kapitels ein großer Textabschnitt, der auf die Wahl der anderen Optionen eingeht und die Folgen beschreibt und die können recht heftig sein und einen zu Kämpfen zwingen, die auch mal Opfer fordern. Glücklicherweise gibt es aber nicht nur Kämpfe zu bestehen, sondern hin und wieder auch kleinere Rätsel.
So erkämpft man sich den Weg durch die Gruft des Schreckens, bevor es gegen den großen Endgegner geht und die Welt auf dem Spiel steht und dieser letzte Kampf ist eine wirklich große Herausforderung.

slaine5Alles in allem ist Slaines erster Gamecomic ein grundsolides Soloabenteuer aus der Frühzeit des Rollenspieles. So gesehen ist es also nicht bemerkenswert. Was es allerdings aus der Masse heraushebt, ist der derbe Humor, der Hintergrund vor dem es spielt und die Tatsache, dass hier keine Gefangenen gemacht werden. Die Gruft des Schreckens ist eben tödlich und blutig. Und dies entschädigt für die Linearität der Erzählung und der kaum vorhandenen Auswahlmöglichkeiten. Bei diesem ersten  Experiment hat Pat Mills an diejenigen gedacht, die sich nicht für Rollenspiele begeistern können und einfach nur einen Comic lesen wollen, denn die Geschichte ist auch ohne Spiel lesbar, ist dann allerdings nicht so das Gelbe vom Ei. Inhaltlich ist Die Gruft des Schreckens eben etwas schwach auf der Brust. Der Spaß  kommt erst durch das Spielen zustande, dann aber so richtig. Im Vorwort wird empfohlen die Gruft des Schreckens mit mehreren anzugehen, damit das gleiche Spielgefühl wie beim erstmaligen Erscheinen aufkommt, als die Leser Woche für Woche auf das nächste Kapitel warten mussten und währenddessen über die Weiterführung der Handlung diskutieren konnten. Und dies dürfte tatsächlich für weiteren Spielspaß sorgen. Der Gamecomic ist für jeden Rollenspieler eine Reise zurück in die Anfänge des Hobbys, als alles unkomplizierter war und man sich einfach ohne nachzudenken durch einen Dungeon kämpfte. Für Spielleiter ist am Ende sogar ein Plan der Gruft enthalten, so dass dieses Labyrinth auch auf das eigene Spielsystem angepasst werden kann. Die Reise durch das Labyrinth dürfte für zwischendurch eine willkommene Abwechslung sein und für einen unterhaltsamen Abend sorgen.

Der Kessel der Dagda

Ein weiteres Mal dürfen wir als Slaine in den Kampf ziehen. An den Regeln hat sich nichts geändert, nach wie vor werden zwei Würfel, Stift und Papier benötigt und die Kämpfe laufen nach dem gleichen Schema wie in Die Gruft des Schreckens ab. Hieran sollte sich auch später nichts mehr ändern. Dieses Mal ist Slaine jedoch nur mit Ukko unterwegs. Gemeinsam wollen sie in den Gläsernen Turm eindringen, um den Kessel der Dagda an sich zu bringen, der große Kräfte besitzt. Im Innern müssen Slaine und Ukko ihren Weg zu ihrem Ziel finden und sich dem Drune-Lord Grunsgul stellen.
War das erste Soloabenteuer noch sehr linear, so sind Rollenspieler nun auf vertrautem Terrain. Immer wieder wird man vor eine Entscheidung gestellt und je nachdem geht es bei einem anderem Panel weiter. Die Motivation sich mehrmals an Der Kessel der Dagda zu versuchen wird dadurch enorm gesteigert, denn es könnte ja sein, dass ein anderer Weg auch etwas Neues hervorbringt und nicht nur den Tod. Denn gestorben wird hier viel und leicht. Jeder Schritt im Gläsernem Turm will überlegt sein, und wer das Abenteuer beim ersten Mal besteht, hat die Achtung Slaines verdient. Das Abenteuer macht deutlich mehr Spaß als der erste Versuch, sofern man eine gewisse Frustrationstoleranz besitzt. Die Geschichte reißt allein wegen ihrer Kürze keine Bäume aus, ist aber zweckmäßig und Ukko mal eine verpassen zu können, macht schon Spaß, vom restlichen Humor mal abgesehen.

Drachenleiche

Ukko und Slaine kommen in Ukkos Heimatdorf. Dieses liegt zerstört vor ihnen. Die Zwerge haben zu tief gegraben und einen Schild mit den sogenannten El-Steinen entdeckt. Als sie diese herausbrachen, erwachte ein Drache. Nach der Zerstörung des Dorfes zog sich dieser in sein Versteck zurück, doch das Schlimmste kam noch. Seltsame Kreaturen tauchten auf und die einzige Möglichkeit, die daraus entstandene Gefahr für die Welt zu bannen, ist, dass jemand hinabsteigt und die Steine wieder in den Schild einsetzt. Dieser jemand ist Slaine und damit der Spieler.
Drachenleiche hat es in sich und wie! Der Tod ist praktisch immer gewiss und damit ein neuer Anlauf. Das tut dem Spielspaß aber keinen Abbruch. Die Todesarten sind originell und abwechslungsreich und man ist fast schon gespannt, in welcher Form einen der Tod erwartet. Dazu kommt der für Slaine typische Humor und Gewaltgrad und heraus kommt beste Unterhaltung, sofern man etwas für Slaine und Rollenspiele über hat.

Danus Ring

slaine5Myrddin der Magus schickt Slaine in die Anderswelt. Dort soll er den Ring von Danu finden, der Erdgöttin. Löst er die Aufgabe wird er sieben Jahre als König herrschen können, bevor die Erdgöttin ihr Recht auf sein Leben beansprucht. Slaines Erzfeind Elfric, Anführer der Wilden Jagd, will ihn allerdings aufhalten. An seiner Seite hat Slaine nur seine treue Axt und den Zwerg Ukko. Von Myrddin bekommt er mit auf dem Weg, dass er der Göttin Danu in drei Gestalten begegnen wird. Als Kornmaid, Sommer-Weib und als Alte Vettel. Jeder Aspekt repräsentiert dabei die drei Jahreszeiten des keltischen Jahres. Nach einem Biss von einer Giftschlange tritt er in Trance in die Anderswelt über.Spannend ist die Jagd nach den Segmenten des Ringes. Pat Mills legt hier bei der Handlung deutlich zu, was Danus Ring auch zu einer idealen Rollenspielvorlage für ein Gruppenabenteuer macht. Dieser Auftritt Slaines gibt einem wirklich das Gefühl eines großen Abenteuers, welches man selbst erlebt. Dazu werden Grundlagen für den weiteren Verlauf von Slaines Abenteuern gelegt. Der Auftritt der Erdgöttin wird noch wichtig werden und Danus Ring bereitet zudem seinen Weg zum Königtum vor, der in der nächsten Geschichte Annwns Schätze weiter beschritten wird.

Insgesamt vier Gamecomics wurden also von Pat Mills geschrieben und jeder für sich hat seine Stärken. Sei es, dass sie im Humor, den abwechslungsreichen Toden, den Monstern oder, insbesondere bei Danus Ring, der Handlung liegen. Sicher würde das heute meist anders geschrieben, aber ob es besser wäre, ist die Frage, denn die vier Gamecomics machen vor allem noch heute mordsmäßig Spaß und wer mal Lust auf ein Soloabenteuer ohne großartiges Regelwerk hat, sollte auf jeden Fall einen Blick riskieren und jeder, der sich für keltische Mythen und Legenden interessiert sowieso. Am Besten dann gleich weiterlesen in den Slaine-Comics, denn die sind richtig gut.

So und das war dann auch mein erster neuer Beitrag unter dieser Rubrik und ich verspreche hiermit, dass der nächste nicht so lange auf sich warten lässt. Also, …. denke ich. … Wenn nicht was dazwischen kommt.

Viel Spaß beim Lesen und Spielen,

Markus

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BuCon 2022 - Fast schon zu viel Phantastik auf einem Fleck

Hallo zusammen,

nachdem ich hunderte Fotos sortiert und ein paar davon auf Instagram gezeigt habe, folgt nun ein persönlicher Bericht zum BuCon (BuchmesseConvent) in Dreieich. Ich hatte mir überlegt, auch nach Frankfurt zur Buchmesse zu gehen, aber mitten in einer Coronawelle hatte ich keine Lust, auch weil viele „meiner“ Leute nicht da waren. Und die Verlagsprogramme kann ich mir in Ruhe online anschauen. Auf dem BuCon dagegen trifft man auf kleinem Raum sehr viele Leute aus der Phantastikszene – viele, die ich schon länger kenne und immer wieder gerne treffe, aber auch einige, die ich das erste Mal außerhalb des Internets gesehen habe. Der BuCon hat den Ruf eines Familientreffens, ist aber über die Jahre doch gewachsen und inzwischen eine richtige Kleinverlagsmesse mit so vielen Lesungen und Diskussionsrunden, das man zwangsläufig vieles verpasst. Beim diesjährigen Programm wusste ich teilweise wirklich nicht, zu welchem Panel ich gehen soll, und hatte kaum Zeit, in Ruhe an den Büchertischen zu stöbern. Meine Tasche war ohnehin ziemlich schwer, sodass ich es beim Kauf einiger Queer*Welten-Ausgaben beließ und den Rest, den ich mir ausgeguckt habe, lieber in den Onlineshops der Verlage bestelle. Und jetzt gehen wir ein bisschen ins Detail:

James A. Sullivan liest auf dem BuCon 2022 aus "Das Erbe der Elfenmagierin"Der Weg nach Dreieich war ein wenig abenteuerlich, wobei die Deutsche Bahn gnädig war und sowohl mein Zug nach Mannheim, als auch der zum Frankfurter Flughafen pünktlich waren. Ich habe sogar ohne Reservierung jeweils schnell ein Plätzchen gefunden. Und am Flughafen wurde es dann stressig, denn 25 Minuten Umsteigezeit erwiesen sich als wenig, um den Busbahnhof bzw. den richtigen Bussteig zu finden. Die Onlineauskunft der Bahn sagte nämlich nur „Terminal 1 Bus OF-64“, der Weg erwies sich als weiter als gedacht, und dann steht man da mit dutzenden Bussteigen und auf dem großen Busfahrplan steht der eigene Bus gar nicht drauf. Uff! Eine nette Familie hat mir dann geholfen, den richtigen Bussteig zu finden und als es endlich losging, war ich sehr irritiert, dass wir für einige Haltestellen nur zwei Personen im Bus waren. In Dreieich ging es dann in Schlangenlinien und Schleifen zum Bürgerhaus, aber auch hier kam ich pünktlich an und lief kurz nach meiner Ankunft Judith und Christian Vogt sowie James Sullivan (siehe Foto links/oben) und Heike Knopp-Sullivan in die Arme. Gemeinsam ging es zum Piper-Verlagspanel, wo Karin Pauluth und Kathrin Dodenhoeft einige Highlights aus „20 Jahren Piper Fantasy“ vorstellten – Judith und Christian haben „Schildmaid – Das Lied der Skaldin“ und James seine Dilogie „Das Erbe der Elfenmagierin“ selbst vorgestellt.  Wirklich viel Neues hat man bei diesem Panel nicht erfahren, wer Piper kennt, kennt die Highlights ohnehin – interessant war jedoch der Ausblick aufs kommende Programm, wo ich mir „Die Chroniken von Sova“ von Richard Swan notiert habe (Eva Bergschneider von phantastisch-lesen.com auch, sie hat sich auch aus dem aktuellen Programm drei Titel notiert, die kürzlich bei mir eingezogen sind – und hatte sogar die gleiche FFP2-Maske wie ich). Leider war im Lichtsaal das Gegenlicht so blöd, dass fast alle Fotos, die ich bei dem Panel gemacht habe, Mist sind. Für die restlichen Veranstaltungen hat sich die Mitnahme meiner Kamera jedoch gelohnt.

Judith und Christian Vogt lesen auf dem BuCon 2022 aus "Schildmaid - Das Lied der Skaldin"Direkt im Anschluss ging es zur Doppellesung von Judith und Christian Vogt (siehe Foto rechts/oben) und James Sullivan, die sich wieder gegenseitige ihre Stimmen für die Dialoge geliehen haben. In der Saletta waren die Lichtverhältnisse etwas besser, sodass ich ein paar schöne Bilder knipsen konnte. Zudem macht es immer Spaß, Judith, Christian und James zuzuhören. Ich bin eigentlich kein Fan von Lesungen, aber bei den dreien ist es sehr unterhaltsam, auch wenn man die Bücher schon kennt.

Ebenfalls in der Saletta fand das Amrûn-Verlagspanel statt, wo Verleger Jürgen Eglseer mit Unterstützung mehrerer Autorinnen sein Programm vorstellte, inklusive kurzer Lesungen aus den jeweiligen Titeln. Mit dabei waren Christina Wermescher („Die Entführung der Dinharazade“ = 1001 Nacht mit Steampunk), Juri Pavlovic („Krieg und Kröten“ = humorvolle, erwachsene High Fantasy), Carolin Gmyrek („Kaputter Nebel“ = Märchendystopie) und Stefanie Bender („Rückkehr des Wächters“ = humorvolle Urban Fantasy mit Engeln). Dazu kam außerdem Janika Rehak, die im Publikum saß und spontan aus „Elegie“, einen „Zombie Zone Germany“-Roman, las. Die Herausgeberinnen Judith Vogt und Heike Knopp-Sullivan stellten das Queer*Welten-Magazin vor, das beim Amrûn-Verlag eine neue Heimat gefunden hat – hier gibt es übrigens eine Dauerausschreibung für queerfeministische Phantastik!

Aiki Mira liest aus "Neongrau" auf dem BuCon 2022Nach dem Panel verleibte ich mir mein mitgebrachtes Nutellabrot ein und verpasste leider das Verlagspanel von ohne ohren – da ich aber das Verlagsprogramm ohnehin gut kenne, habe ich mich für die Lesung von Aiki Mira (siehe Foto links/oben) aus „Titans Kinder“ und dem in Kürze erscheinenden Cyberpunkroman „Neongrau“ entschieden. Davor traf ich noch Christoph Grimm, den Herausgeber des Weltenportals, der an seinem Hoodie leicht zu erkennen war (more Books!) und auch zur Lesung von Aiki wollte. Diese war im Basement sehr gut besucht, alle Sitzplätze besetzt und hinten standen noch einige Leute, was Aiki sichtlich freute. Die Lesung war super und jetzt freue ich mich noch mehr auf „Neongrau“ und hoffe dabei auf wirklich guten cyberpunkigen Cyberpunk (da wurde ich bei anderen Büchern nämlich jüngst enttäuscht).

Nach Aikis Lesung hatte ich erstmals eine Stunde Pause, in der ich ein wenig an den Verlagsständen herumlungerte und unter anderem mit Christian Günther plauderte. Von ihm habe ich 2003 „under the black rainbow“ gelesen, inzwischen gibt es weitere Cyberpunkromane von ihm und mit „FAAR“ auch herrlich düstere Fantasy mit Lovecraft-Flair. Zwischendurch traf ich auch Klaudia Seibel von der Phantastischen Bibliothek in Wetzlar sowie Ralf von sf-lit.de, der sich immer noch wundert, dass sein 1-Mann-Jury-Award international Beachtung fand.

Grußfoto für Sameena Jehanzeb: Heike Knop-Sullivan, James Sullivan, Judith und Christian Vogt, Alessandra Reß und Iva Moor winken in die KameraDa Sameena Jehanzeb coronabedingt leider nicht zum BuCon kommen konnte, übernahmen Judith und Christian Vogt ihren Leseslot, sodass wir in den Genuss einer Premierenlesung von „Laylayland“ kamen (wieder mit Unterstützung von James Sullivan) – „Frozen, Ghosted, Dead“ von Sameena war natürlich auch dabei! Das Buch ist aktuell nominiert für den Selfpublishing Buchpreis 2022 und ich überlege stark, mir das zuzulegen, auch wenn sich diesen Herbst schon viel zu viele Bücher bei mir stapeln. Im Anschluss machten wir noch ein paar Gruß-Fotos (eines davon seht ihr rechts/oben) für Sameena – mit den Vögten, James, Heike, Iva Moor und Alessandra Reß, die ich gefühlt schon ewig kenne und sie tatsächlich jetzt erst das erste Mal (kurz) live gesehen habe.

Ab hier war meine maximale Aufnahmefähigkeit für den Tag eigentlich schon erreicht. Ich war solche Veranstaltungen nicht mehr gewohnt und irgendwie auch nicht so richtig fit – hinzu kam die schlechte Ernährung, die aus einem Nutellabrot (schon erwähnt) und einem Schokobrötchen vom Bäcker gegenüber (sehr lecker) bestand. Eigentlich wollte ich mir irgendwo auch etwas „Richtiges“ organisieren, aber irgendwie war keine Zeit. Abends quatschte ich noch ein wenig mit Ju Honisch (siehe letztes Foto in diesem Beitrag), die einen eigenen Stand hatte – wenn ihr historische (Steam)Fantasy mögt, schaut Euch ihre Bücher unbedingt mal an! Dann machte ich ein paar Fotos von Verlegerin Ingrid (ohne ohren), die mir freundlicherweise alle verbliebenden Orangenbonbons für meinen Mann heraussuchte und stellte mich Melanie Vogltanz vor, die ich bisher oft nur von Weitem gesehen und keine Zeit für ein Gespräch gehabt hatte. Und zwischendrin traf ich nochmals Aiki Mira, die mit Jol Rosenberg unterwegs war – ihr Debüt „Das Geflecht“ hat mich zwei Tage vor dem BuCon erreicht und wartet darauf, verschlungen zu werden.

Yvonne Tunnat liest aus ihrer Geschichte aus "Der Tod kommt auf Zahnrädern" auf dem BuCon 2022Den ganzen Tag über war ich immer wieder mit Eva Bergschneider unterwegs, die in den Jahren vor Corona auch meine Buchmessenbegleitung war. Wir haben einen ähnlichen Lesegeschmack und so finde ich auf phantastisch-lesen.com auch immer mal Bücher für mich. Abends gingen wir zusammen zur Lesung aus „Der Tod kommt auf Zahnrädern“ mit Janika Rehak, Yvonne Tunnat (mit der ich oft auf Twitter schreibe und die ich zuvor schon kurz kennengelernt hatte, siehe Foto links/oben) und Michael Schmidt. Ich liebe Steampunk, habe aber zunehmend gemerkt, wie schwer mir aufgrund steigender Müdigkeit das Zuhören fiel, insofern werden sich die Geschichten bei der Lektüre der Anthologie demnächst wohl trotzdem wie neu anfühlen.

Abschließend besuchte ich mit Eva das Verlagspanel von Bedey & Thoms, einem Zusammenschluss mehrerer Kleinverlage. Für mich vor allem interessant: Der SF-Verlag Plan 9, der in den letzten zwei Jahren ein paar coole Bücher auf den Markt gehauen hat. Der BuCon hatte sich bis dahin schon ziemlich geleert, viele sind schon nach Hause gegangen oder waren auf dem Weg zu Veranstaltungen rund um die Buchmesse, sodass bei diesem Panel fast mehr Autor*innen als Zuhörer*innen da waren. Vorgestellt wurden unter anderem drei Anthologien: „Wundersame Haustiere und wie man sie überlebt …“ von Herausgeber Stefan Cernohuby, „Das geheime Sanatorium – Phantastische Geschichte“ vom Herausgeberpaar Nadine Muriel und Rainer Wüste sowie „Met-Magie – Der Trunk der Götter, Barden und Bauern“ von Nadine Muriel und Amandara M. Schulzke. Für Plan 9 waren Judith und Christian Vogt mit „Laylayland“ dabei, Petra E. Jörns mit ihren „Horen“-Duologie sowie Jacqueline Montemurri mit „Der verbotene Planet“. Jörg Olbrich stellte knapp alle Bände seiner „Geschichten des Dreißigjährigen Krieges“ vor und da das einige sind, redete er entsprechend lange. Für mich ist das eher nichts, aber was Jörg Olbrich da erzählt hat, klingt nach sehr viel Recherche und ist für Interessierte dieser historischen Epoche sicherlich spannend. Umso knapper fiel die Vorstellung der „Hexenherz“-Reihe von Monika Loerchner aus, außerdem dabei waren Thorsten Weitze mit seiner Urban-Fantasy-Reihe „Nebula Convicto“, Esther S. Schmidt mit ihrer High Fantasy „Welt der Schwerter“ und Bernhard Stäber mit seinem Mystery-Thriller „Dunkles Abbild“.

Ju Honisch an ihrem Stand auf dem BuCon 2022Abschließend ging es zum „Perry Rhodan“-Panel – weil Klaus N. Frick auch in Karlsruhe wohnt und mir einen Platz im Auto für die Heimreise zugesichert hat. Wie immer ging das Panel etwas länger als geplant (die Fans hätten Klaus wohl dabehalten, um ihn weiter zu löchern) und auch wenn ich mit „Perry Rhodan“ persönlich wenig anfangen kann, war ich fasziniert davon, wie interessiert die Leser*innen nach weit über 3000 Bänden immer noch sind. Die Heimfahrt war entspannt, wir sind supergut durchgekommen, kaum Verkehr, dafür umso mehr interessante Gesprächsthemen. Von Klaus erfuhr ich auch, dass der BuCon gaaaanz früher mal eine Horrorveranstaltung war!

So, das wars erstmal, ich glaube, ich habe gar nicht alle Begegnungen erwähnt, es war einfach sehr viel und wie gesagt, es sind einfach auch zu viele spannende Lesungen und Panels parallel. Man sollte vielleicht überlegen, den BuCon an zwei Tagen zu veranstalten, sodass es etwas mehr Pausen gibt zum Zusammensitzen und quatschen. Mit dieser hohen Veranstaltungsdichte lebt dort auch jeder in seiner eigenen Bubble und bekommt von den anderen kaum etwas mit – es fehlt eine gemeinsame Veranstaltung, wie früher die Verleihung des Deutschen Phantastik Preises, wo abends nochmal viele zusammenkommen und etwas gemeinsam erleben. Vielleicht könnte man in Zukunft auf der großen Bühne mal eine Diskussionsrunde mit mehreren Verlagen/Autor*innen machen? …

Hoffentlich bis zum nächsten Jahr!

- Judith  

Bücherherbst 2022: Phantastisches aus der Kleinverlagswelt

Liebe Leser*innen,

die Buchmesse in Frankfurt rückt näher und während die Herbstprogramme der großen Verlage schon länger online sind, werden Bücher bei Kleinverlagen meist kurzfristig angekündigt. Einiges wird wohl pünktlich zur Messe fertig und ich habe mir schon so viele Bücher notiert, dass ich gar nicht weiß, wann ich die alle lesen soll (warum erscheint fast alles im Oktober???). Vorweg will ich Euch hier eine kleine Auswahl vorstellen mit Titeln, die ich recht sicher lesen werde und auf die ich mich besonders freue - einzelne davon liegen sogar schon auf meinem Stapel neben dem Sofa, auf die anderen warte ich sehnsüchtig: 

"Das Geflecht - An der Grenze" von Jol Rosenberg (Oktober 2022)

Das Cover hat mich sofort fasziniert, es erinnert mich an "The Legend of Zelda - Breath of the Wild". Allerdings handelt es sich bei "Das Geflecht" nicht um Fantasy, sondern um Science Fiction und als Botanikerin hoffe ich spannende Biologie-Ideen:

Eine Jägerin.
Ein Pfeil irrt ab.
Eine Reise auf neuen Pfaden beginnt.

Danyla schießt und trifft. Ein verwundeter Fremder liegt auf dem Waldboden Rusals. Der Staub einer toten Wüste erhebt sich, als das Geflecht allen Lebens auf dem Planeten erbebt. Und das Feuer alter Konflikte droht ganz Rusal zu versengen.

Was hält eine verflochtene Welt zusammen?
Wohin geht die Jägerin auf der Suche nach Frieden?
Ein einziger Schuss verändert alle Leben.

"Der Tod kommt auf Zahnrädern" von Hrsg. Janika Rehak und Yvonne Tunnat (Herbst 2022)

Yeah, endlich mal wieder eine Steampunk-Anthologie! Wer hier regelmäßig liest, weiß, dass ich eine ausgeprägte Schwäche für Steampunk habe und die Autor*innenliste hier sieht superspannend aus:

Es knirscht, kracht und dampft im Getriebe. Nebel kriecht durch die Gassen und manchmal enthüllt er Dinge, die besser verborgen bleiben sollten.

Eine Schachpartie verändert den Lauf der Geschichte. Der Blick durch die Fotolinse zeigt Dinge, die sein könnten. Ganz leise erklingt eine Melodie, die ihrer Zeit weit voraus ist.

Hinsehen oder lieber wegschauen?

"Facetten der Zukunft" von Hrsg. Stefan Cernohuby (Oktober 2022)

SF-Anthologien gehen immer! Diese hier enthält Science Fiction aus Österreich und wie so oft hat mich hier das Cover angelockt - und 13 Geschichten sind für mich erfahrungsgemäß die perfekte Menge in einer Anthologie:

Die Zukunft – unstet, unbegreiflich und voller Möglichkeiten. Das große Unbekannte, das unsere weitere Existenz als Menschheit bestimmt, beginnt bereits morgen. Dystopie trifft auf Utopie, auf dem Walzerparkett drehen sich technische mit sozialen Entwicklungen Arm in Arm durch den Ballsall der Möglichkeiten.

Was lauert im unbekannten Morgen? Klimakatastrophen, Pandemien, globale soziale Ungerechtigkeit? Ist das alles? 13 Geschichten des Möglichen zeichnen finstere und helle Bilder, schreiben Hoffnungsschimmer mit visionärer Feder und zeigen, dass sich die Zukunft in vielen Facetten widerspiegelt.

neongrau"Neongrau - Game Over im Neurosubstrat" von Aiki Mira (November 2022)

Auch hier: große Coverliebe, sieht verdammt cool aus! "Titans Kinder" habe ich gerne gelesen, Aiki Mira hat etwas Besonderes und "Neongrau" sieht herrlich nach Cyberpunk aus:

Hamburg im Jahr 2112: Die Stadt wird immer wieder von Starkregen geflutet, im Binnendelta hat sich ein Slum aus schwimmenden Containern gebildet und über allem thront das gigantische Stadion. Zum »Turnier der Legenden« reisen Fans aus der ganzen Welt an, um die berühmten Glam-Gamer spielen zu sehen. Auch Go [Stuntboi] Kazumi begeistert sich für das VR-Gaming, fährt jedoch noch lieber Stunts auf dem Retro-Skateboard.

Ein Sturz scheint das Aus für Gos Karriere zu bedeuten, doch dann wird Go ein Job im Stadion angeboten – bei den Rahmani-Geschwistern, den berühmtesten Gamern Deutschlands! Von da an überschlagen sich die Ereignisse und Gos Welt wird komplett auf den Kopf gestellt: ein Bombenanschlag, illegale Flasharenen, Tech-Aktivisten, Cyberdrogen, künstliche Intelligenzen – und dann ist da auch noch dieses Mädchen ...

"Nordland 2061 - Gleichheit" von Gabriele Albers (August 2022)

Frisch erschienen, wird die nächsten Tage auf jeden Fall angelesen. Ich habe eine Schwäche für Dystopisches mit norddeutschem Setting. "Nordland 2061" ist ein zweiter Band, kann wohl aber auch gut alleine gelesen werden - und ich habe gerade gesehen, dass von "Nordland 2059" wohl nächstes Jahr eine Neuauflage bei Plan 9 erscheint. 

In einem Land, in dem Mädchen nichts wert und Frauen immer noch Eigentum ihrer Männer sind, kämpft Lillith unermüdlich für Freiheit und Gleichheit. Bo, ihr wichtigster Verbündeter in diesem Kampf, sitzt nach wie vor im Gefängnis – wegen ihr. Als es Lillith endlich gelingt, ihn zu befreien, ist der Preis höher als gedacht. Viel höher. Aber während die Chance für einen echten Wandel im Land zum Greifen nah ist, wachsen die Zweifel, ob Bo der richtige Mann dafür ist.
Ob es eine kluge Entscheidung war, ihre eigene Freiheit für seine zu riskieren?

laylayland"Laylayland" von Judith und Christian Vogt (Oktober 2022)

Es hat ein wenig gedauert, aber nun erscheint doch eine Fortsetzung von "Wasteland" und ich hoffe erneut auf einen coolen Mix aus Postapokalypse, Mad Max und Utopie/Hopepunk: 

Laylay und Zeeto reisen durch das Ödland auf der Suche nach einer Möglichkeit, Zeetos Leben zu retten. Sie finden stattdessen Laylays Mutter. Doch es wird kein freudiges Wiedersehen.
Unterdessen setzt sich ein Neuankömmling in einem Cyberduell durch und wird Root der Roots. Root 2.0 hat auf der Suche nach einer mysteriösen Entität eigene Pläne mit Laylay und Zeeto. Doch dieses Geschöpf, bei dem die Grenzen zwischen Mensch und Maschine verschwimmen, verfolgt seine eigenen Pläne.
Gibt es noch Hoffnung für Laylay und Zeeto?
Hopepunk ist, wenn alles aussichtslos erscheint – aber du und deine Leute, ihr versucht es trotzdem, bildet Banden, seid gleichzeitig rauchend wütend und radikal zärtlich. Laylayland, der Nachfolger von Wasteland vom Vögte-Duo, ist das Buch für alle, die Utopien in Dystopien errichten wollen.

path into duat"Path into Duat - Seth und Mafed" von Melanie Vogltanz und Jenny Wood (Oktober 2022)

Ägyptische Mythologie fasziniert mich schon lange, entsprechend habe ich auf die "Kemet"-Anthologie sowie "Road to Ombos" und "Totenfluch" bereits gelesen. Mit "Path into Duat" erscheint nun ein gemeinsamer Roman von Melanie Vogltanz und Jenny Wood, indem die ägyptischen Götter Seth und Mafed aufeinander treffen: 

»Die Wüste kennt keine Gnade, und ich auch nicht.«

Der gefallene Chaosgott Seth ist mit dem Leben zufrieden, das er sich seit seinem Fall aufgebaut hat – Rock’n‘Roll, sein Chopper und die Gesellschaft von Freunden. Doch dann taucht die verschmorte Leiche eines Immobilienmaklers auf, der es auf Seths Bar, das Heliopolis, abgesehen hatte. Schnell fällt der Verdacht auf den jähzornigen Barbesitzer und unter den Freunden wächst das Misstrauen. Zu allem Überfluss strandet auch noch ein Totengott aus New York bei ihm – ein Rechtsmediziner namens Mafed, den Seth am liebsten sofort wieder vor die Tür setzen möchte. Als Mafed sich bereiterklärt, ihm bei seinem Problem zu helfen, ist Seth zunächst wenig begeistert. Während die beiden Götter nach einem Weg suchen, Seth zu entlasten, spitzt sich die Beweislage gegen ihn zu. Als nicht einmal mehr seine Freunde an seine Unschuld glauben, wird der arrogante Totengott zu Seths letzter verzweifelter Hoffnung …

die alchemie des traeumens"Die Alchemie des Träumens" von Iva Moor (Oktober 2022)

Eigentlich platzt die Wunschliste schon, aber der Klappentext von "Die Alchemie des Träumens" macht verdammt neugierig und das Setting reizt mich - mal schauen, ob Zeit dafür finde:

New York, 1948

Nachdem die kaltschnäuzige Hexenreporterin Moira Bran von ihrer Zeitung gefeuert wird, sitzt sie als Lebendfutter für Vampire in einem illegalen Bluthaus fest. Unerwartete Hilfe bekommt sie von Sova Skorpin, einer Dämonin, die Träume stiehlt und als Droge auf dem Schwarzmarkt verkauft. Sie befreit Moira aus dem Bluthaus – allerdings nicht aus Nächstenliebe. Für den Dämonenclan soll Moira vermisste Traumjäger aufspüren, die mutmaßlich entführt wurden. So sucht Moira bald gleichzeitig nach den Vermissten und einem Schlupfloch aus ihrem unfreiwilligen Pakt. Denn ein Deal mit Dämonen kann nur tödlich enden, oder?

Bei den Großverlagen sind zwar auch ein paar schöne Titel dabei, aber ich muss sagen, dass die Kleinverlagswelt in der Phantastik und vor allem in der SF mehr Auswahl bietet und vor allem einiges abseits der sich wiederholenden Trends. Wenn ich an das erste Halbjahr 2022 zurückdenke, waren es vor allem Kleinverlagsbücher, die mich nachhaltig beeindruckt haben - insofern schaut Euch da gerne mal um, es findet sich so manches Highlight, das man in den Buchhandlungen vergeblich sucht (die können aber in der Regel bestellen oder Ihr bestellt online, geht auch oft direkt beim Verlag - oder Ihr schaut auf einer der Conventions vorbei, die wieder stattfinden). 

Viele Grüße

- Judith