Liebe Leser*innen,
2025 ist nicht mein Jahr und ich hatte tatsächlich überlegt, den Buchmesse Convent ausfallen zu lassen - letztlich bin ich froh, dass ich doch da war, und es war ein toller Tag voll interessanter und aufbauender Gespräche. Dieses Mal habe ich nur drei Programmpunkte besucht, dazu später mehr. Die meiste Zeit stand ich draußen - das Wetter war wieder einmal perfekt - und habe mich mit unterschiedlichsten Leuten unterhalten. In meinem privaten Umfeld gibt es wenige Menschen, die lesen, und eigentlich niemanden, der so wie ich gerne Science Fiction / Phantastik liest. Austauschen über SFF kann ich mich eigentlich nur im Netz, insofern war es wieder einmal großartig, so viele Menschen zu treffen, die meine Begeisterung für die Phantastik teilen, die Phantastik lesen, schreiben und darüber berichten. Es war schön, von Menschen umgeben zu sein, die wie ich sind, auch wenn wir nicht immer die gleichen Bücher mögen. Aber in meiner "Bubble" sind wir uns doch sehr ähnlich, wie Basics stimmen, auch politisch, und wenn man wie ich im "real life" immer viel Kontra und Unverständnis bekommt, tut es schlicht gut, mit Menschen zu reden, denen man nichts groß erklären muss, die einfach nur wissend nicken und die im Gegensatz zu mir noch mehr Hoffnung mitbringen. 
Aprospros Hoffnung - der Tag begann mit der Vorstellung von "Das Science Fiction Jahr 2025" mit Alessandra Reß, Melanie Wylutzki und Michael Wehren und das Schwerpunktthema ist dieses Mal "Utopien".  Es ging im Panel insbesondere um Solarpunk und Utopien im Kleinen, also all das Positive, zu dem Menschen auch fähig sind. Ich habe einen Artikel und zwei Rezensionen zum SF-Jahrbuch beigesteuert und war freudig überrascht, dass der Raum sehr gut gefüllt war. Leider war nur eine halbe Stunde Zeit und die Diskussion erstarb, bevor sie richtig beginnen konnte. Nächstes Jahr sollte man eine Stunde einplanen!. 
Danach unterhielt ich mich eine Stunde mit Freunden und Bekannten, ehe es weiter ging zum Piper-Verlagspanel, das ebenfalls sehr gut besucht war - so gut, dass manche nicht mehr in den Raum passten. Lektorin Kathrin Dodenhoeft und Autorin und Übersetzerin Judith Vogt stellten aktuelle Verlagstitel vor, parallel zu einer lebhaften Diskussion, die eigentlich im Anschluss stattfinden sollte. Doch die Leser*innen hatten viel Redebedarf und so war das Panel eher eine große Diskussion mit eingeschobenen Buchvorstellungen. Diskutiert wurde unter anderem über die allgegenwärtige Dark Romance / Dark Romantasy, über englische Titel für deutschsprachige Bücher (finde auch ich langsam too much) und Romane, die ursprünglich einmal Fanfictions waren, wobei sich die Leser*innen nicht einig waren, wo Fanfiction anfängt und aufhört. Bei dem großen Redebedarf würde sich eine größere Talkrunde für den BuCon anbieten. 
Eigentlich wollte ich dann gerne zur Lesung von Aiki Mira aus dem neuen Roman "Denial of Service", den ich gerade lese - aber ich hatte so brutalen Hunger, dass ich mir stattdessen Pommes organisiert habe und wieder zum Schwätzen übergegangen bin. Immerhin habe ich Aiki dann draußen noch kurz getroffen und wir konnten uns noch kurz unterhalten, zusammen mit Thorsten Küper, mit dem wir über die aktuellen Querelen in der Szene gesprochen haben.
Die Lesung der Vögte ist ein Pflichtprogrammpunkt beim BuCon. Dieses Mal haben sie aus ihrem bald erscheinenden Romantasy-Roman "The Icebound Kingdom" gelesen, zusammen mit James A. Sullivan und Susann Loevenich. Aus ihrem Roman "Der Glückskrämer" wurde ebenfalls zu viert gelesen. Es war (wie immer!) legendär und sehr amüsant. Die Vögte sind einfach großartige Vorleser*innen und Susann Loevenich konnte da locker mithalten. Momentan habe ich wenig Lust auf Fantasy, aber "Der Glückskrämer" klingt nach einem sehr humorvollen Fantasybuch, notiert euch das mal. "The Icebound Kingdom" werde ich natürlich lesen und bin schon sehr gespannt, wie die Vögte das umsetzen. Die Lesung klang schon mal vielversprechend. James A. Sullivan hat die drei unterstützt und noch ein bisschen was über seinen aktuellen historischen Roman "Die mutige Rebellin" erzählt, den er zusammen mit Patricia Eckermann über Rosa Parks geschrieben hat. Nach der Lesung posierten James A. Sullivan, Nora Bendzko und Judith Vogt für ein gemeinsames Foto (siehe unten). 
Den Rest des Tages verbrachte ich wieder mit Gesprächen, die meiste Zeit draußen. Ein großes Thema war Künstliche Intelligenz und der Einsatz von sogenannter KI bei Coverillustrationen und beim Übersetzen. Die meisten stehen diesem Einsatz von KI kritisch gegenüber, wie ich, insbesondere da Trainigsdaten quasi aus Diebstahl stammen, denn kaum jemand hat sein Einverständnis gegeben, dass die eigenen Bilder und Texte dafür benutzt werden dürfen. In einem Artikel habe ich kürzlich gelesen, dass sich das Internet von einem Kooperationsraum in eine Extraktionszone verwandelt hat und das trifft es leider erschreckend gut. Das Thema ist zu komplex für einen BuCon-Bericht, aber es treibt die Phantastikszene um, natürlich. 
Ein paar Bücher habe ich am Ende auch noch erworben: "Totenlied", den neuen Band der "Kemet"-Reihe von Melanie Vogltanz und Jenny Wood, das sie mir auch gleich signiert haben. "Frozen, Ghosted, Dead" von Sameena Jehanzeb, das ich mir letztes Jahr eigentlich schon holen wollte. Die aktuelle "Queer*Welten"-Ausgabe musste natürlich auch mit, sowie mein Belegexemplar von "Das Science Fiction Jahr 2025". Am Amrûn-Stand habe ich dann natürlich auch noch vorbeigeschaut, ist quasi auch Pflicht, auch wenn ich viele der großartigen Bücher schon habe. Dann habe ich mich noch nett mit Christoph Grimm, dem Herausgeber des Weltenportals, unterhalten und festgestellt, dass man mich auf der neuen Ausgabe von Frank Lauenroths "Black Ice" zitiert hat :D - und zum Abschluss gab es natürlich wieder die Heimfahrt mit "Perry Rhodan"-Chefredakteur Klaus Frick, der den BuCon-Ehrenpreis für sein Lebenswerk abgestaubt hat und dafür eigentlich noch zu jung ist. 
Fazit: Ein schöner Tag, ein viel zu kurzer Tag, ein Tag, am dem es für alle okay war, dass meine Stimmung eher getrübt war ... ein Tag unter Leuten, die ein bisschen wie ich sind, mit denen ich mich verbunden fühlte. Bis nächstes Jahr!
- Judith