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RE: Jonglage
Hallo poLet.
Jonglage, jonglieren, sozusagen ein Drahtseilakt. Eine Unternehmung oder Bewegung, die vorsichtig ausgeführt werden muss oder besonderer Fähigkeiten bedarf, da jede falsche Berwegung sofort ungeahnte Folgen haben könnte.
Im Sinne des lyrischen Werkes denke ich, kann es nur die Stimmung sein, die Du hier beschreibst. Noch ist irgendwie alles normal, irgendwie auch in der Schwebe, auch wenn bereits die nahe Zukunft riechbar ist. Es ist, als würde das Leben auf der Kippe stehen.
Erwähnenswert auch die Formulierungen: Da sind die Birken noch halb entlaubt, und nicht schon entlaubt, aber brüten schon, statt bereits. Kam mir vor wie die Thematik um das zur Hälfte gefüllte Glas Wasser, das für die einen halbvoll, für die anderen halbleer ist. Und wieso brüten die Birken? Über das, was kommen wird? Oder kommen kann?
Die Bilder, die Du hier pro Vers übermittelst, kommen an. Besonders 'lächeln Mörder schüchtern' - was erstmal genauso wenig zusammenpasst, wie brütende Birken - kann man sich gut vorstellen, wie sie da stehen, mit dem Messer in der Hand, versteckt hinter dem Rücken.
Auch im folgenden Vers 'noch halb nüchtern - riechts im Land nach Blut' hinterlässt es die Frage, ob das Blut kommt, wenn es 'voll nüchtern' ist. Was ein Gegensatz darstellt, der wiederum die Kausalität ins Gegenteil umkehrt.
Klar verständlich ist der letzte Vers, der darauf hindeutet, dass die blutige Sache bereits als unterschwellige (oder offenkundige) Bedrohung erkennbar ist.
Auch die Harmonie zwischen den Zeilen und den Versen zueinander finde ich stimmig, sowohl gelesen als auch laut aufgesagt.
Gutes
D.