Tod an der Leine (Susanne Mischke)

Verlag Piper, September 2009
TB, 268 Seiten, € 12,95
ISBN 978-3492257718

Genre: Krimi


Klappentext

Die Menschentraube auf dem Altstadt Flohmarkt am Ufer der Leine verwehrt Kommissar Fernando Rodriguez lange die Sicht auf eine grausame Wahrheit: auf die Leiche einer schönen Frau, die keine Unbekannte für ihn war. Als heimlicher Verehrer der jungen Regisseurin hatte er sich extra für diesen Abend Premierenkarten besorgt. Nun ist er am Boden zerstört. Nicht nur, dass seine Eroberungsträume geplatzt sind – auf das Team der Kripo Hannover um Casanova Fernando Rodriguez, Schafzüchter Bodo Völxen, Rabenmutter Oda Kristensen und Küken Jule Wedekin wartet ein stolzer Berg Arbeit. Und ein gefährlicher Einsatz, der nicht nur menschliche Abgründe offenbart. Denn der Fall der ermordeten Künstlerin führt die Ermittler tief hinab – bis in Hannovers Katakomben.


Die Autorin

Susanne Mischke wurde 1960 in Kempten geboren und lebt heute in Hannover. Sie war mehrere Jahre Präsidentin der „Sisters in Crime“ und erschrieb sich mit ihren subtilen psychologischen Kriminalromanen eine große Fangemeinde. Für das Buch „Wer nicht hören will, muss fühlen“ erhielt sie die „Agathe“, den Frauen-Krimi-Preis der Stadt Wiesbaden. Zuletzt erschienen von ihr „Liebeslänglich“ und drei Hannover Krimis, die auch über die Grenze Niedersachsens hinaus großen Erfolg haben.
Weiteres zur Autorin: http://www.susannemischke.de


Rezension

Da ist sie – seine Frau fürs Leben. In der Trinkhalle einer Bekannten streift Fernando ein Blitz, eine umwerfende Frau steht vor ihm. Als er erfährt, dass es die Regisseurin Marla Toss ist, besorgt er sich umgehend Premierenkarten für ihr neues Stück. Doch vorher muss er noch seine Mutter zum Altstadtflohmarkt begleiten, bevor sie noch ihre gesamte Habe verschleudert. Ein Menschenauflauf macht allerdings den Flohmarktbesuch zunichte, der Grund dafür ist die Leiche von Marla Toss. Geschockt stürzt sich Fernando in die Ermittlungen, wer könnte nur einen Grund für die Ermordung haben? Viele, wie sich später herausstellt, denn Marla war alles andere als beliebt. Hochnäsig, zickig und überheblich, es ist kein schönes Bild, was von Marla verbreitet wird. Aber muss man sie deswegen gleich umbringen?

Susanne Mischke schafft wieder eine gelungene Mischung zwischen Privatleben und Kriminalfall. Jeder der Ermittler hat so seine Eigenarten, die sich manchmal auch bis in den Fall hineinziehen. Zu einem Running Gag entwickelt sich die Scheu von Bodo Völxen, seinen Schafbock kastrieren zu lassen. Viel zu häufig wird darauf angespielt oder verwiesen, eine Situation, für die wohl eher Männer Verständnis zeigen als Frauen. Oda tritt ungewollt in einen Wettbewerb mit ihrer Teenagertochter, Jules Männerbekanntschaft erweist sich als sehr fragwürdig und Fernando kann sich einfach nicht mit dem Liebhaber seiner Mutter anfreunden. Nebenbei wird natürlich auch noch der Fall gelöst, der sich als viel verwickelter entpuppt, als er ursprünglich aussah. Unzählige Motive und vielfältige Verdächtige lassen die Ermittler kaum zur Ruhe kommen, immer wieder gibt es neue Erkenntnisse und am Ende eine doch überraschende Auflösung, nicht nur den Fall betreffend.

Geschickt eingeflochten hat die Autorin geschichtliche Fakten über Hannover und insbesondere den Schauplatz des Mordes. Jule, die Hobbyhistorikerin, gibt immer wieder unaufdringlich Nachhilfeunterricht in Geschichte, ihr Wissen um vergangene Fakten ist präzise und grenzenlos. So bekommt man ganz nebenbei und geschickt verpackt Exkursionen in die Geschichte Hannovers geliefert, die zufällig auch prima zum grade vordringlichen Fall passen. Aufregend, was sich in der Unterwelt Hannovers alles finden lässt, wie man dahin kommt und was man alles beachten sollte – und leider oft nicht weiß und dadurch in äußerst dubiose Situationen gerät. Dies alles zusammen, die geschichtlichen Hintergründe, sympathische Ermittler mit ihren Fehlern und Privatleben und ein undurchsichtiger Fall geben dem Buch die bestimmte Würze, die man braucht, um es nicht aus der Hand zu legen. Man muss auch nicht unbedingt Hannover kennen, um in den Lokalkolorit eintauchen zu können. Ein kleiner bitterer Beigeschmack ist der Erzählstil im Präsens, er verleidet doch deutlich das Lesevergnügen. Die Covergestaltung ist Piper wieder hervorragend gelungen, es ist doch immer eine Augenweide, Schauplätze eines Buches bildlich vor sich zu sehen. Leider lassen sich Leseknicke mal wieder nicht vermeiden, schade um die ansonsten so hervorragende Qualität.


Fazit

Wieder einmal ist es Susanne Mischke gelungen, die sensible Mischung von Privatleben der Ermittler und einem spannenden Fall zu gestalten. Nicht nur von Hannover lernt man völlig neue Seiten kennen, auch die Ermittler zeigen mit viel Herz, dass sie auch nur Menschen mit verständlichen Schwächen, aber auch Stärken, sind. Dazu die geschickt eingeflochtene Historie Hannovers garantieren ein Lesevergnügen, welches nicht nur von Spannung begleitet ist.


Pro und Contra

+ überraschende Wendungen
+ gut dosierte Hinweise
+ gehaltener hoher Spannungsbogen
+ bekannte Orte
+ interessante, sympathische Charaktere
+ aufregende, geschichtliche Exkursionen
+ geschmackvoll gewähltes Coverbild

- Erzählstil im Präsens

Wertung

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5
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