Hallo Welti,

Im Fall von Panem ist halt die Frage, wie sehr wurden die Bürger nun unterdrückt? Wie viel Unrecht war vorhanden und wie schlimm das Leben? Also im 10ner war alles scheinbar lockerer. Die hatten nicht das Beste, aber auch kein schlechtes Leben. Ansonst bekommt man nicht viel mit, wo wir schon wieder dabei wären, das Collins nicht viel beschreibt. Wie genau die Zustände überall waren und wie seh die Leute underückt wurden, wird da gar nicht ausgewalzt, erst als es kritisch wird und da dann natürlich so, dass der Leser ja auf der "richtigen" Seite gestanden ist. Ist ja klar. Im Fall von Panem find ich das alles schwer zu analysieren. Gut ist es manchen Distrikten nicht gegangen, das ist wahr. Die Frage darüberhinaus, die sich mir stellt ist, hat aber nicht das System an sich, also zum Teil auch die Unterdückung und alles drum und dran, dazu beigestragen, dass Panem als System überlebt hat?




Ganz liebe Grüße,
Sternsche
Zitat:Ich weiß nicht, ich saß da - und wollte lieber dass das mit Peeta passiert.=> In der Tat. Das hängt meistens an kleineren Eigenschaften, wie ich finde, aber woran genau? Was meinst du? War es bei Peeta einfach das verbrannte Brot? Das er nicht der typische Schönling ist mit Muskeln und eben nicht so der Gale-Verschnitt? Einfach eine Anwesenheitsgeschichte? Ich mein Peeta war ja viel öfter und länger im Buch präsent. Es gibt aber, soweit ich weiß, sehr viele Gale-Anhänger. hmm, ....Schon interessant, wie schnell man sich einen Favoriten ausguckt und sich auf ihn einschießt (jetzt als Leser meine ich) - gibts doch oft bei Buchreihen, oder?
Zitat:Vielleicht ist das auch eine Frage, die Collins hier aufwerfen wollte. Hast ja auch in der Rezi geschrieben: dieses Buch versucht deutlich tiefgründiger zu sein, als die beiden Bände davor. Und anscheinend gelingt das auch.=> Ich finde, das gelingt sogar sehr gut.

Zitat:Ich denke da hast Recht - aber ist es wirklich besser, in einer Gesellschaft zu leben, in der man unterdrückt wird? Sollte man dann nicht irgendwann rebellieren?=> Es gibt keine Gemeinschaft, in der nicht der ein oder andere Unterdrückt wird. Ja ich gehe sogar soweit und sage, dass es eine Art Unterdrückung gibt, die sogar ihren Sinn macht. Wir nennen das Rechtssystem. Ist doch im Grunde nichts anderes, wenn du das Wort zerlegst. Eine "Unter Drückung" von Unrecht. Und Unrecht liegt immer noch im Auge des Betrachters. Das unser Rechtsystem nicht als Unterdrückung gewertet wird liegt in unserem Fall schlicht daran, dass es im Große und Ganzen der Sicht der Bürger entspricht. Würd es das nicht, dann sähe es auch gleich ganz anders aus.
Im Fall von Panem ist halt die Frage, wie sehr wurden die Bürger nun unterdrückt? Wie viel Unrecht war vorhanden und wie schlimm das Leben? Also im 10ner war alles scheinbar lockerer. Die hatten nicht das Beste, aber auch kein schlechtes Leben. Ansonst bekommt man nicht viel mit, wo wir schon wieder dabei wären, das Collins nicht viel beschreibt. Wie genau die Zustände überall waren und wie seh die Leute underückt wurden, wird da gar nicht ausgewalzt, erst als es kritisch wird und da dann natürlich so, dass der Leser ja auf der "richtigen" Seite gestanden ist. Ist ja klar. Im Fall von Panem find ich das alles schwer zu analysieren. Gut ist es manchen Distrikten nicht gegangen, das ist wahr. Die Frage darüberhinaus, die sich mir stellt ist, hat aber nicht das System an sich, also zum Teil auch die Unterdückung und alles drum und dran, dazu beigestragen, dass Panem als System überlebt hat?
Zitat:Ich denke daher nicht, dass man es Distrikt 13 zum Vorwurf machen kann, Auslöser für die Rebellion gewesen zu sein. Immerhin hatten sie die Kontrolle über die einzige Waffe, die das Kapitol auskontern konnte. Die Frage bleibt natürlich, warum es danach so lange still gehalten hat. Das Buch gibt zwei Antworten: sie wollten nicht/sie konnten nicht. Aber wenn diese Pockenepedemie und der Mangel an Nachwuchs nicht vorgetäuscht war, dann konnten sie wahrscheinlich tatsächlich nicht.=> Bin ich bereit zu glauben.
Zitat:ich neige ja dazu, alles und jeden zu hinterfragen: es passt einfach nicht in seine Aussage, dass da die Kinder zusammengepfercht waren, wie eine Zielscheibe.=> Vielleicht war das der Snow hinter dem Snow, der das sehr wohl als Verschwendung betrachtet, das aber nur nicht so gern zeigt? Kann man nicht analysieren, man kennt ihn zu wenig.
Zitat: Und glaubst du wirklich, dass die Rebellen nicht koordiniert genug waren, um zu verhindern, dass ihre eigenen Sanitäter da reinlaufen? Wobei, darauf gibt Snow natürlich eine Antwort - seine letzten Verbündeten wenden sich von ihm ab, als sie diese perfide Falle mit ansahen. Wenn damit also die Treue der Kapitoler gebrochen werden sollte, dann sind die eigenen Sanitäter ein gewolltes Opfer - das erklärt aber eben nicht, was das mit den Kindern da überhaupt sollte.=> Kinder UND Sanis wären halt auch ein super Knalleffekt. Sanis die sich um Kinder kümmern, werden vom Kapitol ermordet. Öl ins Feuer zu gießen wäre da ja kaum intensiver.
Zitat:Abgesehen davon war Katniss zu dem Zeitpunkt psychisch sowieso ein Wrack, ob man da ihrer Entscheidung trauen kann? Letztendlich muss das deshalb offen bleiben, denke ich.=> Gestehe ich dir auch zu.

Zitat:Ich fürchte, sie hat es ernst gemeint - sie, die die Spiele miterlebt hat, weiß, was für eine Strafe das ist. Aber dadurch macht man es ja nicht besser, wird zum selben Monster, oder? In diesem Moment rückt sie geistig Gale sehr nah, während Peeta in dem Augenblick zumindest der alte ist. Er hat es am Ende geschafft, ein Stück von sich selbst zu erhalten.=> Wenn das ihr ernst war, dann halt ich sie für eine blöde Nudel. So. Also echt jetzt, das geht mir gegen den Strich. So viel Moral muss doch wenigstens drinn sein bei ihr. Pah!
Ich hab natürlich auch die Daumen für nein gedrückt.
Zitat:wenn du dein Interview mit Collins machst, kannst du sie ja mal fragen, was sie sich dabei gedacht hat.=> Gern.

Zitat:Oder: sie kann ohne ihn, und zwar ganz genau ihn, ihren Löwenzahn-Brotschenker, nicht mehr Leben? Ist das nicht Liebe? Wenn man den anderen einfach zum überleben braucht?=> *sarkastisch blickt* Ja wunderherzig. *über Weltenwanderers Haupt wuschelt und ihn zu seiner Lie(bb)e hinstubst* Ja, wunderschön, wenn man sich liebt, ne, du Romantiker. Das sie ihn liebt, hätte ich nie bezweifelt.

Zitat:Immerhin hat Katniss auch mit ziemlich viel Trotz reagiert, als Gale das gesagt hat und eigentlich wusste ich ab da, er hat es entgültig mit ihr verscherzt.=> Stimmt. Das war auch ganz schön blöd von ihm. Sie auch so kalt berechnend zu sehen.
Zitat:"Jeder hat seine Hintergedanken"- würde ich als Aussage unterschreiben. "Gut und Böse gibts nicht wirklich" nicht so ganz - zwar schon, wenn man z. B. an Katniss Make-Up-Team denkt, die ja sehr lieb waren und trotzdem so gedankenlos, aber trotzdem ist ein System, das andere Menschen unterdrückt, um selbst gut Leben zu können, für mich immer "böse".=> ...
Zitat:Ich könnte mir gut vorstellen, dass die Entscheidung damals ebenfalls sehr knapp ausgefallen ist - aber das ändert eben nichts daran, dass sie die Unterdrücker sind und nicht die Distrikte, da können sie noch so sehr stabile Verhältnisse wollen und anstreben.=> Ich würd ja meinen, Sicherheit hat seinen Preis. Ich hätte ich als Bürger Panem sicherlich gern bezahlt, wenn ich wüsste, dass zumindest irgendwas sicher ist. Ein System bietet nun mal Sicherheit und fast kein System tut was uneigennützig. Ist natürlich aber immer noch ein Unterschied zum Ausbeuten, da geb ich dir recht.
Zitat:Letztendlich gab es ja doch ein paar Andeutungen über die Welt vor Panem, über zerstörte/labile Atmosphäre, Kampfflugzeuge, Republiken ... all das kam erst im letzten Band. Hättest du dir vorher mehr davon gewünscht?=> Eigentlich nicht. Bevor ich darüber Näheres erfahren hätte, dann doch lieber über Panem selbst mehr Details als über Vergangenes. Warum alle so gekommen ist, muss fürm ich da ned mehr Thema werden; das stand für mich nicht im Focus. Zu eigentlich keiner Zeit.
Zitat:Gut hat mir übrigens das Brotthema von Panem gefallen (mir war schon voher aufgefallen, dass "Panem" "Brot" bedeutet) - jedes Distrikt hatte dementsprechend ein eigenes Brot und die Spiele waren halt die ... Spiele dazu. Vielleicht hätte man aus dem Thema noch mehr machen können, den Brottypen eine zentralere Rolle einräumen können, aber vielleicht wäre das auch des Guten zu viel gewesen. Was denkst du?=> Brottypen?
Zitat:Das "Wahr/Falsch"-Spiel empfand ich als ein tolles Motiv, aber es kam erst sehr spät auf, um dann am Ende eine so große Rolle zu spielen (Du liebst mich? Wahr oder Falsch?). Das empfand ich dann als ein bisschen künstlich, hätte mir gewünscht, dass die das schon früher, vielleicht in Distrikt 13, erfunden hätten - aber andererseits hat sich da ja nie die Gelegenheit ergeben ...=> hmm, .. ich hatte kein Problem damit.
Zitat:Bester Satz für mich:=> stimmt, der war gut.
"Und dann sah ich auf den Großbildschrimen live, wie ich erschossen wurde." (so, oder so ähnlich.)

Ganz liebe Grüße,
Sternsche
"Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht."
Vaclav Havel Viele kleine Sternschnuppen
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