Hallo zusammen,
nachdem ich gestern Abend standesgemäß ziemlich stark erkältet von der Buchmesse heimgekehrt bin (wer nicht erkältet war, ist out!), habe ich erst einmal laaaange geschlafen und versuche nun, meine Eindrücke einigermaßen fehlerfrei festzuhalten. Dabei muss ich mich leider auf die Word-Korrekturen verlassen, da der Kopf weh tut und meine Nase davonläuft … aber schön war’s trotzdem. Auch wenn man die Phantastik regelrecht suchen musste. Wer Fantasy, Science-Fiction oder Horror liebt, dem sei ans Herz gelegt, heute auf den BuCon zu gehen – da findet ihr mehr als auf der Messe! (An dieser Stelle liebe Grüße an die Kollegen vom Geisterspiegel – ja, ich schäme mich in Grund und Boden, dass ich heute nicht dabei bin) …
Aber ganz so düster, wie das erst einmal klingt, sah es natürlich nicht aus. Allerdings lebt das phantastische Frühjahrsprogramm bei den Verlagen hauptsächlich von Fortsetzungen wie beispielsweise dem dritten Band von „Flammenwüste“ von Akram El-Bahay im September 2016 (das Frühjahr dauert im Verlagswesen nun einmal länger). Mit Akram habe ich mich übrigens sehr nett unter einem schillernden weißen Baum (ja, den kennt ihr schön) über 1001 Nacht und Drachen unterhalten. Natürlich durfte er noch nicht wirklich viel vom dritten Band verraten, lediglich, dass er so gut wie fertig ist und die Leser keinen total überfrachteten Trilogieabschluss befürchten müssen.
Mit „Zorn und Morgenröte“ kommt im Februar 2016 übrigens ein weiterer orientalischer Titel, der an die Geschichte von Scheherazade angelehnt ist – inklusive bösem Kalifen, der seine Frauen alle nach einer Nacht umbringt, sich aber später als gar nicht so furchtbar entpuppt. Mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden.

Nachdem bei den meisten großen Verlagen die Phantastik inzwischen eher ein Randphänomen ist, gab es bei Piper wieder ein umfangreiches und tolles Fantasy/Science-Fiction-Programm zu bestaunen: Die Leser dürfen sich über einen neuen Roman von Christoph Hardebusch freuen, der im März 2016 mit „Feuerstimmen“ eine Drachengeschichte vorlegt. Außerdem startet mit „Schwarzer Dolch“ eine neue Reihe des russischen Autors Alexey Pehov. Darüber hinaus gibt es mit "Rotes Gold" etwas neues von Robert Corvus und weitere spannende Titel von deutschen Autorinnen, wie beispielsweise „Die Magie der Namen“ bei IVI, und endlich auch wieder Urban Fantasy samt wunderschönem Cover – im Mai 2016 solltet ihr auf jeden Fall Ausschau nach „Sommergeistern“ halten ;) …
Einer meiner Wunschtitel aus dem kommenden SF-Programm ist „Chrysoar“ von James A. Sullivan, der mit Bernhard Hennen bereits „Die Elfen“ geschrieben hat. Bei der SF bleibt Piper dem aktuellen Konzept treu und präsentiert wieder vier neue Titel, unter denen ein Spitzentitel aus Übersee, ein deutscher Roman, leichte SF-Kost sowie ein Klassiker sind. Ich freue mich persönlich sehr über die SF-Titel bei Piper und hoffe, dass sich daraus ein langfristiges Programm entwickelt - was natürlich nur bei einem gewissen Erfolg klappt. Insofern: Lest mehr SF! :)
Im Messetrubel haben Gesa Schwartz und ich es geschafft, uns immerhin drei Mal kurz zu treffen und ein bisschen über „Nacht ohne Sterne“ und die Entwicklung der Phantastik zu sprechen, die momentan einen schweren Stand hat. Von vielen Verlagen werden die Fantasytitel eher stiefmütterlich behandelt, viele setzen auf neue Pferde und irgendwie mangelt es an Begeisterung seitens der Verlagsmenschen. Dabei wird Phantastik nach wie vor gerne gelesen. Nur ein Zugpferd wie „Harry Potter“ oder „Die Tribute von Panem“ ist nicht in Sicht und da ist bei den meisten Verlagen Vorsicht angesagt. Fans von Gesa Schwartz sei jedoch gesagt, dass es definitiv neue Romane von ihr geben wird und dass die Wartezeit wahrscheinlich nicht allzu lang ausfallen wird.
„Nacht ohne Sterne“ hat Gesa unter anderem auf dem Random House Bloggertreffen präsentiert, wohin ich sie kurzfristig begleitet habe, um sie in der Fantasyecke abzustellen (welche mit Luftballons und einem kleinen Drachenschild markiert war). Kurz nachdem das Foto samt Menschenmasse geschossen war und die erste junge Dame ihr Buch von Gesa signiert haben wollte, kam Bewegung in die Menge – ganz nach dem Motto „Da ist eine Autorin!“ – und plötzlich war sie umringt von Fans, die ein Autogramm und ein Foto wollten. Der perfekte Zeitpunkt also, um mich zurückzuziehen und zu meinem Treffen mit PHANTAST-Redakteurin Eva Bergschneider aufzubrechen, mit der ich fleißig die übernächste Ausgabe geplant habe. (pssst … es wird fantasylastig). Danach traf ich mich mit Daniela Knor, um ein bisschen über ihren aktuellen Roman „Drachenblut“ zu plaudern und einen Crépes zu essen (irgendwie war die Buchmesse wieder sehr ungesund, ich habe hauptsächlich von kleinen Süßigkeitenspenden seitens der Verlage gelebt).
Dicke Katzen-Plüschtiere und Selfpublisher verdrängen Comics
Bereits im vergangenen Jahr berichtete ich Euch vom Rückgang der Comicecke, die zunehmend von Merchandising-Ständen mit dicken Katzen-Plüschtieren und sexy Animefiguren verdrängt wurde. Inzwischen ist von den deutschen Verlagen fast gar nichts mehr zu sehen, einzig Cross Cult sticht aus dem sehr kleinen Comicbereich heraus, wobei auch hier abzusehen ist, dass die Messe langfristig nicht mehr interessant ist, denn sie ist zu teuer geworden. Zudem lohnen sich Spielemessen und Comicconventions, die es glücklicherweise immer zahlreicher gibt, einfach mehr.
Trotzdem möchte ich euch einen herausragenden Titel vorstellen und zwar „Das Upgrade“ von Sascha Wüstefeld und Ulf S. Graupner. Man kann gar nicht wirklich in Worte fassen, worum es in diesem durchgeknallten Surf-Rock-DDR-Superhelden-Drama geht, aber wer ausgefallene deutsche Eigenproduktionen liebt, sollte auf jeden Fall einen Blick riskieren! (oder auch zwei oder drei …) Auf folgendem Foto seht ihr übrigens nahezu den ganzen Comicbereich:

So, jetzt habe ich den Punkt erreicht, an dem ich keinen richtigen Satz mehr formulieren kann, und verziehe mich wieder ins Bett (eventuell gibt es Montag noch einen Abschlussbericht, in dem ich noch ein paar Sachen nachhole). Auch wenn ich nicht restlos begeistert von der Buchmesse war, da sie ihre Vielfalt immer mehr einbüßt, gab es doch ein paar kleine Leckerbissen in den kommenden Programmen und viele schöne Wiedersehen. Für die einen ist Frankfurt die Businessmesse schlechthin, für mich ist sie eher ein Familientreffen und es fühlt sich jedes Mal an, als wäre man nie weggewesen …
Viele Grüße
- Judith

Kürzlich ist "Im Schatten der Hanse" von Henning Mützlitz erschienen:
Kürzlich ist "Der Blogger" von Patrick Brosi erschienen:
Ach, und was mir gerade noch wieder einfällt - vor dem Termin habe ich ein wenig in den Regalen gestöbert, um meine Wartezeit zu verkürzen bzw. zu versüßen, und da bin ich doch tatsächlich auf einen Buchrücken gestoßen, auf dem eine meiner Rezensionen zitiert wird! Ja, ihr lest richtig. Mein Zitat auf einem Buchrücken. Steht zwar "Literatopia" drunter, aber trotzdem ist es meine Rezension *stolz geschwellte Brust* Welches Buch es ist, wollt ihr wissen? Verrate ich euch gerne -
Und so kam dann auch endlich ein weiteres All-time-Highlight - unser Termin beim Doppelstand von Loewe und Script5, von wo aus man wie immer einen großartigen Ausblick auf die untere Etwage der Halle 3 hat. Hier wurden mir persönlich kleine Freudenschreie entlockt, als die Vorschau des kommenden Frühjahrprogramms von Loewe folgende Titel offenbarte: "Infernale" von
Und schließlich kam abschließend noch ein spontaner Termin beim Arena-Verlag als letzte offizielle Amtshandlung an diesem Tag. Auch hier blieben leider nur ein paar Momente, auch weil wir erstmal viel privat geplaudert und Meinungen ausgetauscht haben, bevor wir uns auf das kommende Programm konzentrierten. Hier kann ich euch aber immerhin schon soviel verraten: Es warten neue Romane von Antje Babendererde, Kira Gembri und Kim Kestner. Meine Neugier wurde allerdings von drei anderen Titeln geweckt, nämlich von "Eiskalt" und "Lautlos" von der "Dämmerhöhe"-Reihe aus Island von den Autorinnen Brigitta Elín Hassel und Marta Magnadottir sowie "Alba & Seven - Vertraue niemals der Erinnerung" von Natasha Ngan.
Auf diesen Artikel habt ihr sicher schon händeringend, immer wieder den Blick auf die Uhr werfend, langsam verzweifelnd gewartet - aber ich habe euch nicht vergessen und im Gegensatz zur Leipziger Buchmesse, die dieses und letztes Jahr ohne Berichterstattung auf den Schattenwegen auskommen musste, setze ich mich jetzt tatsächlich hochmotiviert an den heutigen Messetagesbericht. In der Hoffnung, dass ich den Daheimgebliebenen wenigstens ein Stück weit das Buchmessengefühl ins Wohn- oder Arbeitszimmer, oder wo immer ihr diesen Artikel lesen werdet, bringen kann. Und tatsächlich ist die Frankfurter Buchmesse auch dieses Jahr wieder ein echtes Abenteuer, wie die ersten anderthalb Tage schon eindrucksvoll bewiesen haben.
Bis mich dann nachts um halb eins ein verspäteter Mitbewohner aus dem Schlaf riss, weil er der Meinung war, dass man um diese Uhrzeit in einem Mehrbettzimmer durchaus mit den Türen knallen, sein Handy gefühlte tausend Mal fallen lassen und außerdem auch die Festtagsbeleuchtung einschalten könne. Ich bin trotz knackender, nervtötender Heizung recht schnell wieder weggedöst und habe nur unterbewusst mitbekommen, dass er irgendwas mit Schraubverschluss getrunken hat. Was das war, sollte ich dann am nächsten Morgen bei Tageslicht noch genauer mitbekommen. Jedenfalls verfiel ich wieder in einen unruhigen Schlaf, bis um 05:30 Uhr sein verkackter Wecker losgeht und ungelogen geschlagene fünfzehn oder zwanzig Minuten vor sich hindudelt, bevor er überhaupt irgendwie reagiert. Dann steht er kurz auf, geht pinkeln (bei offener Tür! Ist euch grad die Kinnlade runtergefallen? Dann versetzt euch mal in meine Lage ...) und legt sich wieder hin. Damit zehn Minuten später wieder der Alarm dudelt und er. Wieder. Nicht. Reagiert. Bin dann aufgestanden, hab die Zimmertür recht unsanft hinter mir geschlossen und mein Gemüt mit einer Zigarette vor der Hostellobby ein wenig beruhigt. Als ich wiederkam und grad wieder unter meine Decke schlüpfte, bequemte er sich dann doch aus dem Bett und verließ das Zimmer. Zum Glück dauerhaft, die Putzfrau hat sein Bett am Vormittag abgezogen. Leider hat sie aber die beiden kleinen Jägermeisterflaschen auf seinem Nachttisch übersehen ... Da haben wir das Geheimnis seines nächtlichen Konsums.
Tjaaaaa, und somit kommen wir auch schon zum meinem ersten Messehighlight, denn heute Abend durfte ich der Vor-Premiere zu "Fremd" beiwohnen, dem gemeinsamen Thriller-Projekt von