David Falk (18.05.2014)

Interview mit David Falk

Literatopia: Hallo David! Möchtest Du zum Einstand ein bisschen über Dich erzählen?  Was machst Du so, wenn Du nicht gerade schreibst?

David Falk: Scherzhaft? Wenn ich nicht gerade vor dem Laptop hänge und schreibe, hänge ich vor dem Laptop und spiele. *g* Phasenweise stimmt das sogar, und ich habe dann mit echten Suchtsymptomen zu kämpfen.

Aber zum Glück habe ich auch eine andere Seite: Ich bin oft auf Reisen, um historische Stätten zu besuchen. Bei jemandem, der Geschichte studiert hat, ist das zwar nicht überraschend, aber es macht mich eben auch aus. Geographisch war ich schon von Portugal bis Japan unterwegs, und „historisch“ von den Steinzeithöhlen in Südwestfrankreich bis zu den Khmer-Tempeln in Kambodscha. Von diesen Reisen bringe ich dann auch immer eine Menge Inspiration mit, die ich in Zukunft hoffentlich noch in vielen weiteren Romanen austoben kann.

Literatopia: Mit „Der letzte Krieger“ ist kürzlich Dein Debütroman erschienen – was kannst Du uns über den Inhalt verraten?

David Falk: Die Geschichte spielt nach einem Krieg gegen die Drachen, der die Menschenvölker ausgelöscht hat. Nur der zynische Krieger Athanor hat überlebt und schlägt sich als einsamer Wanderer durch. Zu Beginn des Romans gerät er in die Feindschaft zwischen Elfen und Zwergen, aber bald regt sich in den Ruinen seiner Heimat ein neuer Feind, der die Zwerge und Elfen zu vernichten droht. Gemeinsam mit dem zwielichtigen Elf Davaron und dem Troll Orkzahn bricht Athanor auf, um sich der neuen Gefahr zu stellen.

Literatopia: Was fasziniert Dich an der Fantasy, dass Dein erstes Buch in diesem Genre angesiedelt ist? Und welche Werke/Autoren haben Dich auf diesem Gebiet besonders beeindruckt und beeinflusst?

David Falk: Das fing wohl schon in der Kindheit an. Damals haben mich zwar auch Indianer, Cowboys, Piraten und Raumfahrer fasziniert, aber Krieger mit Schwertern (ob das nun griechische Sagenhelden, Wikinger oder Ritter waren) waren meine Favoriten. Damals spielte für mich keine Rolle, ob sie in einen historisch stimmigen Kontext eingebettet waren oder gegen Drachen und Riesen kämpften. Diese Faszination hat mich nie losgelassen, auch wenn ich mit der Zeit anfing, Mythen von historischer Überlieferung zu unterscheiden. Deshalb haben mich dann auch Autoren wie Tolkien und Bernard Cornwell besonders geprägt, die beides wieder vermischen. Cornwell eher auf der realistischen, Tolkien auf der mythischen Schiene. Ich sehe mich zwischen den beiden: Realistischer als Tolkien, was meine Figuren angeht (Tolkien zeichnet – von Boromir abgesehen – sehr schwarz-weiß), und mythischer als Cornwell, der eher versucht, Sagenstoffe in die historische Realität zurückzubrechen.

Literatopia: Wie stark hast Du Dich an klassischen Fantasyelementen orientiert? Und wo hast Du ganz bewusst versucht, diese zu vermeiden?

David Falk: Eine schwierige Frage. Manches ergibt sich beim Weltentwurf einfach von selbst. Aber ich habe durchaus bewusst ein Setting mit den üblichen Fantasywesen (Elfen, Zwerge, Orks) gewählt und um meine Lieblinge (Trolle und Chimären wie die Harpyien und Faune) ergänzt. Man kann auf diese Art direkter zur Sache kommen, weil man auf viel (potentiell langweilige) Einführung und Beschreibungen verzichten kann. Wenn ein Ork die Szene betritt, haben sie meisten Leser schon eine Vorstellung von ihm. Wenn ich ein neues, selbst erdachtes Wesen nehme, muss ich es beschreiben – und schon ist die Actionszene nur noch halb so rasant. Bewusst mit Klischees gebrochen habe ich eher in Details. Und indem ich aus Athanor den letzten Menschen gemacht habe. Außerdem sollte es keine der üblichen „herzensguter, junger Held ist auserwählt, um die Welt vor dem Bösen zu retten“-Geschichten werden. Athanor ist weder heldenhaft noch herzensgut, aber er kann zupacken und hat nichts mehr zu verlieren. Außerdem hat er Humor, was ihn hoffentlich sympathisch macht.

Literatopia: In „Der letzte Krieger“ sind die Elfen keine automatischen Sympathieträger. Wolltest du damit einfach nur aus eingefahrenen Mustern ausbrechen oder steckt da eine persönliche Aversion dahinter?

David Falk: Eine persönliche Aversion gegen Legolas? Nein, so schlimm ist es nicht. Ich wollte auch nicht bewusst aus eingefahrenen Mustern ausbrechen, denn ich empfinde es gar nicht so, dass Elfen immer die großen Sympathieträger sind. Oft sehen sie neben den Menschen mit ihren sympathischen Macken sogar ziemlich blass aus. Okay, das war ein billiges Wortspiel *g* Nein, ich habe mir einfach überlegt, warum die Elfen den Menschen nicht zu Hilfe kamen, obwohl sie selbst Feinde der Drachen sind. Um das plausibel zu begründen, durften sie den Menschen nicht gerade in Freundschaft verbunden sein. Sie durften auch nicht durch und durch gutherzig und hilfsbereit sein, sondern in ihren Vorurteilen und Feindbildern gefangen. Haben sie nicht eine Menge Gründe, um sich für etwas Besseres als die kurzlebigen, emotionalen und grobmotorischen Menschen zu halten? Meine Elfen sind da nur konsequent.

der letzte krieger karteLiteratopia: Dein Schreibstil liest sich für einen Erstling bereits erstaunlich sicher und ausgefeilt. Naturtalent, oder hast Du dutzende Romane in der Schublade liegen?

David Falk: Danke für das Kompliment, aber ich hatte auch schon viel Zeit zum Üben *g* Ich habe schon eine Menge Texte aller Art verbrochen und sehr viel gelesen. Gerade das Lesen stilistisch nicht allzu simpler Bücher und Essays halte ich für wichtig, um zu lernen, was möglich ist, und den eigenen Weg zu finden. Und was trotzdem noch an „krummen“ Sätzen im Manuskript war, hat meine erfahrene Lektorin herausgefischt.

Literatopia: Wie handhabst Du das Problem mit der Namensfindung; sprich, wie kommen Deine Charaktere und Orte zu ihren Namen?

David Falk: Das ist manchmal wirklich nicht so einfach. Es gab schon so viele Fantasy-Romane, dass fast jeder Name, der gut klingt, an einen erinnert, der in irgendeinem anderen Buch vorkam. Wenn man nicht auf exotische Sachen ausweichen will, die entweder niemand aussprechen kann oder bei den Lesern keine Fantasy-Atmosphäre erzeugen, muss man solche Ähnlichkeiten also leider in Kauf nehmen. Da ich ein Faible für die griechische Mythologie habe, lag es nahe, auf griechische Namen als Grundlage zurückzugreifen. Ich verändere sie solange, bis sie zu der Figur passen.

Oder ich benutze ein thematisch passendes altgriechisches Wort, von dem ich mich dann durch Herumprobieren zu einem Namen inspirieren lasse. Zum Beispiel indem ich andere Endungen anhänge. Bei den Elfen habe ich hebräische Endungen gewählt, um sie von den Menschen zu unterscheiden.   

Literatopia: Offenbar wird es eine oder auch mehrere Fortsetzungen mit Athanor, dem letzten Menschen, geben. Kannst Du schon verraten, was auf uns Leser zukommt?

David Falk: Alles darf ich natürlich noch nicht erzählen, aber auf jeden Fall wird im Winter ein zweiter Roman über Athanor erscheinen. Die Geschichte schließt fast direkt an den ersten Band an, ist aber ebenso in sich abgeschlossen und eigenständig lesbar wie schon der Vorgänger. Es gibt ein Wiedersehen mit ein paar beliebten Figuren, aber die Handlung wartet mit einigen Überraschungen auf – und natürlich mit einer epischen Schlacht, die eines Kriegers von Athanors Rang würdig ist. *g*

Literatopia: Das erste veröffentlichte Buch ist ja immer etwas ganz Besonderes. Wie lange hat es bei Deinem Debüt in etwa von der ersten Idee bis hin zum fertigen Buch gedauert?

David Falk: Etwa zwei Jahre. Die ersten Ideen zu Athanors Geschichte hatte ich im Sommer 2011, und im Frühjahr 2013 ging der fertige Roman ins Lektorat.

Literatopia: Hand-aufs-Herz-Frage: Ist es gleich beim ersten Mal angenommen worden? Und hast Du Dich direkt an Verlage gewandt oder bist Du über eine Agentur gegangen?

David Falk: Nach allem, was ich so im Internet lese und von Autoren höre, hat man ohne Agentur eigentlich keine Chance mehr auf einen Vertrag mit einem großen Verlag. Diese Chance soll ja früher schon klein gewesen sein, aber jetzt ist sie wohl gleich Null – wenn man nicht gerade als eBook-self-publisher einen Riesenerfolg verbucht. Ich hatte das Glück, von einer großen Agentur unter Vertrag genommen zu werden, obwohl sie meine erste Einsendung noch nicht ganz überzeugend fanden. Deshalb würde ich auch jedem empfehlen, diesen Weg zu gehen. Wenn die Agentur großes Potenzial sieht, wird man sehr gut beraten und bekommt klare Ansagen, ob das Manuskript „verkäuflich“ ist oder Schwächen hat, die beseitigt werden müssen.

Literatopia: Wie bist du überhaupt zum Schreiben gekommen, gab es da eine Art Initialzündung oder war es mehr ein allmählicher Prozess?

David Falk: Das würde ich als allmählichen Prozess bezeichnen, denn ich habe schon als Teenager angefangen und alles Mögliche ausprobiert – von peinlichen Liebesgedichten über Kurzgeschichten bis zu Reisetagebüchern. Außerdem habe ich mich an journalistischen und wissenschaftlichen Texten, Romanen verschiedener Sparten und an Hörspielen versucht. Auslöser waren sicher die vollen Bücherregale in meinem Elternhaus, die auch fleißig genutzt wurden. Aber an eine konkrete Initialzündung kann ich mich nicht erinnern.

Literatopia: Was hältst Du von der immer beliebter werdenden Idee, eBooks in Eigenregie zu veröffentlichen?

der letzte koenigDavid Falk: Die Idee hat schon was. Man ist sein eigener Herr, kassiert allein und muss sich nicht von Agenten und Verlagen ins Buch quatschen lassen. Aber vielleicht ist das Reinquatschen auch gar nicht so schlecht ;-)

Es ist sehr schwierig, sein eigenes Buch neutral zu betrachten. Ich habe allerdings auch Bedenken, ob man in der Masse an eBooks, die neuerdings über uns hereinbricht, nicht sehr leicht untergeht. Man muss wohl eine Menge Marketingaufwand betreiben, um wahrgenommen zu werden, und das kostet sehr viel Zeit. Ob sich das am Ende für alle rechnet, wage ich zu bezweifeln. Aber vielleicht wage ich das Experiment irgendwann noch. Man soll ja nie „Nie!“ sagen.

Literatopia: Wie beurteilst Du die Zukunft der E-Books, werden sie früher oder später den ‚normalen‘ Büchern den Rang ablaufen? Und was bevorzugst Du persönlich: Ein Buch in der Hand oder auf dem Bildschirm?

David Falk: Ich glaube, dass es immer Leser geben wird, die das Papierbuch vorziehen, weil man es schön verschenken und sichtbar ins Regal stellen kann. Das eBook ist eher etwas für Leute, die keine Bücherregale mögen oder deren Regale schon voll sind.

So ähnlich geht es mir auch. Um Platz und Geld zu sparen, kaufe ich mittlerweile auch eBooks. Aber Romane oder Fachbücher, in denen ich immer wieder lesen will, stelle ich mir als Printausgabe ins Regal. Eine Weile werden die eBooks sicher noch an Bedeutung zunehmen, aber ich glaube nicht, dass sie das Papierbuch komplett verdrängen werden.

Literatopia: Was wird uns in Zukunft von Dir erwarten? Woran arbeitest Du gerade? Und kannst Du uns vielleicht schon etwas Konkreteres verraten?

David Falk: Ich schreibe gerade an der Fortsetzung von „Der Letzte Krieger“, die übrigens „Der Letzte König“ heißen wird. Der Abgabetermin baumelt allmählich wie ein Damokles-Schwert über mir, aber ich glaube, ich werde es schaffen. Danach werde ich mit Timo Kümmel die Landkarte zu diesem Band entwickeln, und parallel überarbeite ich das Buch mit meiner Lektorin. Und danach bin ich dann reif für den Sommerurlaub!

Literatopia: Vielen Dank für das Interview, David!


Karte: Copyright by Timo Kümmel / Piper Verlag

Rezension zu "Der letzte Krieger"


 Dieses Interview wurde von Maria Jahn und Judith Gor für Literatopia.de geführt. Alle Rechte vorbehalten.