15. Dezember

Matthellblau und weiß ist die heutige Schachtel grundiert, mit Scherenschnitten von Vogelsilhouetten beklebt, die sich in schmalen Bögen darüber hinweg schwingen. Darunter, mit ein paar Pinselstrichen angedeutet, eine Küstenlinie. Beinah ist dir, als könntest du einen Windhauch aus den Schachtelritzen spüren, und mit neugierig-klammen Fingern öffnest du sie ...  

 

15. Schachtel: Dünenwinter  

 

Die Luft, die dir entgegenschlägt, ist kalt und salzig. Sand bedeckt den Boden der Schachtel, heller, feiner Nordseedünensand, aus dem ein paar Halme ragen, längst schon welk. Schneestaub mischt sich mit den Körnern, ein paar blasse Muschelschalen sind halb darin vergraben. Irgendwo am Rand lehnt, ebenfalls halb im Sand versunken, ein Umschlag. Der Papierbogen, den du herausziehst, ist von schattenhaften Strichen gesäumt und eine leicht geneigte, flüchtige Schrift formt sich zu Worten, die dich in kalt-windige Gestade entführen ...   

 

04. November 2008

Nordseeküste


Die See verwischt, ver-
gischtet (zu
Schaumkronenflecken) –

Salz auf Winter-
lidern, Möwenflügel im Eiskristall-
wind
(schneewund weiß).

Halmdürrer Schatten
vor Zwischenlichtsgrau:

Ein schmaler Strich
zeichnet
Flüsterbilder

dir vor die Füße.

Heb sie auf, nicht
alle Jahre
wieder

werden Zeichen
an deine Küste
geweht
...

  

  

 Das Gedicht heute entstand sowohl für den Adventkalender als auch zum Versipuls und auf eine Anregung von Libertine hin und wurde von Mira verfasst.

Das Foto dazu wurde von Tobias Brandl, einem Mitglied bei www.fotocommunity.de, zur Verfügung gestellt. Das Copyright verbleibt selbstverständlich bei ihm.

Herzlichen Dank an alle Beteiligten!