'Endlich eine richtige Aufgabe!'
Am Montag, dem Tag der Geldübergabe, drückt Ernst die Pedale, fuhrwerkt das Getriebe und fährt beschwingt wie auf Schmetterlingsflügeln.
'Hoffentlich ist die Sache bald erledigt. Ich muß nach Berlin. In wenigen Wochen ist die Wahl zum Präsidentenkandidaten meiner Partei. Das ist meine ganz große Chance. Endlich! Nach dieser Sache hier. Nachdem ich die Gängster überwältigt habe. Dann kann ich allen zeigen, was in mir steckt! Ich weiß schon, daß die meisten denken, ich bin ein Loser und Verlierer, aber sie täuschen sich. Ich bin es nicht. Wenn ich natürlich Augen und Ohren offenhalte wie ein Lux und Fuchs!'
Zum Parkplatz des Krankenhauses fand er schlafwanderlisch hin, war es doch ein Heimspiel. Er hatte eine Beschäftigung bei der Firma eines Freundes seines Bruders, des Arztes, ergattert, zugeschustert und gnädigerweise erhalten, die vorwiegend für Versicherungen tätig war bei Schadensfällen, die in einem Haus, Gebäude oder Fabrikhalle geschehen konnten. Dazu zählten Kellerunterwasserungen, Schimmelbildungen, Dachschäden durch zu heftigen Wind, kurzum alles, was einer höheren Naturgewalt zum Opfer fallen konnte. Er selbst, kein ausgebildeter Handwerker, war aber nur für die Dinge zuständig, die die angestellten Handwerker, Fachleute und Beschäftigten nicht taten. Bagatellen, Nebensächlichkeiten, Unvermeidbarkeiten, eine private Postzustellung hier oder den Firmen-Junior zu einem Schulkamerad dort hinfahren, manchmal das Frühstück für die Arbeiter beim Bäcker einkaufen, wozu sich die Lehrerlinge, ehemals dafür eingesetzt, zu schade waren und heutzutage entschieden verweigerten. Was immer halt anfiel, mußte er erledigen.
Das war sehr herabsetzend.
Für einen, der sich zu Höherem berufen fühlte.
Seine Lippen pressen sich automatisch zusammen.
Mensch, er hatte doch eine exzellente Kaufmanns-Ausbildung abgeschlossen, Abitur gemacht, hätte studieren können, aber jetzt für Handwerker, Arbeiter und Gehilfen Kaffeekochen, Brötchen-und-Wurst-Einkaufen tätigen, war schon sehr erniedrigend und demütigend.
'Wenn mich meine Partei nach Berlin beruft, dann ist damit Schluß! Nach dieser Geisel- und Bruder-Befreiung. Jawohl!'
Ja, seine Partei ist die der Starken, der Leistungserbringer, der Pioniere, Draht- und Strippenzieher, der Macher, Bahnbrecher, Entscheider, halt derjenigen, die die Gesellschaft voranbrachten, die Wege freimachten, die Interessenvertreter der Unternehmer, Reichen, Ärzte, Kaufmänner, Börsenmakler, äh, heißt Broker, Beamten, kurzum, derjenigen, die schon immer das Rückrat der Gesellschaft bildeten, deren einer ihrer Devisen lautete: geht es den Reichen gut, geht es den Armen um so besser.
Zwar war er auch nur Arbeitnehmer, der sogar nur Helfersdienste verrichtete, warum aber gehörte er zur anderen Seite? Weil er selbst Spross eines erfolgreichen Unternehmers war, eines Metzgermeisters und Wirtshausbesitzers, der das renommierteste Gasthaus weit und breit führte. Von daher wußte er zum Beispiel ganz genau, was es heißt, eigenständiger Unternehmer zu seine, wenn man mit Untergebenen zu tun hatte, die faulenzten, Zeit schindeten oder nachlässig arbeiteten, oder meist krankgeschrieben waren, äh...'
Seine Brust hob sich.
Er sah sich schon in Bellevue residieren, aber da sah er den Parkplatz.
Er fuhr mit einem Transporter älteren Baujahrs der Firma, der mit einem großen lackierten Logo versehen war, sprich die beste Tarnung für seine Ingonito-Vorhaben, langsam dort ein. So ein Gefährt auf einem Parkplatz war unauffälliger als ein PKW. Schließlich war es üblich geworden, daß die Unternehmen allzu gern und häufig ihre Fahrzeuge auf öffentlichen Parkplätzen parkten, um die Unterbringungskosten für ihren Fuhrpark zu sparen.
Zudem war dieses Fahrzeug nicht von außen einsehbar. Zwar gab es in der Dachebene einige Plexigläser, durch die man hinaus-, leider auch hineinsehen konnte, aber nur für einen Zwei-Meter-Mann. Im Innern konnte man sich auf eine Bank stellen und von dort aus nach außen lugen und observieren.
'Genial einfach, ich bin einfach genial!'
Er legte das Geld in den unverschlossenen Caprio unter die Gummiunterlage an der Fahrerseite, wie geheißen und verschwand wieder sofort in seinen Tarnwagen. Einziges Problem wäre, kämen die Geiselnehmer zu später Abendzeit oder gar Nacht, aber auch dann würden sie entdeckt werden, schließlich standen an den Ecken des Parkplatzes ein paar doch ziemlich helle Eckleuchter.
'Ich bin einfach genial! Auch wenn's keiner weiß. Noch!'
Am Montag, dem Tag der Geldübergabe, drückt Ernst die Pedale, fuhrwerkt das Getriebe und fährt beschwingt wie auf Schmetterlingsflügeln.
'Hoffentlich ist die Sache bald erledigt. Ich muß nach Berlin. In wenigen Wochen ist die Wahl zum Präsidentenkandidaten meiner Partei. Das ist meine ganz große Chance. Endlich! Nach dieser Sache hier. Nachdem ich die Gängster überwältigt habe. Dann kann ich allen zeigen, was in mir steckt! Ich weiß schon, daß die meisten denken, ich bin ein Loser und Verlierer, aber sie täuschen sich. Ich bin es nicht. Wenn ich natürlich Augen und Ohren offenhalte wie ein Lux und Fuchs!'
Zum Parkplatz des Krankenhauses fand er schlafwanderlisch hin, war es doch ein Heimspiel. Er hatte eine Beschäftigung bei der Firma eines Freundes seines Bruders, des Arztes, ergattert, zugeschustert und gnädigerweise erhalten, die vorwiegend für Versicherungen tätig war bei Schadensfällen, die in einem Haus, Gebäude oder Fabrikhalle geschehen konnten. Dazu zählten Kellerunterwasserungen, Schimmelbildungen, Dachschäden durch zu heftigen Wind, kurzum alles, was einer höheren Naturgewalt zum Opfer fallen konnte. Er selbst, kein ausgebildeter Handwerker, war aber nur für die Dinge zuständig, die die angestellten Handwerker, Fachleute und Beschäftigten nicht taten. Bagatellen, Nebensächlichkeiten, Unvermeidbarkeiten, eine private Postzustellung hier oder den Firmen-Junior zu einem Schulkamerad dort hinfahren, manchmal das Frühstück für die Arbeiter beim Bäcker einkaufen, wozu sich die Lehrerlinge, ehemals dafür eingesetzt, zu schade waren und heutzutage entschieden verweigerten. Was immer halt anfiel, mußte er erledigen.
Das war sehr herabsetzend.
Für einen, der sich zu Höherem berufen fühlte.
Seine Lippen pressen sich automatisch zusammen.
Mensch, er hatte doch eine exzellente Kaufmanns-Ausbildung abgeschlossen, Abitur gemacht, hätte studieren können, aber jetzt für Handwerker, Arbeiter und Gehilfen Kaffeekochen, Brötchen-und-Wurst-Einkaufen tätigen, war schon sehr erniedrigend und demütigend.
'Wenn mich meine Partei nach Berlin beruft, dann ist damit Schluß! Nach dieser Geisel- und Bruder-Befreiung. Jawohl!'
Ja, seine Partei ist die der Starken, der Leistungserbringer, der Pioniere, Draht- und Strippenzieher, der Macher, Bahnbrecher, Entscheider, halt derjenigen, die die Gesellschaft voranbrachten, die Wege freimachten, die Interessenvertreter der Unternehmer, Reichen, Ärzte, Kaufmänner, Börsenmakler, äh, heißt Broker, Beamten, kurzum, derjenigen, die schon immer das Rückrat der Gesellschaft bildeten, deren einer ihrer Devisen lautete: geht es den Reichen gut, geht es den Armen um so besser.
Zwar war er auch nur Arbeitnehmer, der sogar nur Helfersdienste verrichtete, warum aber gehörte er zur anderen Seite? Weil er selbst Spross eines erfolgreichen Unternehmers war, eines Metzgermeisters und Wirtshausbesitzers, der das renommierteste Gasthaus weit und breit führte. Von daher wußte er zum Beispiel ganz genau, was es heißt, eigenständiger Unternehmer zu seine, wenn man mit Untergebenen zu tun hatte, die faulenzten, Zeit schindeten oder nachlässig arbeiteten, oder meist krankgeschrieben waren, äh...'
Seine Brust hob sich.
Er sah sich schon in Bellevue residieren, aber da sah er den Parkplatz.
Er fuhr mit einem Transporter älteren Baujahrs der Firma, der mit einem großen lackierten Logo versehen war, sprich die beste Tarnung für seine Ingonito-Vorhaben, langsam dort ein. So ein Gefährt auf einem Parkplatz war unauffälliger als ein PKW. Schließlich war es üblich geworden, daß die Unternehmen allzu gern und häufig ihre Fahrzeuge auf öffentlichen Parkplätzen parkten, um die Unterbringungskosten für ihren Fuhrpark zu sparen.
Zudem war dieses Fahrzeug nicht von außen einsehbar. Zwar gab es in der Dachebene einige Plexigläser, durch die man hinaus-, leider auch hineinsehen konnte, aber nur für einen Zwei-Meter-Mann. Im Innern konnte man sich auf eine Bank stellen und von dort aus nach außen lugen und observieren.
'Genial einfach, ich bin einfach genial!'
Er legte das Geld in den unverschlossenen Caprio unter die Gummiunterlage an der Fahrerseite, wie geheißen und verschwand wieder sofort in seinen Tarnwagen. Einziges Problem wäre, kämen die Geiselnehmer zu später Abendzeit oder gar Nacht, aber auch dann würden sie entdeckt werden, schließlich standen an den Ecken des Parkplatzes ein paar doch ziemlich helle Eckleuchter.
'Ich bin einfach genial! Auch wenn's keiner weiß. Noch!'
alle Rechte beim Autoren Werner Pentz