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Literatopia liest “Bad Romeo & Broken Juliet” (Band 1)

bad-romeoWirklich große Liebesgeschichten haben kein Happy End.
Sie enden nie.
(aus dem Klappentext)


Wie im letzten BreakOut der Literarischen Zitate bereits erwähnt, lese ich derzeit wieder verstärkt Bücher aus dem New Adult-Bereich, weil ich erschreckenderweise viele kleine Szenen und Zeilen gerade auch in meinem privaten Leben wiedererkenne und dieses Genre mich ja generell ziemlich begeistern kann. Daher war ich auch sehr neugierig auf die etwas andere Adaption von Romeo und Julia, die Leisa Rayven gerade auf den deutschen Buchmarkt gebracht hat. Allein der Haupttitel "Bad Romeo & Broken Juliet" konnte mich sofort für sich einnehmen, auch wenn das Goldglitzercover mit dem riesigen, angesplitterten Herzen mich im Laden wahrscheinlich eher abgestoßen hätte. Als dann die erste große Werbungspost vom Verlag im Briekasten lag, stand für mich eigentlich schon fest, dass ich das Buch auf jeden Fall lesen muss.

Und so kam es dann auch. Tatsächlich habe ich die knapp 500 Seiten an rund einem Tag (mit Schlafpausen) inhaliert und mich mit jedem Kapitel mehr in die Geschichte verliebt. Zwar wurde ich lange Zeit mit dem männlichen Protagonisten Ethan nicht so richtig warm, dafür konnte mich die weibliche Hauptrolle Cassie sofort auf ihre Seite ziehen. Und das will schon was heißen, denn normalerweise tue ich mich gerade mit den weiblichen Charakteren in solchen Geschichten doch etwas schwer. Vielleicht liegt es auch einfach an der Geschichte an sich, die wahrscheinlich fast jede Frau nachvollziehen kann, weil sie sie selbst schon mal in ähnlicher Form erlebt hat, und die in verschiedenen "Zeitzonen" erzählt wird, sodass nicht nur das aktuelle Geschehen, sondern auch die Vergangenheit der beiden vom allerersten Treffen an beleuchtet wird. Dadurch tauchen im Grunde mehr Fragen als Antworten auf und ich wurde während des Lesens immer ungeduldiger, weil ich endlich wissen wollte, was denn nun eigentlich vorgefallen ist. Was hat diese offenbar vorbestimmte Liebe, diese ganz deutlich zu spürende Verbindung zerstört?

Man bekommt in diesem ersten Band leider nur Häppchenantworten vorgesetzt, die den Leser allerdings wohl dosiert anfüttern. Dafür versteht Leisa Rayven es, die Geschichte vorerst mit einem wirklich fiesen Cliffhanger zu beenden. Zum Glück bekommt der Leser die ersten Seiten des zweiten Teils direkt als Leseprobe mitgeliefert, was es etwas leichter macht, sich bis Ende Oktober zu gedulden. Aber wirklich nur ein bisschen. Ich für meinen Teil bin sehr gespannt auf den zweiten Band und hoffe, dass die Autorin das Niveau halten kann.

"Jemanden zu mögen hat manchmal nichts damit zu tun, was du willst - sondern mit dem, was du brauchst."
(Seite 142)


Ihr seid neugierig geworden, aber noch nicht so ganz überzeugt? Dann schaut doch mal auf der Verlagsseite vorbei und werft einen Blick in die Leseprobe :)


Dies ist ein Gastbeitrag von Schattenwege.net, der privaten Seite unserer Chefredakteurin Jessica.

Literatopia spielt ... Die Zwerge - Das Duell

Literatopia spielt ... Die Zwerge - Das Duell

Neben Lesen kann man seine Zeit auch mit dem Spielen von Brett- und Kartenspielen verbringen, wenn zum Beispiel der PC und Fernseher mal ausbleiben sollen. Dementsprechend ist meine Sammlung an Spielen nicht gerade klein und beginnend mit Die Zwerge – Das Duell werde ich euch zukünftig noch das ein oder andere Spiel vorstellen.

Wie so viele andere Spiele ist Die Zwerge - Das Duell die Umsetzung eines Romans. Andere gelungene wären Die Säulen der Erde oder Der Herr der Ringe. Vorlage für dieses war die erfolgreiche Reihe Die Zwerge von Markus Heitz. Nachdem vor ein paar Jahren eine Brettspielumsetzung veröffentlicht wurde, ist Die Zwerge – Das Duell ein Kartenspiel, in dem sich zwei Kontrahenten gegenüberstehen.

zwerge1Bei einem Blick in die Schachtel sieht man zwei Kartenstapel und Würfel. Die beiliegende Spielanleitung ist nur ein DinA4 Faltblatt und somit erfreulich kurz. Einem schnellen Einstieg steht damit nichts im Wege, vor allem da die Anleitung jede Phase eines Zuges klar und deutlich beschreibt und ausreichend Beispiele vorhanden sind. So können sich beide Spieler einen Kartenstapel schnappen. Der eine steht für die Mächte des Bösen, der andere für die Mächte des Guten. Bis auf ihr unterschiedliches Design und andere Namen für die Karten sind ansonsten aber beide Decks gleich. Beide spielen also mit den exakt gleichen Karten von der Bedeutung und den Effekten her.

Somit haben beide gleiche Voraussetzungen. Auf den ersten Blick erscheint es dadurch nicht so, als ob ein spannendes Spiel entstehen könnte. Aber eben nur auf den ersten Blick. Immerhin gibt es noch die Würfel, die einem das Ausspielen und Aktivieren von Karten erlauben, um so verschiedene Effekte zu nutzen.

Aber der Reihe nach. Die Karten sind eingeteilt in Verbündeter, Siegpunkte, Unterstützung, Ereignis und Wendung und alle fünf Arten werden im Laufe des Spiels gebraucht. Verbündete sind Karten, die es einem erlauben gegnerische Karten zwerge2anzugreifen, sofern sie Lebenspunkte haben, oder den Nachziehstapel direkt zu attackieren. Siegpunkte, sind genau das, was ihr Name schon sagt und bevorzugtes Angriffsziel von Verbündeten.

Unterstützungskarten bieten Vorteile, wie zusätzliche Würfel oder das Recht mehr Karten nachzuziehen und Ereignis- bzw. Wendungskarten können so manchen Spielzug auf den Kopf stellen.

Innerhalb eines Zuges gibt es die Nachschubphase, in der der Spieler eine oder mehr Karten zieht, eine Würfelphase, in der zu Beginn mit 3 und später mit bis zu 6 Würfel gewürfelt werden kann und die Kartenphase. Keine von den Dreien sollte vernachlässigt werden, denn alle können Auswirkungen auf das Spielende haben, dass Eintritt sobald einer der Spieler die letzte Karte seines Nachzugsstapels zieht.

Die Anzahl der Würfel, die man werfen darf, sollte schnell nach oben gezogen werden, denn sie geben einem die Möglichkeit Karten auszuspielen und zu aktivieren. Für das Ausspielen ist entweder eine bestimmte Augenzahl nötig oder mehrere gleiche Augenzahlen. Eine 6 gibt es übrigens nicht auf den Würfel, stattdessen ist eine Axt auf ihnen abgebildet, die als Joker fungiert. Ein bisschen Glück ist somit auch dabei, was das Ausspielen der Karten betrifft, allerdings kann man auf das Nutzen der Würfel verzichten und erhält so eine Jokerkarte, die man in einem späteren Zug nutzen kann. Es ist also nicht immer zwingend notwendig Karten auszuspielen, manchmal ist es taktisch klüger abzuwarten und später mehrere Karten auf einmal zum Einsatz zu bringen. Damit wären wir auch schon beim Thema wie glücksabhängig Die Zwerge – Das Duell. Sicher ist Glück ein nicht unerheblicher Teil des Spieles, schließlich sind Würfel im Spiel, aber dennoch geht ohne ein gewisses Maß an Taktik nichts.

zwerge4Denn es ist durchaus wichtig, wann welche Karte gespielt wird und wieviele Karten man nachzieht. Denn auch wenn es mir erlaubt ist zwei oder drei Karten nachzuziehen, kann es besser sein, nur eine zu nehmen. Schließlich endet das Spiel mit dem Nachziehen der letzten Karte sofort. Wer also allzu schnell seinen Stapel aufbraucht, kann kurz vorm Ziel durch einen Zug abgefangen werden, wenn der andere geschickt spielt. Somit ist Die Zwerge – Das Duell ein flottes schnell zu erlernendes Spiel geworden, dass für Taktikfreaks und Spieler, die nicht mal den kleinsten Glücksfaktor mögen, nur bedingt geeignet ist, aber für alle die einfach ein Zwei-Personen-Spiel für Zwischendurch suchen, das Spaß machen soll und schnell geht, perfekt geeignet ist.
Der Wiederspielwert ist hoch, da oft sofort eine Revanche ansteht.

zwerge6Bleibt nur die Frage, wie das Thema umgesetzt wurde und da hat Pegasus sich wirklich Mühe gegeben. Neben den Spielmechanismen, die den Kampf gut symbolisieren, ist vor allem die Gestaltung dafür verantwortlich, dass man in die Welt der Zwerge hineingezogen wird. Die Illustrationen sind wunderbar gemacht und die Kartennamen reflektieren Ereignisse und Personen aus den Romanen. Glücklicherweise muss man die aber nicht gelesen haben, um seine Freude am Design zu haben. Die Mächte des Bösen sind stimmungsvoll düster gehalten mit einem grünen Kartenrücken auf dem ein Orkkopf zu sehen ist, während die Mächte des Guten heller und positiver gestaltet sind. Auf jeden Fall herrscht hier viel Liebe zum Detail, welche sich auszahlt.

Neben dem Kartenspiel selbst ist eine Erweiterung für das Brettspiel enthalten, die auf dem neuen Zwergenroman Triumph der Zwerge basiert. Die Autoren des Brettspiels und damit auch des Kartenspiels hat Markus Heitz selbst vorgeschlagen, wie ich in einem Gespräch mit ihm Anfang des Jahres in München erfahren konnte.

Also: Wer Fan der Zwerge ist, kann unbesorgt zum Kartenspiel greifen. Mit einem Preis von ca. 10 Euro ist es nicht gerade teuer und jeden Cent wert, den man investiert. Und für alle die ein schnelles, einfaches Spiel suchen ist es eine ebenso lohnende Anschaffung.

Viel Spaß beim Spielen wünscht

Markus

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Literatopia liest mit der Skoobe-App

skoobe-appNormalerweise erwartet euch in dieser Kategorie ja immer ein besonderes Buch, das mich derartig berührt oder bewegt, dass es mir nicht ausreicht, nur eine einfache Rezension darüber zu schreiben. Und normalerweise bin ich bekanntlich jemand, der sich strikt und nahezu ohne Ausnahme gegen eBooks ausspricht, weil ich einfach finde, dass zum Lesen eine gewisse Haptik gehört und es nichts Besseres gibt als den Geruch von Büchern - völlig egal, ob neu oder alt.

Tja, ihr wisst ja, dass ich immer mal wieder für Überraschungen gut bin. Und heute habe ich gleich zwei für euch, denn in dieser Ausgabe von "Die Schattenkämpferin liest" geht es nicht um ein bestimmtes Buch, sondern um eine eBook-App. Damit breche ich quasi gleich aus zwei meiner festen Muster aus und ich kann förmlich sehen, wie so mancher Leser ganz entsetzt nach Luft schnappt. Aber vielleicht atmet ihr erstmal tief durch und lehnt euch zurück, denn natürlich habe ich für alles eine wie immer gute Erklärung.

Auf einer der letzten Buchmessen lernte ich bei einem Blogger-Frühstück die Firma Skoobe kennen. Im Hinblick auf meinen USA-Aufenthalt im Januar wollte ich mir ohnehin ein Tablet zulegen und natürlich war das Angebot von Skoobe daher ziemlich interessant für mich. Denn Skoobe bietet eine umfangreiche Bibliothek an - eBooks von zahlreichen Verlagen, darunter auch viele große Verlage, und in eigentlich allen Genres sind hier zu finden. Für Januar hatte ich mir die App noch nicht zugelegt, stattdessen lud ich mir einige kostenlose eBooks für die Kindle-App runter und packte natürlich auch einige "echte" Bücher in meinen Koffer. Viel gelesen habe ich damals allerdings nicht, sodass die Skoobe damals nicht relevant für mich wurde.

Für meinen jetzigen, dreimonatigen Aufenthalt sah das allerdings schon anders aus. Denn ich lese durchschnittlich ungefähr zehn Bücher im Monat, mal mehr, mal weniger, und umgerechnet auf meine Zeit hier in Los Angeles wäre das ein extra Koffer nur mit Büchern gewesen. Und ich hätte mich vorher festlegen müssen, welche Bücher ich in dieser Zeit lesen möchte. Da ich schon Probleme habe, meinen Lesestoff nur für einen Monat oder auch nur nächste Woche festzulegen und diesen dann auch entsprechend zu lesen, kam das nicht für mich infrage. Von der ganzen Schlepperei mal ganz abgesehen. Und so sprach ich im März auf der Leipziger Buchmesse mit einer Skoobe-Kollegin über meine Möglichkeiten und testete direkt im Anschluss die App - noch während ich in Deutschland war. Was mir dort geboten wurde, gefiel mir gut - meine Merkliste wuchs und wuchs und wuchs und ehe ich mich versah, war der Testmonat auch schon rum und ich stand vor der Entscheidung: Möchte ich für eine solch umfangreiche Bibilothek monatlich einen gewissen Betrag zahlen und dafür uneingeschränkten Zugriff auf nahezu alle meine Wunschlisten-Titel haben?

skoobe-bib
Die Antwort war schnell gefunden - natürlich wollte ich das! In meinem Reisegepäck befinden sich zwar auch zehn "echte" Bücher, von denen die meisten auch schon gelesen sind, aber gerade in den letzten drei oder vier Wochen habe ich sehr oft, eigentlich fast ausschließlich auf Skoobe zurückgegriffen und damit mein Lesetempo erstaunlich gesteigert. Denn mit Skoobe kann ich immer drei Bücher gleichzeitig ausleihen und lesen. Klar, das geht mit richtigen Büchern auch, aber auf diese Weise ist es für mich etwas einfacher, meinen nächsten Lesestoff festzulegen. Und wenn ich doch was anderes lesen möchte, dann scrolle ich mich einfach durch meine Merkliste und entscheide nach Gefühl, welches eBook als nächstes in den Genuss kommt, von mir gelesen zu werden.

Versteht mich nicht falsch, ich bin weiterhin ein ernstzunehmender Verfechter von echten Büchern, doch zumindest für meine Zeit hier in Los Angeles ist diese App einfach perfekt. Und ich laufe niemals Gefahr, unterwegs im Bus plötzlich ohne Lesestoff dazusitzen. Solange ich mein Tablet in der Tasche habe. Da ich jemand bin, der sicherheitshalber immer ein zweites Buch in der Tasche hat, sind mein Rücken und meine Schulter dankbar für diese Alternative. Jede Woche kommen zwischen 70 und 90 neue Titel dazu, sodass ich eigentlich nie aus dem Stöbern rauskomme und viel Zeit damit verbringe, neue Bücher zu entdecken, von denen ich unter anderen Umständen vielleicht nie etwas gehört hätte.

Und das Beste an der ganzen Sache ist: Ich kann euch einladen, diese App ebenfalls auszuprobieren - und zwar für den ersten Monat kostenlos! Wie das geht? Ganz einfach - folgt diesem Link und den dortigen Anweisungen. Damit kommt ihr nicht nur in den Genuss, selbst alle Vorteile von Skoobe kennen zu lernen, sondern schenkt mir im Gegenzug auch noch ein paar kostenfreie Lesetage. Denn für jedes neue Mitglied, das sich über diesen Link anmeldet, bekomme ich bis zu 30 zusätzliche Tage geschenkt.

Wenn das kein guter Deal ist, dann weiß ich auch nicht.
Aber am besten macht ihr euch selbst ein Bild und berichtet mir in den Kommentaren über eure Erfahrungen. Ich für meinen Teil bin froh, dass ich Vertrauen hatte, denn wenn ich ehrlich bin, kann ich mir die Zeit hier in L.A. kaum mehr ohne Skoobe vorstellen. Diese App macht mein Leben hier in den Staaten etwas leichter, denn natürlich könnte ich auch einfach englische Bücher lesen oder mir aus der LAPL ein paar deutsche Bücher ausleihen - aber diese Alternativen sind gerade nicht besonders reizvoll für mich. Außerdem brauche ich für die App kein zusätzliches Licht, was das Nächtedurchlesen einfacher macht - mit fünf Mitbewohnern in meinem Zimmer könnte sich sonst schnell ein kleiner Streit entwickeln.

Also, probiert es aus und überzeugt euch selbst. Und das sagt euch eine, die sich immer vehement gegen die Macht von eBooks ausgesprochen und gewehrt hat ;)


Dies ist ein Gastbeitrag von Schattenwege.net, der privaten Seite unserer Chefredakteurin Jessica.

Nachruf auf Christopher Lee

christopher leeAm Sonntag, den 7. Juni 2015, starb Christopher Lee. Einer der größten Schauspieler, die es je gegeben hat. Ein Gentleman und, so fern man es beurteilen kann, ohne ihn zu kennen, ein sehr angenehmer, vornehmer Mann, der sehr gebildet war. Die Journalisten machen es wie immer und zählen die großen Filme auf, in denen er mitgespielt hat und dann ist gleich wieder vergessen, wer da eigentlich gestorben ist. Im Prinzip bekommt man nur Fakten von ihnen. Dabei war er viel mehr als Dracula, Count Dooku, Dr. Fu Man Chu, Scaramanga und Saruman.

Er war ein Mensch, der sehr viel in seinem Leben gesehen und erlebt hat. Gutes und Schlechtes. Was zum Beispiel häufig vergessen wird zu erwähnen, ist seine Teilnahme am Zweiten Weltkrieg unter anderem auch bei einer nachrichtendienstlichen Spezialeinheit. Christopher Lee hat also in seinem Leben mehr als nur einmal das Böse, welches er so gut verkörpern konnte, gesehen. Und obwohl er sehr häufig den Gegner des Helden spielte, gelangte er zu ungeheurer Popularität und Beliebtheit. Denn er war niemals der tumbe Bösewicht, sondern strahlte immer das gewisse Etwas aus, eine Aura, die ihn überlegen wirken ließ, leicht aristokratisch, mit dem Hinweis darauf, dass unter der Oberfläche der Figur, die er spielte, die Finsternis lauerte.

So schaffte er es, ein ums andere Mal einen Film allein durch sein Auftreten zu retten. James Bond – Der Mann mit dem goldenen Colt wäre heutzutage ohne sein Zutun in Vergessenheit geraten und die neuen Star Wars Episoden 2 und 3 wären seelenlose Spektakel, wenn, ja wenn nicht ausgerechnet Christopher Lee Count Dooku gespielt hätte. Seine Präsenz, seine Ausstrahlung, seine Würde und auch Intelligenz in dieser Rolle zeigen, was alles in diesen ansonsten schlechten Filmen möglich gewesen wäre und ließ einen Jar Jar Binks vergessen. Die anderen Schauspieler dieser Filme hatten praktisch keine Chance einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Würde man einen Star Wars Fan fragen, was an den Episoden 1 bis 3 gut sein soll, die Antwort wäre Count Dooku.

Darüber hinaus war Christopher Lee äußerst belesen und widmete sich jedes Jahr dem Herrn der Ringe. Mit seiner Erfahrung und seiner Begeisterung für Tolkiens Werk, den er einmal persönlich traf, war er somit die logische Wahl für Saruman. Als ich damals hörte, er sei für diese Rolle besetzt worden, dachte ich mir, wird schon passen, mehr nicht. Denn wie der Großteil der Journalisten und der restlichen Menschen war mir sein Name zwar ein Begriff, er hatte immerhin Dracula gespielt, aber wirklich bewusst wahrgenommen hatte ich ihn zuvor nicht. Dabei muss ich zu meiner Schande gestehen, spielte er in einem meiner absoluten Lieblingsfilme mit und ohne es zu wissen, verehrte ich seine Arbeit seit Kindesbeinen an. Die Rede ist von Das letzte Einhorn. Dort spricht er sowohl auf Englisch als auch auf Deutsch den finsteren König Haggard, mit einer Eindrücklichkeit, die nur er zu schaffen vermochte. Ich erinnere mich den Film als Kind gesehen zu haben und zwar insgesamt dem Einhorn die Daumen gedrückt zu haben, wobei der Rote Stier schon irgendwie cooler war, aber König Haggard nahm mich sofort gefangen. Wenn er sprach, hang ich an seinen Lippen und ein Schauer lief mir über den Rücken. Er war ganz der Bösewicht, von der Art, die ich am Liebsten mag. Hart, bedrohlich, unnachgiebig und doch mit einem gewissen Ehrgefühl und einer Ausstrahlung, die ihn weit über den üblichem Kanonenfutter für den Helden erscheinen ließ. Er brauchte keine Waffen oder tausend Gefolgsleute, um einem Angst einzujagen, er allein reichte.

Rückblickend muss ich sagen, dass gerade dieser Film, Das letzte Einhorn, zusammen mit Astrid Lindgrens Brüder Löwenherz und Ottfried Preußlers Kleiner Hexe dafür verantwortlich ist, dass ich auch heute noch liebend gerne in Fantasy-Welten abtauche. Die Existenz eines solchen Genres war mir damals nicht bewusst, aber ich wusste eins: Ich wollte mehr solcher Geschichten lesen, sehen und hören. Ich will nicht sagen, Christopher Lee wäre der einzige Grund, warum ich diesen Film heute noch gerne sehe und er allein für die Wirkung auf mich verantwortlich ist, aber seine Stimme hat einen großen Anteil daran und ein letztes Einhorn ohne ihn ist für mich undenkbar.

Als mir all dies bewusst wurde, war ich von der Wahl, ihn zum Saruman zu machen, begeistert. Wer einen König Haggard eine Stimme geben konnte, der musste einfach auch diesen verschlagenen und gefallenen Zauberer perfekt spielen und so war es auch. Das das Synchronstudio sein Angebot sich selbst zu synchronisieren ausschlug, mit der Begründung sie wollten eine Sprechprobe von ihm, machte mich etwas wütend, schließlich hat er sich auch schon zuvor selbst synchronisiert und wäre damit die bessere Synchronversion gewesen. Wie dem aber auch sei, für mich wird Christopher Lee immer König Haggard bleiben, der oben auf einer der Zinnen seines brüchigen Schlosses neben Lady Amalthea steht und sehnsüchtig aufs Meer hinausschaut. Dorthin, wo ein Schiff in den Westen aufbricht und an einem Gestade anlandet, an das Saruman nie gelangen wird, aber ein Christopher Lee hingehört. In ein Land der Legenden und wirklich großen Menschen.

Mára mesta

König Haggard, Saruman, Dracula, Dr. Fu Man Chu und Scaramanga

Cuio vae, Christopher Lee.

- Markus Drevermann

 

Bildquelle: Christopher Lee auf der Berlinale 2013, Avda, CC BY-SA 3.0