Der Himmel war von schweren Wolken verdeckt. Zum ersten Mal seit Wochen plätscherte Regen auf den staubtrockenen, von der Sonne verbrannten Boden der Stadt Roswell, als Misses Antonio Dixon, geboren als Sina, Prinzessin von Hohenstein, die Hochzeitssuite des Hotels verließ. Ihr frisch angetrauter Ehemann lag noch zwischen Kissen und Decken und schlief. Es war ihr gelungen, ihn wirklich betrunken zu machen und immer wieder zum Whiskytrinken zu animieren, wobei sie selbst dem Branntwein hatte zusprechen müssen. Die Nacht war nicht ohne Wirkung geblieben. Sina schwankte beim Gehen und musste an der Wand entlang laufen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Der Kopf schwirrte ihr vom Alkohol und unter der Haut kribbelte es, als würden tausende Ameisen über ihren Körper laufen. Ihr euphorischer Zustand war nicht nur dem Alkohol geschuldet. Auch wenn sie versucht hatte, sich von jeglichem Gefühl zu befreien, so hatte sie ihre Hochzeitsnacht doch genossen. Als sie an dem großen, Spiegel mit Goldrahmen im Foyer vorbei ging, schaute sie weg. Sie konnte sich jetzt nicht selbst in di Augen schauen.
Sina zwang ihre Gedanken auf zwei Dinge: Erstens musste sie Katie aus den Händen der Soldaten befreien und zweitens den Apachen zu ihrem Recht verhelfen. Dixon war nicht die Hilfe gewesen, die sie sich erhofft hatte und so beschloss sie, zum Stamm zurück zu kehren. Über den Fortbestand ihrer Ehe würde sie sich später Gedanken machen. Verräterisch glänzte der Ring an ihrem Finger.
In den frühen Morgenstunden des dritten Tages erreichte Sina das Dorf der Apachen. Sattelwund und zu Tode erschöpft. Ihre Stute Silver hatte sie sicher durch die Prärie getragen, dem treuen Tier musste man nicht sagen, wohin es gehen sollte. Fast ohne Führung brachte sie ihre Herrin wohlbehalten zurück zu den Apachen. Abgemagert bis auf die Knochen, nachdem sie fast drei Tage nichts gegessen hatte, fiel Sina mehr vom Pferderücken, als dass sie abstieg.
Vor allem das Freudengeheul, mit dem die jüngeren Kinder sie begrüßten, erregte die Aufmerksamkeit der Krieger und somit auch des Häuptlings und seines Sohnes. Yuma eilte sofort herbei, um ihr aus dem Sattel zu helfen. Schwer stützte sie sich auf ihn. Ihre Beine trugen sie kaum noch. Sie trug wieder die Kleidung, wie sie in der Prärie üblich war. Das feine Samtkleid und den edlen Schmuck hatte sie in Roswell zurück gelassen, bei ihrem Ehemann. Immer noch fühlte sie sich seltsam berührt, wenn sie daran dachte, dass sie jetzt ja verheiratet war. So, als würde es jemand anderen betreffen. Eine fremde Person, mit der sie nicht das Geringste zu tun hatte.
Sina griff in ihr Oberhemd und brachte ein zusammen gerolltes Stück Leder hervor, das sie dem Häuptling übergab.
„Hier ist das Papier, das die Rechte der Apachen wahrt.
Katies Vater, der neben dem Häuptling stand, machte einen raschen Schritt auf sie zu, während Taim das Schriftstück entrollte. „Wo hast du das Papier her?“, fragte er scharf.
„Schön, dass Sie zuerst nach Ihrer Tochter fragen, Tom“, antwortete Sina mit kalten Sarkasmus. „Das Dokument habe ich organisiert.“
„Du meinst, gestohlen“, Tom hob die Stimme an. „Wir wissen, das Katie eine Gefangene der Lakota ist.
Von Sinas Herzen fiel nicht nur ein Stein, sondern gleich eine ganze Lawine. Bei Sakima ging es der Freundin gut. Ihr angebeteter kleiner Lakotahäuptling würde ihr kein Haar krümmen und falls sie ihr Ziel schon erreicht hatte, ging es ihr vermutlich nicht nur gut, sondern hervorragend. Fast hätte sie bei ihren frivolen Gedanken gekichert, doch sie riss sich zusammen und räusperte sich nur hinter vorgehaltener Hand.
Misstrauisch musterte Tom sie. „Gibt es etwas, das wir wissen sollten?“, fragte er in strengem Ton, der Sina unwillkürlich an ihren alten Hauslehrer denken ließ.
Sie setzte eine harmlose Miene auf. „Ich weiß auch nicht mehr als ihr“, antwortete sie achselzuckend. „Aber vielleicht sollten wir uns auf den Weg machen und Katie befreien“, schlug sie vor.
„Darüber wollten wir gerade beratschlagen“, antwortete Tom und in Sina kochte ein Zorn hoch, der sie ihre Schwäche vergessen ließ. Ständig taten Taim und seine Krieger nichts anderes, als zu beratschlagen, anstatt zu handeln. Keiner von ihnen konnte ahnen, dass Sakima und Katie sich sehr nahstanden.
„Ah ja“, machte sie nur und konnte den Sarkasmus in ihrer Stimme kaum verhehlen.
„Sakima wird nicht so wahnsinnig sein und ihr ein Led antun“, fuhr Tom fort.
Nicht wie du denkst, dachte Sina insgeheim.
„Er fürchtet die Rache der Apachen zu sehr“, fügte Katies Vater hinzu.
Er liebt sie, Dummkopf, antwortete Sina in Gedanken.
„Wir erwarten, dass in den nächsten Tagen Krieger mit einer Lösegeldforderung eintreffen werden.“ Tom sprach nüchtern, so als würde ihn die Entführung seiner Tochter nicht im Geringsten berühren. Sina war erschüttert über seine Gleichgültigkeit, immerhin war Katie sein Fleisch und Blut.
Sie biss sich auf die Unterlippe, dass es blutete. Ihre Wut darüber durfte sie nicht zeigen, doch wenn Katie sich bei den Lakota befand, dann hatte sie bestimmt nichts dagegen, wenn sie, Sina, sich noch einige Stunden Schlaf gönnte.
„Ich lege mich mal für ein paar Stunden hin. Ihr habt ja, was für euch von Bedeutung ist“, antwortete sie voll eisiger Ironie.
Ihre Kräfte verließen sie vollends und sie musste sich von Yuma zu ihrem Zelt führen lassen, dass verwaist im Apachendorf stand.
Einer der jüngeren Krieger, ein guter Freund Yumas, erbot sich, Silver zu versorgen. Nach kurzem Zögern ließ sich die Stute, wenn auch nur widerwillig, wegführen.
Yuma warf die Regeln der guten Sitten über Bord und betrat zum ersten Mal in all der Zeit das Zelt der Mädchen.
Die Sonne stand hoch am Himmel und warf ihre Strahlen durch den Rauchfang des Tipis. Der Blick des Apachen fiel auf den goldschimmernden Ring an Sinas Hand. Grob packte er sie am Handgelenk.
„Ein Ring am Finger bedeutet bei euch Weißen doch, ihr seid vermählt.“ Seine grünen Augen bekamen einen stahlharten Glanz.
Wütend riss Sina sich los. Der Zorn verlieh ihr erneut Energie. „Ich musste ihn heiraten, damit ich an das Papier komme, das du vergeblich zu schützen versucht hast“, schrie sie ihn an. „Es geht immerhin darum, eure Heimat zu bewahren.“ Tränen schossen ihr übers Gesicht, aber es waren Tränen der Wut.
Der Indianer ignorierte ihre Worte. Eine rasende Eifersucht hatte Besitz von ihm ergriffen. „Hast du das Lager mit ihm geteilt?“
Beschämt senkte Sina den Blick. „Es musste sein“, flüsterte sie. „Er musste mir doch vertrauen, damit ich das Dokument stehlen kann. Verdammt!“
„Lieber hätte ich die Jagdgründe meiner Väter aufgegeben, als dich zur Buhle eines Weißen zu machen. Du hast dich für ein Stück Leder verkauft“, brüllte Yuma.
„Ich bin auch weiß“, gab Sina resigniert zurück. Der Apache stürmte aus dem Zelt und völlig erschöpft sank Sina auf ihr Lager aus Decken und Fellen, wo sie sich in einen traumlosen Schlaf weinte.
Sina zwang ihre Gedanken auf zwei Dinge: Erstens musste sie Katie aus den Händen der Soldaten befreien und zweitens den Apachen zu ihrem Recht verhelfen. Dixon war nicht die Hilfe gewesen, die sie sich erhofft hatte und so beschloss sie, zum Stamm zurück zu kehren. Über den Fortbestand ihrer Ehe würde sie sich später Gedanken machen. Verräterisch glänzte der Ring an ihrem Finger.
In den frühen Morgenstunden des dritten Tages erreichte Sina das Dorf der Apachen. Sattelwund und zu Tode erschöpft. Ihre Stute Silver hatte sie sicher durch die Prärie getragen, dem treuen Tier musste man nicht sagen, wohin es gehen sollte. Fast ohne Führung brachte sie ihre Herrin wohlbehalten zurück zu den Apachen. Abgemagert bis auf die Knochen, nachdem sie fast drei Tage nichts gegessen hatte, fiel Sina mehr vom Pferderücken, als dass sie abstieg.
Vor allem das Freudengeheul, mit dem die jüngeren Kinder sie begrüßten, erregte die Aufmerksamkeit der Krieger und somit auch des Häuptlings und seines Sohnes. Yuma eilte sofort herbei, um ihr aus dem Sattel zu helfen. Schwer stützte sie sich auf ihn. Ihre Beine trugen sie kaum noch. Sie trug wieder die Kleidung, wie sie in der Prärie üblich war. Das feine Samtkleid und den edlen Schmuck hatte sie in Roswell zurück gelassen, bei ihrem Ehemann. Immer noch fühlte sie sich seltsam berührt, wenn sie daran dachte, dass sie jetzt ja verheiratet war. So, als würde es jemand anderen betreffen. Eine fremde Person, mit der sie nicht das Geringste zu tun hatte.
Sina griff in ihr Oberhemd und brachte ein zusammen gerolltes Stück Leder hervor, das sie dem Häuptling übergab.
„Hier ist das Papier, das die Rechte der Apachen wahrt.
Katies Vater, der neben dem Häuptling stand, machte einen raschen Schritt auf sie zu, während Taim das Schriftstück entrollte. „Wo hast du das Papier her?“, fragte er scharf.
„Schön, dass Sie zuerst nach Ihrer Tochter fragen, Tom“, antwortete Sina mit kalten Sarkasmus. „Das Dokument habe ich organisiert.“
„Du meinst, gestohlen“, Tom hob die Stimme an. „Wir wissen, das Katie eine Gefangene der Lakota ist.
Von Sinas Herzen fiel nicht nur ein Stein, sondern gleich eine ganze Lawine. Bei Sakima ging es der Freundin gut. Ihr angebeteter kleiner Lakotahäuptling würde ihr kein Haar krümmen und falls sie ihr Ziel schon erreicht hatte, ging es ihr vermutlich nicht nur gut, sondern hervorragend. Fast hätte sie bei ihren frivolen Gedanken gekichert, doch sie riss sich zusammen und räusperte sich nur hinter vorgehaltener Hand.
Misstrauisch musterte Tom sie. „Gibt es etwas, das wir wissen sollten?“, fragte er in strengem Ton, der Sina unwillkürlich an ihren alten Hauslehrer denken ließ.
Sie setzte eine harmlose Miene auf. „Ich weiß auch nicht mehr als ihr“, antwortete sie achselzuckend. „Aber vielleicht sollten wir uns auf den Weg machen und Katie befreien“, schlug sie vor.
„Darüber wollten wir gerade beratschlagen“, antwortete Tom und in Sina kochte ein Zorn hoch, der sie ihre Schwäche vergessen ließ. Ständig taten Taim und seine Krieger nichts anderes, als zu beratschlagen, anstatt zu handeln. Keiner von ihnen konnte ahnen, dass Sakima und Katie sich sehr nahstanden.
„Ah ja“, machte sie nur und konnte den Sarkasmus in ihrer Stimme kaum verhehlen.
„Sakima wird nicht so wahnsinnig sein und ihr ein Led antun“, fuhr Tom fort.
Nicht wie du denkst, dachte Sina insgeheim.
„Er fürchtet die Rache der Apachen zu sehr“, fügte Katies Vater hinzu.
Er liebt sie, Dummkopf, antwortete Sina in Gedanken.
„Wir erwarten, dass in den nächsten Tagen Krieger mit einer Lösegeldforderung eintreffen werden.“ Tom sprach nüchtern, so als würde ihn die Entführung seiner Tochter nicht im Geringsten berühren. Sina war erschüttert über seine Gleichgültigkeit, immerhin war Katie sein Fleisch und Blut.
Sie biss sich auf die Unterlippe, dass es blutete. Ihre Wut darüber durfte sie nicht zeigen, doch wenn Katie sich bei den Lakota befand, dann hatte sie bestimmt nichts dagegen, wenn sie, Sina, sich noch einige Stunden Schlaf gönnte.
„Ich lege mich mal für ein paar Stunden hin. Ihr habt ja, was für euch von Bedeutung ist“, antwortete sie voll eisiger Ironie.
Ihre Kräfte verließen sie vollends und sie musste sich von Yuma zu ihrem Zelt führen lassen, dass verwaist im Apachendorf stand.
Einer der jüngeren Krieger, ein guter Freund Yumas, erbot sich, Silver zu versorgen. Nach kurzem Zögern ließ sich die Stute, wenn auch nur widerwillig, wegführen.
Yuma warf die Regeln der guten Sitten über Bord und betrat zum ersten Mal in all der Zeit das Zelt der Mädchen.
Die Sonne stand hoch am Himmel und warf ihre Strahlen durch den Rauchfang des Tipis. Der Blick des Apachen fiel auf den goldschimmernden Ring an Sinas Hand. Grob packte er sie am Handgelenk.
„Ein Ring am Finger bedeutet bei euch Weißen doch, ihr seid vermählt.“ Seine grünen Augen bekamen einen stahlharten Glanz.
Wütend riss Sina sich los. Der Zorn verlieh ihr erneut Energie. „Ich musste ihn heiraten, damit ich an das Papier komme, das du vergeblich zu schützen versucht hast“, schrie sie ihn an. „Es geht immerhin darum, eure Heimat zu bewahren.“ Tränen schossen ihr übers Gesicht, aber es waren Tränen der Wut.
Der Indianer ignorierte ihre Worte. Eine rasende Eifersucht hatte Besitz von ihm ergriffen. „Hast du das Lager mit ihm geteilt?“
Beschämt senkte Sina den Blick. „Es musste sein“, flüsterte sie. „Er musste mir doch vertrauen, damit ich das Dokument stehlen kann. Verdammt!“
„Lieber hätte ich die Jagdgründe meiner Väter aufgegeben, als dich zur Buhle eines Weißen zu machen. Du hast dich für ein Stück Leder verkauft“, brüllte Yuma.
„Ich bin auch weiß“, gab Sina resigniert zurück. Der Apache stürmte aus dem Zelt und völlig erschöpft sank Sina auf ihr Lager aus Decken und Fellen, wo sie sich in einen traumlosen Schlaf weinte.