23.02.2013
Reinweiße, flackernde Erinnerungen, verflochten in Musik. Orte, die sich in meinen Gedanken ausbreiten wie ein Tropfen schwarzer Tinte in Wasser, die Klarheit verschwimmen lassen und die Wirklichkeit ersetzen. Das Wissen um die Endlichkeit - der Zeiger verschiebt sich immer weiter. Noch stand die Waage auf einem 5/5, inzwischen ist es bereits ein 6/4 und es geht noch weiter. Ein Ungleichgewicht, ausgeprägter mit jedem Tag, der verrinnt: 7/3, 8/2, 9/1, 10. Und schon sitze ich im Flugzeug auf dem Weg nach Hause. Heute ohne Anführungszeichen? Dann habe ich es bereits durch Gewohnheit ersetzt. Woran denke ich, wenn ich das Wort "Zuhause" höre? An mein kleines Zimmer mit der Dachschräge, der Polenflagge und warmen Licht. Mein Zimmer in Deutschland ist da eher ein Lichtfleck in einem Erinnerungsloch. Da war etwas - aber ich kann es nicht fassen. Nun bin ich also sechs Monate nicht mehr "zu Hause" gewesen - und diesmal denke ich an Sonnenflecke im Treppenhaus, vermischt mit einer mittaglichen Stille und dem Frühling, der draußen hereinbricht. April. Anfang Mai, bevor die Mauersegler zurückkehren. Wenn ich den blauen Himmel nach ihnen absuche, die Spitzen der Bäume kurz streife und doch genau weiß, dass sie noch nicht da sein können. Ein Knacken der Tür in der Stille ... Frühling. Jetzt, Ende Februar - schon Ende Februar? Das Abbrechen von Fotomontagen, die in gefährliche Gegenden führen.
Warten auf dem Bahnhof mit einer Tasche zu Füßen, ich werfe einen Blick auf die Uhr über mir. Uhr? Die Anzeige mit der Laufschrift, die das Datum und die Uhrzeit anzeigt ... Dann drehe ich mich um und schaue hinüber zu den drei anderen, verwaisten Gleisen, das verrammelte Häuschen für einen Ansager auf dem Bahnsteig zwischen Gleis 3 und 4. Weiter hinten, dort, wo schon keine Bahnsteige mehr sind, steht ein Güterzug aus Polen und scheint Tiefschlaf zu halten. Und dann springen die Bilder zu Bahnanlagen, zum Fahrradfahren gegen den Wind am Waldrand, eingeklemmt zwischen Bäumen und Schienen. Es ist sonnig, warm, ich fahre schnell, das Gefühl der Luft genießend, die mir ins Gesicht schlägt. Allein die Vorstellung treibt mir Tränen in die Augen, greift nach jener tief vergrabenen und ignorierten Sehnsucht, die lauert und bei Tauwetter und Windböen hervorgekrabbelt kommt, um mich auszulachen. Aus den verregneten Melodramen des Oktobers wurden nun unkrautüberwucherte Historienfilme einer längst vergangenen Zeit. Da ist es wieder, das Kribbeln, das mich vor einem Jahr im Gedanken an den Abflug befiel, später in den leeren Sommerferien die Macht übernahm und mich diktierte. Ich sehne mich nach dem, was ich nicht haben kann, ein weiterer Frühling, blasses Licht und schüchternde Blätter, die sich erst noch entfalten müssen.
Mein Blick wandert nach oben, durch das sandige Fenster in den grauen Himmel. Ich kenne den Wind. Meine Gedanken kehren immer wieder, ziehen sich durch alles, was ich schreibe, bezeugen damit die Kreise, in denen sie sich langsam drehen. Sie laufen von Erinnerungen zu Plänen, durch die Gegenwart wieder hin zu den Erinnerungen, deren beste Freunde sie geworden sind. Mein Leben ist fragil konstruiert und mit zitternden Händen berühre ich seinen Schatten, bis er zu Staub zerfällt. Ich bin zu Hause.
Reinweiße, flackernde Erinnerungen, verflochten in Musik. Orte, die sich in meinen Gedanken ausbreiten wie ein Tropfen schwarzer Tinte in Wasser, die Klarheit verschwimmen lassen und die Wirklichkeit ersetzen. Das Wissen um die Endlichkeit - der Zeiger verschiebt sich immer weiter. Noch stand die Waage auf einem 5/5, inzwischen ist es bereits ein 6/4 und es geht noch weiter. Ein Ungleichgewicht, ausgeprägter mit jedem Tag, der verrinnt: 7/3, 8/2, 9/1, 10. Und schon sitze ich im Flugzeug auf dem Weg nach Hause. Heute ohne Anführungszeichen? Dann habe ich es bereits durch Gewohnheit ersetzt. Woran denke ich, wenn ich das Wort "Zuhause" höre? An mein kleines Zimmer mit der Dachschräge, der Polenflagge und warmen Licht. Mein Zimmer in Deutschland ist da eher ein Lichtfleck in einem Erinnerungsloch. Da war etwas - aber ich kann es nicht fassen. Nun bin ich also sechs Monate nicht mehr "zu Hause" gewesen - und diesmal denke ich an Sonnenflecke im Treppenhaus, vermischt mit einer mittaglichen Stille und dem Frühling, der draußen hereinbricht. April. Anfang Mai, bevor die Mauersegler zurückkehren. Wenn ich den blauen Himmel nach ihnen absuche, die Spitzen der Bäume kurz streife und doch genau weiß, dass sie noch nicht da sein können. Ein Knacken der Tür in der Stille ... Frühling. Jetzt, Ende Februar - schon Ende Februar? Das Abbrechen von Fotomontagen, die in gefährliche Gegenden führen.
Warten auf dem Bahnhof mit einer Tasche zu Füßen, ich werfe einen Blick auf die Uhr über mir. Uhr? Die Anzeige mit der Laufschrift, die das Datum und die Uhrzeit anzeigt ... Dann drehe ich mich um und schaue hinüber zu den drei anderen, verwaisten Gleisen, das verrammelte Häuschen für einen Ansager auf dem Bahnsteig zwischen Gleis 3 und 4. Weiter hinten, dort, wo schon keine Bahnsteige mehr sind, steht ein Güterzug aus Polen und scheint Tiefschlaf zu halten. Und dann springen die Bilder zu Bahnanlagen, zum Fahrradfahren gegen den Wind am Waldrand, eingeklemmt zwischen Bäumen und Schienen. Es ist sonnig, warm, ich fahre schnell, das Gefühl der Luft genießend, die mir ins Gesicht schlägt. Allein die Vorstellung treibt mir Tränen in die Augen, greift nach jener tief vergrabenen und ignorierten Sehnsucht, die lauert und bei Tauwetter und Windböen hervorgekrabbelt kommt, um mich auszulachen. Aus den verregneten Melodramen des Oktobers wurden nun unkrautüberwucherte Historienfilme einer längst vergangenen Zeit. Da ist es wieder, das Kribbeln, das mich vor einem Jahr im Gedanken an den Abflug befiel, später in den leeren Sommerferien die Macht übernahm und mich diktierte. Ich sehne mich nach dem, was ich nicht haben kann, ein weiterer Frühling, blasses Licht und schüchternde Blätter, die sich erst noch entfalten müssen.
Mein Blick wandert nach oben, durch das sandige Fenster in den grauen Himmel. Ich kenne den Wind. Meine Gedanken kehren immer wieder, ziehen sich durch alles, was ich schreibe, bezeugen damit die Kreise, in denen sie sich langsam drehen. Sie laufen von Erinnerungen zu Plänen, durch die Gegenwart wieder hin zu den Erinnerungen, deren beste Freunde sie geworden sind. Mein Leben ist fragil konstruiert und mit zitternden Händen berühre ich seinen Schatten, bis er zu Staub zerfällt. Ich bin zu Hause.
We are all accidents
Waiting
Waiting to happen
Radiohead, "There There"