Das Flüstern der Geister (Sonja Benatzky)

Epikur-Verlag

263 Seiten

ISBN 978-3-03300-899-1

CHF 22.-- / EUR 14.--

 

Die Welt der Geister

 

In ihrem Gedicht- und Geschichtenband „Das Flüstern der Geister“ gewährt uns Sonja Benatzky, Autorin und Schamanin, Einblick in eine unbekannte Welt, die die einen als eingebildete Spinnerei und die anderen als alternative Ebene der Realität bezeichnen würden.

Schamanische Rituale gehören wohl für die wenigsten zum alltäglichen Leben und erscheinen zunächst eigenartig und fremd – und so mancher würde dieses Buch in die Esoterik-Ecke schieben und die Nase ob so viel Unsinn rümpfen. Mancher aber wird fasziniert sein von der spirituellen Lebensgeschichte der Autorin, die mit viel Hingabe erzählt wird.

Ob man nun an Geister glaubt oder nicht, hat keinen Einfluss auf das Lesevergnügen. Auch ein fest in der Realität verhafteter Mensch, der alles Übernatürliche entschieden von sich weist, kann die verschiedenen Entwicklungsstufen der Schamanin mit Spannung verfolgen. Der persönliche Glaube verändert lediglich die Sicht auf die Ereignisse, die geschildert werden.

 

Spiritualität und Emotionen  

Bereits das Initiationsritual wird den geneigten Leser in seinen Bann ziehen. Sonja Benatzky berichtet mit sehr großer Liebe zum Detail von ihren ersten schamanischen Erfahrungen, wie zum Beispiel dem Finden ihres Krafttieres. Auch wenn die Autorin selbst behauptet, dass Schamanismus nicht beschreibbar, sondern nur erlebbar sei, wage ich zu sagen, dass es ihr durchaus gut gelungen ist, das Leben einer Schamanin und zugehörige Rituale feinfühlig zu beschreiben.

Doch es dreht sich nicht alles um die Welt der Geister. Besonders die Gedichte in diesem Buch wirken sehr persönlich und auch wenn in vielen die Spiritualität der Autorin mitschwingt, so liest man doch in erster Linie von Emotionen, die jeden Menschen bewegen. Einige Gedichte sind metaphorisch und rhythmisch sehr ansprechend, andere hingegen scheinen beinahe zu persönlich und es fällt dem Leser schwer, Zugang dazu zu finden. Manche wirken auch irgendwie „hingeschmiert“, da es auffällige Qualitätsunterschiede zwischen den einzelnen Werken gibt.

Da kann man sich als Lyrikliebhaber nun natürlich streiten, wie frei man an diese Gattung der Literatur herangeht, aber wenn manche Gedichte schlichtweg fabelhaft sind und andere nur „nett“, dann fällt das einfach negativ auf. Da hätte die Autorin bei der Auswahl sorgfältiger sein können.

 

 

Vielfalt und Anspruch 

 

Auf jeden Fall zu Gute halten kann man ihr allerdings die Abwechslung, die diese Anthologie bietet. Prosa und Lyrik sind in ansprechendem Maß gemischt und innerhalb der Lyrik wagt sich die Autorin an verschiedene Formen, so dass man selten das Gefühl hat, immer das Gleiche zu lesen. Besonders schön ist, dass sich Sonja Benatzky auch den Haiku widmet, denn diese kurze, ursprünglich aus Japan stammende Gedichtform kommt hier in Deutschland immer noch zu kurz. 

Die Texte so wie auch die meisten Gedichte sind sehr einfach gehalten, stilistisch aber dennoch ganz gut gelungen. Zur hohen Literatur zählt dieses Werk zwar nicht, doch dafür wird niemand an unverständlicher Sprache mit zu vielen „Fremdwörtern“ scheitern.

 

Fazit 

Wer sich für Schamanismus oder auch einfach nur für ein sehr persönliches Buch interessiert, tut gut daran „Das Flüstern der Geister“ zu lesen. Man kann immer wieder mal reinschauen und die Geschichte der Schamanin weiterverfolgen oder auch einfach nur ein paar Gedichte lesen. Zudem wird es im Regal des geneigten Lesers sicher nicht verstauben, denn er wird gewiss lange etwas von dieser Anthologie haben.

 

 

Pro und Contra

 

+ abwechslungsreich

+ sehr persönlich

 

- unausgereift

Wertung:

Handlung: 3/5
Charaktere: 3,5/5
Lesespaß: 3/5
Preis/Leistung: 3/5