Rezensionen im Dezember (2012)

Liebe LeserInnen,

das neue Jahr geht mittlerweile in den fünften Tag und das Literatopia-Team wünscht euch auf diesem Wege nachträglich noch ein gesundes, glückliches und natürlich bücherreiches Jahr 2013. Manche Redaktionsmitglieder waren in den letzten Tagen schon wieder fleißig und haben euch mit tollen Neuerscheinungen, wichtigen News und neuen Rezensionen versorgt, doch natürlich haben wir unseren allmonatlichen Rezensions-Rückblick nicht vergessen. Diese Tradition werden wir natürlich auch im neuen Jahr weiterhin fortführen :o)
Viel Spaß beim Stöbern einer kleinen Auswahl der Rezensionen aus Dezember!



Belletristik

In einer Welt von Überangebot, Reizüberflutung und Wohlstandslethargie trifft Sarah Kuttner die Seele des (jungen) Lesers. Traurig anrührend in seinem Realismus, verführerisch durch leise und humorvolle Töne und im Wortspiel oftmals (erfrischend) überraschend weiß “Wachstumsschmerz“ zu überzeugen.

Der Schöne und die Zicke finden tatsächlich einen Weg, miteinander auszukommen. Heiter und besinnlich hat Susan Wiggs in “Weihnachtsengel gibt es doch“ eine zur Jahreszeit passende Geschichte geschrieben, in der sie aber nicht ihr ganzes Potential ausschöpft. Zwischen Maureen und Eddie hätte es ruhig ein bisschen spritziger zugehen dürfen, so ganz erschließt es sich nicht, warum Eddie von Maureen fasziniert ist. Nicht nur zur Weihnachtszeit ist es eine nette Geschichte, wenn auch auf dem Weg nicht allzu viele Stolpersteine liegen.

Dark Fantasy

“Feuerschwingen“ verliert sich anfangs zu sehr in Nebensächlichkeiten, doch nach und nach nimmt die Geschichte an Fahrt auf und lässt die Leserschaft erneut in Jeanine Krocks leidenschaftliche Engel-Welt eintauchen. Wie der dunkle Herrscher Lucian der Engelstochter Mila mit Herz und Seele verfällt, ist köstlich zu lesen und auch das Wiedersehen mit liebgewonnenen Charakteren macht Spaß. Feurige Romantik, die bestens unterhält!

Fantasy

“Serafina - Das Königreich der Drachen“ von Rachel Hartman ist ein Roman, welcher durch vielschichtige Charaktere, einen anmutenden Sprachstil und Detailarbeit glänzt. Die inneren Konflikte der Protagonistin sorgen für Sympathie und Anteilhabe gegenüber Serafina und ihrer Situation. Obwohl es keine rasante Actionstory ist, kann der Roman vor allem gegen Ende mit überraschenden Wendungen und Interesse bezüglich dem weiteren Verlauf der Ereignisse überzeugen. Zwar wird nicht das gesamte Potenzial der Geschichte ausgeschöpft, doch ist der Roman sicherlich ein herausragender Fantasyroman, welcher vor allem Fans von durchdachten Geschichten und Liebhabern der Fantasy und Jugendbuchliteratur wärmstens zu empfehlen ist.

“Zwölf Wasser - Zu den Anfängen“ von E.L. Greiff fügt dem weiten Gebiet der High Fantasy eine frische Facette hinzu, die vom Anspruch her klar über dem Durchschnitt liegt. Wer diese Art der sprach- und bildgewaltigen, weitschweifigen Ausdrucksweise mag, wird hier voll auf seine Kosten kommen.

“Asche und Phönix“ ist ein rasantes Abenteuer mit sprichwörtlich phantastischen Einfällen und gleichzeitig eine Parodie auf den Starrummel unserer Zeit. Parker und Ash überzeugen mit ihrer bissigen Art auf Anhieb, gegen Ende werden sie allerdings etwas zu zahm. Trotzdem bietet Kai Meyer auch dieses Mal originelle Ideen und eine perfekten Inszenierung, die das Thema Film durchgehend spiegelt. Actionreich, kreativ und romantisch - was will man mehr?

Horror / Mystery

Die “Chronik des Cthulhu-Mythos“ eignet sich vor allem für Neuentdecker H. P. Lovecrafts, die sich speziell mit dem Mythos beschäftigen wollen. Die günstige Sammelausgabe bietet eine ansprechende Übersetzung und gelungene Erläuterungen, die das Leseerlebnis vertiefen. Wer einmal in den Cthulhu-Mythos eintaucht, wird sich seinem unheimlichen Sog nicht mehr entziehen können.

Thriller

Auch wenn “Error“ leicht hinter den Erwartungen zurückbleibt, die man als Leser an einen Autor wie Neal Stephenson stellt, so ist dieser rasante (Techno-)Thriller doch größtenteils unterhaltsam und sprüht vor coolen Ideen. Die ziellose und in die Länge gezogene Handlung ist dabei aber ein Merkmal, das nicht so recht zu diesem modernen Thriller passen will.

Mit “Slide - Durch die Augen eines Mörders“ wird das jugendliche Thriller-Genre mächtig aufgemischt. Jill Hathaway bietet atemlose Spannung und fesselnde Verwirrspiele, die selbst Erwachsene wunderbar unterhalten können. Alltägliche Dinge rücken in den Hintergrund, während nur noch eins zählt: Weiterlesen bis zur letzten Seite und dann mit Erstaunen feststellen, dass die Nacht schon fast wieder vorbei ist. Eine Leseempfehlung für Jung und Alt!

Krimi

Niemand kann sich dem englischen Charme der Flavia de Luce-Reihe entziehen. Mit Band 4 “Vorhang auf für eine Leiche“ gelingt es Alan Bradley ein weiteres Mal, einen vielschichtigen Roman abzuliefern, der einem in erster Linie die Charaktere näher bringt, denn der Kriminalfall ist eher schwach ausgefallen. Dafür wird man mehr als nur einmal über Flavia schmunzeln müssen. Insgesamt einer der besten Teile.

Manga / Comic

Mehr als beeindruckende Zeichnungen von Martín Saurí machen Pérez Navarros Geschichte “Die Odyssee“ zu einem Hochgenuss für jeden, der sich für die Sagen des Altertums interessiert. Egal ob comic-affin oder nicht, dieser Band gehört in jeden Bücherschrank.

“Driver For The Dead“ von John Heffernan und Leonardo Manco ist ein Meisterwerk par excellence, welches an einigen Stellen zwar zu oberflächlich bleibt, aber dennoch durch die grundlegende Geschichte, flüssige Erzählstruktur und atemberaubende Zeichnungen zu überzeugen weiß. Dieser Comic richtet sich besonders an diejenigen, die partout keinen Gefallen an glitzernden Vampiren finden, sondern eher an düsteren und diabolischen Untoten, Werwölfen und Totenbeschwörern. Der Preis von 22,80 Euro geht in Anbetracht der Gestaltung der Gesamtausgabe als Ganzes in Ordnung und ist eine Investition wert. Dieser Comic darf in keiner guten Sammlung nicht fehlen.

Sachbuch

Für Lovecraftfans, die den Lesegenuss gerne musikalisch erweitern wollen, ist “The Strange Sound of Cthulhu“ eine Schatztruhe voll unheimlicher Klänge. Gary Hill gestaltet seinen Text durch die Einbindung persönlicher Äußerungen seitens der Interpreten spannend und weckt das Interesse an einzelnen Lovecraft-Texten ohne zu viel vorwegzunehmen. Gut recherchiert und wahnsinnig interessant!



Das war der letzte Rückblick für das Jahr 2012 und nun liegen zwölf neue und unverbrauchte Lesemonate vor uns, die allerlei unumgängliche Neuerscheinungen für Bibliophile bereit halten. Das Literatopia-Team wird sich bemühen, alle wichtigen Titel ins Programm zu nehmen und für euch zu besprechen - schon jetzt sind die Redakteure fleißig am Lesen. Wir alle dürfen gespannt sein, was uns im neuen Lesejahr alles erwarten wird!

Einen wunderbaren Januar wünscht euch
euer Literatopia-Team